Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 119 Darmstadt-Eberstadt, Pfarramt der evangelischen Dreifaltigkeitsgemeinde 1506

Beschreibung

Namensinschriften und Jahreszahl auf einem Kelch aus vergoldetem Silber. Auf dem sechspaßförmigen Fuß erhebt sich ein Schaft, der von einem spätgotischen Nodus unterbrochen ist, und eine glockenförmige Kuppa mit Blattkranz trägt. Auf der Innenseite des Fußes sind in einem Segment der Heiligenname mit der Jahreszahl und dem Namen des Stifters (A) sowie in einem weiteren Segment zweimal der Stiftername (B) eingeritzt. Als Worttrenner wurden Quadrangeln mit paragraphzeichenförmig ausgezogenen Zierstrichen verwendet. Außen auf dem Fuß sind eine Rosette und drei farbig emaillierte Wappen angebracht.

Maße: H. 21,5, Dm. 12,7, Bu. 0,3 cm.

Schriftart(en): Minuskel, kursiv, mit Elementen der Bastarda und Versalien.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/5]

  1. A

    · S(ankt) · Barbara · 1506 · Iar / Philipsz zu fran=/ckenstein

  2. B

    Philipsz zu franckenstein / Philipsz zu franckenstei(n)

Wappen:
Frankenstein; Krieg von Altheim;1) Böcklin vom Eutingertal.2)

Kommentar

Die flach eingeritzte Minuskelschrift zeigt eine Mischung aus gebrochenen und kursiven Elementen. Bei den Buchstaben c, e, k, n und z sind manche Teile des Buchstabenkörpers noch gebrochen, während andere bereits gerundet sind. Vollständig gerundet sind das einstöckige a, die Bögen von b und p sowie das u im zweiten zu. f und langes s sind mit Unterlängen gebildet. Die Inschriften sind somit in ihrem Duktus eindeutig von der schreibschriftlichen Bastarda beeinflußt.

Aus den Inschriften ergibt sich, daß der Kelch 1506 von Philipp IV. von Frankenstein († 1532) für die Eberstädter Kirche gestiftet wurde. Philipp hatte offenbar größeres Interesse an der Kirche, da er für sie auch einen neuen Turm errichten ließ, der 1523 vollendet wurde.3) Philipp war ein Sohn Philipps III. von Frankenstein und der Else Krieg von Altheim. Er heiratete Margarete († 1525), die Tochter des Matthias Böcklin vom Eutingertal und der Agnes von Hirschberg.4) Seit 1485 stand Philipp in den Diensten der Landgrafen von Hessen. Im Jahr 1518 war er unter den von der hessischen Ritterschaft vorgeschlagenen 24 Adelsgenossen, aus denen der Landgraf 10 Räte auswählen sollte.5)

Anmerkungen

  1. Eine Hirschstange.
  2. Ein oberhalber Bock.
  3. Vgl. Nr. 151.
  4. Möller, Stammtafeln AF I, Taf. XXVII; Weißgerber, Herren von Frankenstein 93 und 118; vgl. zu Philipp auch Nr. 138 und Nr. 158.
  5. Demandt, Personenstaat 224 Nr. 720.

Nachweise

  1. Haupt, Kdm. 308 mit Abb. 581.
  2. Weißgerber, Herren von Frankenstein 135 (A) und 137 Abb.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 119 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0011901.