Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 207 Seeheim, Evangelisches Pfarramt 1564, 1578, 1625

Beschreibung

Epitaph der Elisabeth Rosenberger, geborene Götz. Die rechteckige Tafel aus schwarzem Schiefer stand früher in einer Wandnische der nördlichen Seitenkapelle (Sakristei) der evangelischen Kirche und befindet sich heute im Pfarramt. Sie trägt eine 17zeilige Grabinschrift (A), bei der die Sinntrennung durch Kommata und die Abtrennung der Zahlzeichen durch Punkte auf der Grundlinie erfolgt. In den unteren Ecken ist je ein Wappen angebracht. Hinter dem letzten Wort der 13. Zeile ist eine Jahreszahl (B) eingeritzt, und eine weitere Jahreszahl (C) befindet sich rechts unter dem letzten Wort.

Maße: H. 75, B. 60, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. A

    DIE TVGENTSAM ELISABETH / GÖTZIN VON, LADENBVRG, / DES ERNHAFTEN CHRISTOF / ROSENBERGERS KELNERS / ZV SEHEIM EHELICHE HAVS=/FRAWE, HAT MIT IME IM / EHESTANDT GELEBT OHNE / LEIBS ERBEN, . XII IHAR, / II MONAT, STARB IM IHAR / CHRISTI . M. D. LXIIII. / DEN . X. TAG DES MONATS / FEBRVARII, VMB III VHRN / VOR MITTAG, IHRES / ALTERS, / XXXIIII / IHAR, / ETC(ETERA)

  2. B

    1578

  3. C

    1625

Wappen:
Rosenberger; Götz.1)

Kommentar

Die Inschrift ist in einer breiten Kapitalis geschrieben. Die Buchstaben A, M, N und V sind mit Linksschrägenverstärkung gebildet. Bei den Buchstaben B, C, D und G sind die Bogenverstärkungen deutlich ausgeprägt. Beim E ist der mittlere Balken sehr kurz, während der untere Balken stark verlängert ist. Die Hasten des M stehen etwas schräg, und der Mittelteil reicht nur bis zur Zeilenmitte. Das R trägt eine gewellte Cauda. Bei allen Namen und auch bei einigen anderen Wörtern ist der Anfangsbuchstabe etwa 1 cm größer als die übrigen Buchstaben. Im Gegensatz zu der sorgfältig eingehauenen Kapitalis sind die später hinzugefügten Jahreszahlen (B) und (C) nur flach eingeritzt.

Von Elisabeth Götz ist lediglich bekannt, daß sie ihren Mann Christoph Rosenberger am 1. Dezember 1551 heiratete.2) Er war von etwa 1555 bis 1576 Keller der Grafen von Erbach in Seeheim und ist 1583 als Amtmann in Hirschhorn am Neckar belegt.3) Christoph Rosenberger führte das Wappen der adeligen Familie von Rosenberg, in deren Genealogie er allerdings nicht nachweisbar ist.4) Da das Epitheton ehrenhaft in der fraglichen Zeit in Grabinschriften fast ausschließlich für angesehene Bürger verwendet wird,5) dürfte Rosenberger zu dieser Schicht gehört haben. Ob er das Wappen der Namensähnlichkeit wegen nur okkupierte oder ob er der unehelichen Verbindung eines von Rosenberg entstammte, ließ sich nicht feststellen.

Anmerkungen

  1. Zwei mit der Spitze gegeneinander gekehrte Tuchschererklammern.
  2. Kunz, Amt Tannenberg-Seeheim 46.
  3. Müller, Ortsnamenbuch 341, 653; Kunz, Amt Tannenberg-Seeheim 46.
  4. Vgl. Biedermann, Geschlechtsreg. Ottenwald Taf. CCCCI B – CCCCXIII.
  5. Vgl. DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) XXXIII und DI 38 (Lkr. Bergstraße) Nrr. 166, 179.

Nachweise

  1. Dammann, Kdm. 257.
  2. Kunz, Kirchen 139, Abb.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 207 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0020705.