Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 66 Babenhausen, Evangelische Kirche 1475

Beschreibung

Epitaph des Johannes von Hanau-Lichtenberg mit der Darstellung einer „Ewigen Anbetung“. Das Epitaph aus rotem Sandstein ist innen in der Südwand des Chors rechts neben dem Epitaph seiner Mutter Anna von Lichtenberg eingemauert und befindet sich offenbar noch in situ. Der Stein ist in Form einer Grabplatte gestaltet. Oben links in der Ecke ist der Wappenschild angebracht, oben rechts befinden sich der zugehörige Helm und die Helmzier. Die Inschrift läuft auf dem Rand um und setzt sich im Feld auf einem reliefierten Betstuhl fort. Als Worttrenner dienen Punkte. In dem Betstuhl kniet, nach links gewendet, der mit einer Jacke und Schnabelschuhen bekleidete halbwüchsige Johannes. Sein Kopf ist ohne Bedeckung. In den Händen hält Johannes einen Rosenkranz. Der Oberkörper ist leicht nach rechts gedreht, so daß der Blick auf den Altar und auf das Sakramentshäuschen gerichtet ist.1)

Maße: H. 160, B. 88, Bu. 4–5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. A(nn)oa) / d(omi)ni · mo · cccco · lxxiii · off · samstag · nach · sant · ioh(anni)s · tag / als · er · entheubet · vart · ist · gestarben / der · edel · iohan · der · ein · son · gevesen · ist · des · wolgeboren // philipsen · graven · / zv · hanave / · des / eltern · got / bis · mir / gnedig

Datum: 4. September 1473.

Wappen:
Hanau.

Kommentar

Der Text der Grabinschrift stimmt mit Ausnahme der Fürbittformel mit der Inschrift auf der Grabplatte des Johannes überein und wurde wohl von dort übernommen.2) Dieselbe Vorgehensweise läßt sich bei dem Epitaphientext für Diether, den jüngeren Bruder des Johannes, beobachten, der 1474 verstarb.3) Johannes ist als Jugendlicher in einfacher Kleidung dargestellt und nicht wie sonst im 15. Jahrhundert vielfach üblich als kleiner Erwachsener in Ritterrüstung.4) Dies paßt zu der ebenfalls ungewöhnlichen Darstellung seines Vaters Philipp und seines Bruders Diether.

Textkritischer Apparat

  1. o klein und hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Zur Aufstellung und zur Funktion des Epitaphs vgl. bei Nr. 64.
  2. Vgl. Nr. 59; vgl. dort auch die Angaben zur Person.
  3. Vgl. Nr. 62 und die folgende Nr.
  4. Vgl. Valentinitsch, Aussage 283; DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) Nr. 130 mit Abb. 68.

Nachweise

  1. Blum, Stadtkirche 359.
  2. Steiner, Bachgau III 135 f.
  3. Herchenröder, Kdm. 27.
  4. Herchenröder/Rock, Führer 51.
  5. Schaum-Benedum, Figürliche Grabsteine 146 f.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 66 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0006600.