Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 98 Büttelborn, Evangelische Kirche 1497?

Beschreibung

Fürbitt- und Stifterinschrift auf einer Glasscheibe. Im Scheitelfenster des Chores sind drei Scheiben der alten Verglasung angebracht, von denen die linke Maria mit dem Kind, die mittlere den Gekreuzigten und die rechte einen nach links gewendeten, knienden Stifter zeigt. Über der Figur des Stifters befindet sich ein Spruchband mit der Fürbittinschrift (A). Die Stifterinschrift (B) ist unter der Darstellung angebracht. Die Inschriften sind in schwarzen Buchstaben auf hellem Untergrund geschrieben. Als Worttrenner dienen in Kontur ausgeführte Quadrangeln mit paragraphzeichenförmig ausgezogenen Zierstrichen. Die Maßangaben beziehen sich nur auf die Scheibe mit dem Stifterbild.

Maße: H. 45, B. 40, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/6]

  1. A

    fili · dei · memento · mei

  2. B

    Her · closz waszmaut pasthora) · zu phunsta[t]b)

Übersetzung:

Sohn Gottes, gedenke meiner.

Kommentar

Klaus Waszmaut ist für das Jahr 1486 als Pfarrer zu Pfungstadt belegt, das zu dieser Zeit nur eine Pfarrstelle besaß.1) Sein Vorgänger war der 1480 verstorbene Johann Schenk von Erbach.2) Der nächste nachweisbare Pfarrer ist Konrad Sartor, der 1508 starb.3) Wann er sein Amt antrat und ob er der direkte Nachfolger von Klaus Waszmaut war, ist unbekannt. Die Stiftung der Scheiben durch Pfarrer Waszmaut dürfte vermutlich unmittelbar nach der Vollendung des Chores 14974) erfolgt sein. Suzanne Beeh-Lustenberger nimmt für die Büttelborner Scheiben dieselbe Werkstatt wie für zwei Scheiben mit der Darstellung der Heiligen Sippe in der Maria-Magdalena-Kirche in Hanau an. Diese Scheiben entstanden vermutlich zwischen 1485 und 1492 und zeigen Einflüsse des Hausbuchmeisters sowie des Glasmalers Peter Hemmel und seines Umkreises.5) In welchem Fenster des Chores die Büttelborner Scheiben ursprünglich eingesetzt waren, ist nicht bekannt. Waszmaut hatte sie jedoch mit Sicherheit von Anfang an für den Chor der Kirche bestimmt, um durch seine Verewigung als Stifter an prominenter Stelle seine Memoria zu sichern.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. pbunstat Beeh-Lustenberger 28.

Anmerkungen

  1. Müller, Ortsnamenbuch 562; Hassia sacra I 48.
  2. Müller, Ortsnamenbuch 562; Europ. Stammtafeln NF 5, Taf. 2.
  3. Müller, Ortsnamenbuch 562.
  4. Vgl. die vorangehende Nr.
  5. Beeh-Lustenberger 27 f. und 30; freundlicher Hinweis von Dr. Daniel Hess, Freiburg.

Nachweise

  1. Beeh-Lustenberger, Spätgotische Glasmalerei 28 und 25, Abb.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 98 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0009803.