Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 308 Groß-Umstadt, Evangelische Kirche 1605

Beschreibung

Epitaph des kurpfälzischen Kellers Bernhard Magsam. Das dreiteilige Epitaph aus rotem Sandstein ist heute außen in die Südwand des Langhauses eingemauert. Der Mittelteil wird von Pilastern flankiert, die mit Voluten und Rollwerk verziert sind. Er trägt eine Grabinschrift (B) und darüber ein Bibelzitat (A). Zwischen den beiden Inschriften sind zwei Kapitalisbuchstaben (C) angebracht, bei denen es sich möglicherweise um die Meistersignatur handelt. Im mit Rollwerk verzierten Aufsatz befindet sich ein Medaillon mit zwei Wappen. Von der ehemals im Unterhang angebrachten Inschrift ist nur noch ein H zu erkennen. Der Rest ist völlig zerstört.

Maße: H. 199, B. 101, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Humanistische Minuskel (A). Kapitalis (B).

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. A

    ROM 8 / ich halte darfür das disser zeitt leiden / nicht wertt seÿ der herligkeitt die an / uns soll offenbartt werden ·1)

  2. B

    DEN 18 SEPTEMBRIS ANNO 1605 IST / DER ERNHAFT VND FVRGEACHT BERNHART / MAGSAM CHVRFVSTLICHER PFALTZ IN / DIE ZWANZIG IAR GEWESENER KELLER / ALHIE ZV VMBSTAT IN GOTT SELIGLICH ENT/SCHLAFFEN VND ANDERN TAGS HIEHER IN / SEIN RVHEBETLEIN GELEGT WORDEN VER/LIES HINDER IHM SEIN LIEBE HAVSFRAVW / KATHAREIN MIT ZWEN SOHNEN HENRICH/EN VND BALTHASARN WIE AVCH 4 DOCHTER / OTILIA AMMELLIA REGINA VND ANNA / MARIEN IM LEBENa) DER ALMECHTIGE VER/LEIHE IHME SAMPT ALLEN CHRISTGLAV/BIGEN EIN FROLICHE VFERSTEHVNG · / NATVS 1551 OBŸT 18 SEPTEMB(RIS) ANNO / 1605

  3. C

    AF

Wappen:
Magsam;2) unbekannt.3)

Kommentar

Die humanistische Minuskel der Inschrift (A) zeigt denselben Duktus wie die entsprechende Inschrift auf dem Epitaph des Georg Gans.4) Besonders auffällig sind vor allem das zweistöckige a, dessen unterer Bogen weit hochgezogen ist, sowie das übergroße w. Charakteristisch für die Kapitalis sind die überhöhten Anfangsbuchstaben, das offene D, das E mit einem am Ende angeschrägten unteren Balken, und das M mit kurzem Mittelteil. Auch diese Schriftmerkmale lassen sich bei dem Epitaph des Georg Gans feststellen. Es ist deshalb wahrscheinlich, daß beide Epitaphien aus der Werkstatt des Meisters mit der Signatur AF stammen.

Der 1551 geborene Bernhard Magsam übernahm vermutlich im Jahr 1585 von seinem Vorgänger Balthasar Breunle5) das Amt des kurpfälzischen Kellers, das er laut der Inschrift 20 Jahre lang, also bis zu seinem Tod im Jahr 1605 ausübte.

Textkritischer Apparat

  1. Das zweite E ist durch das von gleicher Hand nachgetragene N überschrieben worden.

Anmerkungen

  1. Röm 8,18.
  2. Blumenvase mit fünf langstieligen Blumen.
  3. Ein Eimer.
  4. Vgl. Nr. 301.
  5. Vgl. zu ihm Nr. 253.

Nachweise

  1. Scholz, Inschriften 74, Nr. 30.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 308 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0030801.