Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 76 Jugenheim, Klosterruine Heiligenberg 1480

Beschreibung

Grabplatte des Johannes von Oberkeim. Die Platte aus rotem Sandstein ist heute innen in der Nordwand des Langhauses eingemauert. Die Inschrift läuft zwischen Zeilen um. Als Worttrenner wurden Quadrangeln mit paragraphzeichenförmig ausgezogenen Zierstrichen verwendet. Das Feld ist leer.

Maße: H. 178, B. 69, Bu. 5,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Dr. Anneliese Seeliger-Zeiss, Heidelberg [1/3]

  1. + Anno · d(omi)ni · M · cccc / 〈. . .〉 obiit · Iohannes · de · oberkey(m) · fili(us) · martini · de · ober=/key(m) · vxorisq(ue) · ei(us) / else · pfottin · de · kirchbro(m)bach · c(uius) · a(n)i(m)a · req(u)iescata) · i(n) · pace · am(en)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn ... starb Johannes von Oberkeim, Sohn des Martin von Oberkeim und von dessen Frau Elisabeth Pfot von Kirchbrombach, dessen Seele in Frieden ruhen möge, Amen.

Kommentar

Die verwendete Minuskel und die Versalien zeigen dieselben Formen wie in der Inschrift für die Mutter des Johannes von Oberkeim, Elisabeth Pfot.1) Auffällig sind vor allem die Verwendung eines gleichartigen pseudounzialen A in Anno, des geschlossenen gerundeten unzialen M für Millesimo mit einer schwächeren Kerbe, eines Majuskel-I in Iohannes, die Hastenspaltungen bei b, h, l und p und das k mit ausgeprägtem oberem und unterem Schrägbalken. Auch die Kürzung in requiescat mit kleinem hochgestellten i ist identisch. Viele dieser Schriftmerkmale weisen auch die ebenfalls 1480 entstandene Stiftungsinschrift der Elisabeth Pfot und die Grabplatte für die Frau des Johannes von Oberkeim, Margareta Eckel, auf.2) Da das genaue Todesjahr sowie der Todestag des Johannes auf der Platte fehlen und dafür Platz freigelassen wurde, muß die Platte zu Lebzeiten des Johannes gefertigt worden sein. Es liegt aufgrund des paläographischen Befundes nahe, eine gleichzeitige Fertigung seiner Grabplatte zusammen mit den Grabplatten für seine Mutter und seine Frau sowie der Stiftungsinschrift durch dieselbe Werkstatt anzunehmen.

Johannes von Oberkeim ist von 1461 bis 1466 als Schultheiß von Gernsheim nachweisbar.3)

Textkritischer Apparat

  1. i klein und hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 74.
  2. Vgl. die folgende Nr.
  3. Kunz 47.

Nachweise

  1. Scheins, Bauwerke 11.
  2. Zeller, Ausgrabungen 62 f. mit Abb. 6.
  3. Dammann, Kdm. 156 mit Abb. 143.
  4. Kunz, Jugenheim 47.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 76 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0007608.