Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)
Nr. 94 Groß-Umstadt, Evangelische Kirche 1491
Beschreibung
Grabplatte des Frühmessers Johannes Beslen. Die Platte aus rotem Sandstein wurde bei der Renovierung der Kirche (1967 – 69) aufgefunden und steht heute innen an der Nordwand des Langhauses. Die Grabinschrift (A) läuft zwischen Linien auf dem Rand um und geht oben im Feld in die zweite und dritte Zeile über. Als Worttrenner dienen Quadrangeln mit paragraphzeichenförmig ausgezogenen Zierstrichen. Im eingetieften Feld befindet sich die reliefierte Figur eines Priesters im liturgischen Gewand, der mit der linken Hand den Kelch vor der Brust hält, während er die Rechte im Segensgestus hebt. Links und rechts vom Kopf der Figur ist eine weitere Inschrift (B) angebracht. Die obere Leiste und die obere linke Ecke der Platte fehlen.
Maße: H. 186, B. 98, Bu. 7 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
[. . .] / cccco · lxxxxi · ipso · die · sancti 〈. . .〉 · obiit / · honorabilis · d(omi)n(u)s / iohannes beslen · primisarius · huiu[s . . . / . . .] req(ui)escat / in pace
- B
fides spes / caritas1)
Übersetzung:
(A) (Im Jahr) 1491, an eben dem Tag des heiligen ... starb der ehrwürdige Herr Johannes Beslen, Frühmesser dieser (Kirche, dessen Seele) in Frieden ruhen möge. – (B) Glaube, Hoffnung, Nächstenliebe.
Anmerkungen
- Vgl. 1 Kor 13,13.
- Vgl. die vorangehende Nr.
Nachweise
- Brenner, Grabplatten 42 f. mit Abb.
- Scholz, Inschriften 65, Nr. 6 mit Abb.
Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 94 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0009403.
Kommentar
Auffällig ist das Fehlen des Todestages in der Grabinschrift (A), doch da sich bei der Jahreszahl keine Anhaltspunkte für eine nachträgliche Einfügung ergeben, dürfte die ganze Inschrift in einem Zuge entstanden sein. Allerdings zeigt die Minuskel von (A) eine andere Ausprägung als die ungelenk wirkenden Buchstaben der Inschrift (B), die von einer anderen Hand zu stammen scheint. Möglicherweise wurde das Feld der Platte noch einmal überarbeitet, da in der oberen rechten Ecke des Feldes unter den Wörtern in pace noch die Reste einer Ritzzeichnung zu sehen sind, die in keiner Verbindung zu der Figur steht. Vermutlich war für die Gestaltung der Platte zunächst eine andere Konzeption vorgesehen, die auch teilweise ausgeführt, dann aber verworfen wurde. Mit der Konzeption wechselten auch die Steinmetze. Da die Gestaltung der Figur in der Haartracht, der Handhaltung sowie in dem schematischen Faltenwurf auffällige Ähnlichkeiten zu der Figur auf der Platte des ebenfalls 1491 verstorbenen Priesters Johannes Bruscheus zeigt,2) wurde sie vermutlich von derselben Werkstatt ausgeführt. Die Formen der verwendeten Minuskel weisen allerdings kaum Gemeinsamkeiten auf.