Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)
Nr. 42a Bischofsheim, Evangelische Kirche 1456
Beschreibung
Grabplatte des Pfarrers Eckhard Spar. Die Platte aus rotem Sandstein ist heute innen in die Südwand des Chors eingemauert. Die Grabinschrift läuft zwischen Linien auf dem Rand um. Als Worttrenner dienen Quadrangeln. Im Feld ist in Ritzzeichnung ein Priester in liturgischem Gewand dargestellt, der mit der linken Hand den Kelch vor der Brust hält und die Rechte im Segensgestus erhebt. Der Kopf der Figur ist in flachem Relief ausgearbeitet. Am Anfang der oberen und in der Mitte der linken Leiste weist der Stein Beschädigungen auf, durch die Textverlust eingetreten ist.
Maße: H. 224, B. 102, Bu. 6,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
[. . .]c · lvi · vicesi · maa) · / septima · die · mensis · May · obyt · [h]onorabilis · domi(nus) · / Eckardus · spar · de · orte(n)berg / · pleban(us) · hui(us) · ecclesie [. . .] requiescat · in · sancta · pace · amen
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1456, am 27. Mai starb der ehrwürdige Herr Eckhard Spar von Ortenberg, Pfarrer dieser Kirche, (dessen Seele) in heiligem Frieden ruhen möge.
Textkritischer Apparat
- Der Worttrenner ist falsch gesetzt worden.
Anmerkungen
- Vgl. dazu die Einleitung, Kap. 5. 4.
- Vgl. Nr. 141.
- Toepke, Matrikel I 138.
Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 42a (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k00042a3.
Kommentar
Das versale E gehört zu den typischen Versalien der gotischen Minuskel. Das M besteht aus drei linksschräggestellten Hasten, von denen die linke und die mittlere oben sowie die mittlere und die rechte unten durch einen dünnen Bogen verbunden sind. Diese Form ist möglicherweise von einem geschlossenen unzialen M der Majuskel abgeleitet. Die Minuskel ist im Vierlinienschema geschrieben. Das b in obyt, das h in huius und das t sind mit Schaftspaltung gebildet. Das zweite r in ortenberg besteht aus einem zum Schrägbalken umgeformten Bogen und einer ebenfalls als Schrägbalken gestalteten Cauda, die übereinander stehen.
Die Formen der Versalien und der Minuskeln schließen eine Entstehung der Inschrift in den Jahren 1356 und 1556 aus.1) Gegen eine Entstehung 1556 spricht zudem die Angabe des Todesjahres in römischen Zahlzeichen, die sich im Bearbeitungsgebiet nach 1538 nicht mehr nachweisen läßt. Die Verwendung von fünf c für 500 läßt sich sogar nur bis 1518 belegen.2) Auch die Gestaltung der Figur in Ritzzeichnung mit reliefiertem Kopf weist ins 15. Jahrhundert. Demnach ist die Grabplatte in das Jahr 1456 zu datieren. Pfarrer Eckhard Spar aus Ortenberg (Wetteraukreis) könnte mit jenem Eckardus Spar identisch sein, der 1417 als „rector parochialis ecclesiae in Bissessen Maguntinae dyothesis“ in Heidelberg immatrikuliert wurde.3)