Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 149 Babenhausen, Bauhof, aus Evangelischer Kirche 1521?

Beschreibung

Fragment der Grabplatte eines Angehörigen der Familie Praunheim-Sachsenhausen. Das Fragment wurde 1992 bei der Aushebung einer Baugrube an der Fahrstraße am Standort des ehemaligen Spritzenhauses aufgefunden. Von der Platte aus rotem Sandstein ist nur noch ein Teil der unteren und der linken Leiste sowie ein Stück des Feldes vorhanden. Auf letzterem ist noch der Rest eines Wappens zu sehen. Der einzige noch erkennbare Worttrenner ist ein Quadrangel.

Maße: H. 83, B. 47, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. [. . .]a) · den / m[an] nendt krick [. . .]

Wappen:
Praunheim-Sachsenhausen.1)

Kommentar

Die Verwendung der deutschen Sprache2) und die voll entwickelte, im Vierlinienschema geschriebene Minuskel lassen eine Einordnung der Grabplatte in das letzte Drittel des 15. Jahrhunderts zu, wobei sich aber auch die ersten 20 Jahre des 16. Jahrhunderts nicht ausschließen lassen.3) Nach Ausweis des noch gut identifizierbaren Wappens muß es sich bei dem Verstorbenen um einen Angehörigen der Familie Praunheim-Sachsenhausen handeln, der laut der Inschrift den Beinamen krick trug. In der Stammtafel Praunheim läßt sich nur eine Person mit diesem Beinamen nachweisen, nämlich Conrad, der Sohn des Dam von Praunheim und der Anna Krieg von Altheim.4) Den Beinamen erhielt Conrad also über die Mutter. Humbracht hat Conrad nur für 1474 nachgewiesen und gibt an, er sei 1521 im Elsaß gestorben. Sollte diese Angabe richtig sein, kann das Grabplattenfragment kaum zu ihm gehören. Allerdings hätte Conrad über die Familie seiner Mutter gute Verbindungen zu Babenhausen gehabt, da sowohl der Vater Annas, Conrad Krieg von Altheim, als auch sein gleichnamiger Sohn als Amtmänner in Babenhausen wirkten.5) Auf diese Weise wäre die Bestattung Conrads von Praunheim in der Babenhausener Kirche erklärlich. Die derzeitige Forschungslage läßt aber keine endgültige Antwort in der Identifizierungsfrage zu.

Textkritischer Apparat

  1. An der Bruchkante sind noch zwei i-Hasten zu erkennen.

Anmerkungen

  1. Ein Balken, darauf ein Dreiberg, aus dem drei Stiele mit je einer Blüte zwischen zwei Blättern wachsen. Das Schildbild kommt auch ohne den Dreiberg vor. Von dem beschädigten Wappen ist noch ein Teil des Balkens und darüber ein Stück des Dreibergs mit Stiel, Blüte und Blättern zu sehen.
  2. Vgl. dazu Einleitung, Kap. 4. 1.
  3. Vgl. die Minuskelinschriften von Nrr. 118, 124, 140.
  4. Humbracht, Stammtafeln 90.
  5. Möller, Genealogische Beiträge 133; Martin 16.

Nachweise

  1. Martin, Babenhäuser Grabsteinfunde 16 mit Abb. 1.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 149 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0014905.