Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 126 Neunkirchen, Evangelische Kirche nach 1480 – 1509

Beschreibung

Namensbeischrift unter einer Darstellung des Kirchenpatrons Damian an der Ostwand im ehemaligen Chor, links neben dem Fenster. Die Wandmalerei wurde 1980 freigelegt.1) Von der Figur sind nur der untere Teil des Gewandes sowie die Füße erhalten. Darunter befindet sich die in schwarzer Farbe aufgemalte Inschrift, deren Buchstaben stark verblaßt sind.

Maße: H. 91, B. 58, Bu. 8 cm

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. [. . . da]mianus

Kommentar

Nach der Legende waren Kosmas und Damian Zwillingsbrüder und Ärzte und erlitten in der Diokletianischen Verfolgung das Martyrium.2) Da sie stets zusammen dargestellt werden,3) muß ein weiteres Wandmalereifragment, das sich links neben dem Bild Damians befindet, auf Kosmas bezogen werden.4) Auch in diesem Fall sind nur der untere Teil des Gewandes sowie die Füße erhalten geblieben. Die Datierung in die Zeit nach 1480 ergibt sich aus der Bautätigkeit des damaligen Pfarrers Johannes Ruder, der die Kirche umbauen, vielleicht sogar neu bauen ließ. Die letzte Baumaßnahme ist für das Jahr 1493 bezeugt,5) und die Innenausstattung dürfte vor Ruders Tod im Jahr 1509 fertig gewesen sein. Ruder war wohl auch für das Bildprogramm verantwortlich. Kosmas und Damian gehörten zu den Patronen der Neunkirchener Kirche,6) und Ruder hatte zu ihnen eine besondere Beziehung, da er seinen Anniversartag auf das Fest von Kosmas und Damian (27. September) festsetzte. Da der Inschriftenstein mit den entsprechenden Anweisungen für die Anniversarfeier laut Ruders Testament ebenfalls im Chor aufgestellt war, befanden sich die Heiligenbilder in unmittelbarer Nähe des Platzes, an dem sich Ruder selbst verewigt hatte, um seine Memoria zu sichern.7)

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Hotz, Kirche 18 f.
  2. H.R. Seeliger, Kosmas und Damianos, in: LThK 6 (1997) 395 f.
  3. Zur Ikonographie vgl. W. Artelt, Kosmas und Damian, in: LCI 7 (1974) 344 – 352.
  4. Hotz, Kirche 19, der die Inschrift nicht erwähnt, ordnete die beiden Fragmente dem hl. Sebastian und dem hl. Pankratius zu, zog aber auch eine Zuweisung an Kosmas und Damian in Betracht.
  5. Vgl. dazu Nr. 78.
  6. Vgl. dazu Nr. 88.
  7. Zu ihm vgl. Nr. 86.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 126 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0012605.