Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 199 Gräfenhausen, Turmstraße 2, ehem. Schloß 1555, 1583

Beschreibung

Jahreszahlen und Namensinschrift am ehemaligen Schloß der Familie von Heusenstamm, dem heutigen Altersheim „Ohly-Stift“. Über dem Treppenturmportal des ehemaligen Hofhauses, das an der Südseite des Innenhofes der heutigen Anlage steht, ist ein ädikulaförmiger Wappenstein angebracht. Die überstehenden Zwickel zu Seiten des mit einer Muschel gefüllten Rundgiebels tragen die Inschrift (A), während sich die zweispaltige Inschrift (B) in der Sockelzone befindet. Das Mittelfeld nimmt ein von zwei Helmen bekrönter, aus vier Wappen zusammengesetzter quadrierter Schild1) ein. Eine weitere Inschrift (C) ist am 1980 restaurierten Portal des Hauptbaus angebracht. Die erhabenen Buchstaben sind modern, doch geht der Text möglicherweise auf eine alte Vorlage zurück. Wann die Inschrift in der heutigen Form angebracht wurde, ließ sich nicht feststellen.2) Sie wird von zwei Wappenschilden flankiert. In den Inschriften (A) und (C) dienen jeweils Quadrangeln als Worttrenner. Die Maßangaben beziehen sich nur auf den Wappenstein des Hofhauses.

Maße: H. 123, B. 65, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A, B, C). Gotische Minuskel mit Versal (C).

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/6]

  1. A

    ANNO DOMINI / · 1 · 5 · [5] · 5a) ·

  2. B

    HANS / HEINRICH / VO(N)b) HEVSENSTA(M) // MARGRE/TA VON / KRONBERG

  3. C

    Anno domi(ni) · M · D · L · XXXIII · / 1 5 · · 8 3 ·

Wappen:
1. Heusenstamm, 3. Mosbach von Lindenfels; 2. Kronberg (Kronenstamm), 4. Landsberg.3)
Kronberg; Riedesel von Eisenbach.

Kommentar

Die Kapitalis zeigt einige charakteristische Besonderheiten. Die linke Haste des trapezförmigen A, der untere Schrägbalken des K und die gewellte Cauda des R sind stets über die Grundlinie hinaus verlängert. Auch die Hasten der beiden I in DOMINI laufen in einem nach links gewendeten, unter die Grundlinie gezogenen Strich aus.

Hans Heinrich war ein Sohn des Walter von Heusenstamm und der Anna Mosbach von Lindenfels. Er heiratete 1555 Margareta, die Tochter Philipps III. von Kronberg und der Clara von Landsberg. Nach ihrem Tod heiratete Hans Heinrich 1579 Clara Riedesel von Eisenbach.4) Das Portal des Hauptbaus zeigt also die Wappen der verstorbenen ersten und der zweiten Ehefrau, während das Wappen des Mannes fehlt. Hans Heinrich war Erbmarschall des Erzstiftes Mainz, kurmainzischer Rat und Amtmann zu Amorbach, Buchen und Dürn (Walldürn) sowie Oberhofmarschall. Er starb 1615.5)

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzt nach Kulturdenkmäler Darmstadt-Dieburg.
  2. O mit V verschränkt.

Anmerkungen

  1. Es handelt sich um ein Eheallianzwappen, das um die mütterlichen Wappen erweitert ist.
  2. Zur Geschichte des Schlosses vgl. 750 Jahre Gräfenhausen 100 – 106.
  3. Geteilt, oben ein Sechsberg.
  4. Humbracht, Stammtafeln 134; Ronner 86.
  5. Humbracht, Stammtafeln 134.

Nachweise

  1. 750 Jahre Gräfenhausen 101 mit Abb. 50 f.
  2. Kulturdenkmäler Darmstadt-Dieburg 555.
  3. Ronner, Kronberg 87, Abb. 67.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 199 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0019902.