Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 129 Darmstadt-Eberstadt, Evangelische Dreifaltigkeitskirche 1512

Beschreibung

Namensansage, Meister- und Herstellungsinschrift mit Gußjahr auf einer Bronzeglocke im Kirchturm. Die einzeilige Inschrift läuft auf der Schulter zwischen Stegen um. Als Worttrenner wurden Quadrangeln mit paragraphzeichenförmig ausgezogenen Zierstrichen verwendet. Den Untersteg ziert ein hängender Bogenfries mit Lilien. Der Wolm trägt einen kräftigen Grat, und auf dem Schlagring läuft zwischen zwei Stegen ein floraler Fries um.

Maße: H. 82, Dm. 94, Bu. 3,3 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/7]

  1. SANT · ANNA · GLOCK · HEIS · ICH ·MEISTER · HANS · ZV · FRANCKFORT · GOS · MICH· XVa) · XII ·

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Die Buchstaben der Inschrift zeigen die charakteristischen Merkmale der frühhumanistischen Kapitalis. Das trapezförmige A trägt einen breiten Deckbalken, das E ist zweibogig, das I besitzt einen Nodus, und der Balken des H ist mit einer Ausbuchtung nach unten versehen. Das M ist mit schräggestellten Hasten und einem schmalen, weit nach oben gezogenen Mittelteil gebildet. Das N ist retrograd mit einer Ausbuchtung am Schrägschaft. Auch das Z ist retrograd und trägt einen kleinen Nodus in der Mitte des Schrägschaftes. Die Glocke zeigt damit die für Hans von Frankfurt typischen Buchstabenformen, wie sie z. B. auch auf seinen Glocken in Birkenau (1510),1) Monzingen (1512),2) Hattenheim (1513)3) und Kiedrich (1513)4) vorhanden sind.

Hans von Frankfurt (Hans von Winterberg) läßt sich ab 1500 als Glockengießer nachweisen. Außerdem war er Büchsenmeister des Grafen von Leiningen. Im Jahr 1509 heiratete Hans Margarethe Hase, die Witwe des Frankfurter Gießers Niklas Göbel, wurde Bürger der Stadt Frankfurt und bewarb sich um das Büchsenmeisteramt. Zusammen mit seiner Frau führte er dann die Frankfurter Gießhütte weiter. Er starb 1514.5)

Textkritischer Apparat

  1. Ein Multiplikator fehlt.

Anmerkungen

  1. DI 38 (Lkr. Bergstraße) Nr. 94.
  2. DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) Nr. 242 mit Abb. 116.
  3. DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nr. 362.
  4. DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nr. 363 mit Abb. 129; Nr. 364 mit Abb. 130.
  5. Bund, Glockengießer 174.

Nachweise

  1. Wörner, Glocken-Inschriften 62.
  2. Haupt, Kdm. 309.
  3. Weißgerber, Herren von Frankenstein 135.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 129 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0012909.