Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 175 Babenhausen, Fahrstraße 24 1544

Beschreibung

Spruchinschrift im Schwellbalken des Erkers. Die Inschrift ist in das Holz eingekerbt. Die Ausmalung der Buchstaben ist neu.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/4]

  1. ANNOa) 1544 / NVSQVAM TVTAb) FIDES1) / · H(ANS) · FLEYSCHBEYN

Übersetzung:

Im Jahr 1544. Nirgens gibt es sichere Treue.

Kommentar

In die mit breiten Schäften ausgeführte Kapitalis flossen in erheblicher Weise Formen der frühhumanistischen Kapitalis und der Fraktur ein. Das D ist unzial und weist einen Schwellzug der Fraktur auf. Die Balken beim E sind gleich lang, das M ist mit schrägen Hasten und einem sehr kurzen Mittelteil gebildet, und die Schräghaste des N ist dünn.

Die Jahreszahl gibt vermutlich das Jahr der Fertigstellung des Hauses an, das der hanau-lichtenbergische Rat und Diener Hans (Johannes) Fleischbein errichten ließ.2) Stotz bezieht die Inschrift auf die Einführung der Reformation in Babenhausen und nimmt an, Fleischbein habe damit seinem Zweifel am katholischen Glauben Ausdruck geben wollen.3) Tatsächlich wurde die Reformation in Babenhausen aber erst 1545 eingeführt,4) so daß der hergestellte Zusammenhang unwahrscheinlich ist.

Mit NVSQVAM TVTA FIDES beginnen verschiedene Hexameter, die seit dem 15. Jahrhundert in mehreren Spruchsammlungen überliefert sind und stets die mangelnde Treue zum Thema haben.5) Die drei Anfangsworte werden aber auch häufig alleine zitiert. Im vorliegenden Falle stehen sie wohl als Devise des Johannes Fleischbein.

Textkritischer Apparat

  1. o klein und hochgestellt.
  2. Das erste T besitzt die Form eines C mit schräg angesetztem Balken im oberen Bogenabschnitt.

Anmerkungen

  1. Walther, Lateinische Sprichwörter II/3, Nrr. 19391 – 19392.
  2. Zu ihm vgl. Nrr. 211, 213.
  3. Stotz, Alte Häuser 27.
  4. Müller, Einführung der Reformation 29 f.
  5. Siehe oben Anm. 1; vgl. z. B. Nr. 19391: „Nusquam tuta fides, idcirco fallimur omnes“; die drei Anfangsworte sind Vergil, Aeneis 4,373 entnommen.

Nachweise

  1. Herchenröder, Kdm. 41.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 175 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0017506.