Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 130 Spachbrücken, Evangelische Kirche 1513

Beschreibung

Namensansage sowie Meister- und Herstellungsinschrift mit Gußjahr auf einer Bronzeglocke des Dreiergeläuts im Kirchturm. Die einzeilige Inschrift läuft auf der Schulter um. Sie wird oben von einem einfachen Steg und unten von einem Doppelsteg mit Zinnenfries und hängendem Blütenfries begrenzt. Der Wolm trägt einen kräftigen Grat, und der Schlagring ist mit einem Doppelsteg verziert.

Maße: H. 62, Dm. 77, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/4]

  1. MARIA GLOCK HEIS ICHSTEFFAN ZV FRANCKFORT GOS MICHAN(N)O XIII

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Die Kapitalis ist von klassischen römischen Vorbildern beeinflußt. A, M, N und V sind mit Linksschrägenverstärkung ausgeführt. C und G weisen Bogenverstärkungen auf, und das O ist mit einer Schattenachse gebildet. Das A ist fast spitz, der Mittelbalken des E ist verkürzt, und der Mittelteil des M reicht fast bis auf die Grundlinie. Das R trägt eine stachelförmige Cauda. Die Kapitalis der später von Steffan von Frankfurt gegossenen Glocken zeigt nicht mehr die hier vorhandene Nähe zu den klassischen Vorbildern. Das Formular der Inschrift sowie die Verzierung werden jedoch weiterhin verwendet.1)

Steffan von Frankfurt (von Bingen) heiratete nach 1514 Margarethe Hase, die Witwe des Frankfurter Glockengießers Hans von Winterberg.2) Im Jahr 1515 wurde er als Büchsenmeister der Stadt Frankfurt angenommen.3) Bis zu seinem Tod 1521 goß er zahlreiche Glocken, unter anderem für Gernsheim, Hallgarten, Wixhausen und Gundernhausen.4) Daneben sind auch drei von ihm gegossene Geschütze bekannt.5)

Anmerkungen

  1. Vgl. DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nr. 374 mit Abb. 131; die Glocke wurde 1951 umgegossen; Nr. 144; Nr. 145; die Gernsheimer Glocke Nr. 135 besitzt die gleiche Verzierung, aber einen anderen Text.
  2. Zu ihm vgl. die vorangehende Nr.
  3. Zur Person vgl. Bund, Glockengießer 177.
  4. Vgl. Anm. 1.
  5. Vgl. das Werkverzeichnis bei Bund, Glockengießer 177 – 179, in dem die Glocke für Gundernhausen allerdings fehlt. Zu dem „Nachtigall“ genannten Geschütz, das Steffan für Franz von Sickingen goß, vgl. DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) Nr. 254.

Nachweise

  1. Herchenröder, Kdm. 284.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 130 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0013009.