Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)
Nr. 20 Darmstadt-Eberstadt, Evangelische Dreifaltigkeitskirche 1401
Beschreibung
Grabplatte des Johann von Frankenstein. Die Platte aus rotem Sandstein ist heute innen in der Nordwand des Langhauses eingemauert. Die Inschrift beginnt wohl auf der durch das Kreuz gekennzeichneten oberen Leiste und läuft auf dem Rand um. Die oberen Hastenenden und die Kürzungszeichen sind auf der rechten und auf der unteren Leiste an mehreren Stellen durch Beschädigung und Überputzung nicht mehr eindeutig zu erkennen. Als Worttrenner dienen Quadrangeln mit paragraphzeichenförmig ausgezogenen Zierstrichen. Im Feld befindet sich die reliefierte Figur des Ritters. Er steht in Rüstung ohne Helm unter einem krabbenbesetzten Kielbogen auf einem Hund. Die linke Hand ruht auf dem Schwertknauf, die Rechte liegt an der Hüfte an. Über der Rüstung trägt der Ritter einen Umhang, der ebenso wie der linke Ellbogen auf die rechte Schriftleiste übergreift. Die Pfoten und der Schwanz des Hundes unterbrechen die untere Schriftleiste. In den Zwickeln des Kielbogens sind der Topfhelm mit Helmzier und der zugehörige Wappenschild getrennt angebracht.
Maße: H. 216, B. 87, Bu. 6 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
+ [ist iunke]ra) · iohan / · her · zv · franckenstein · vo(n) · dodes uegen · abegange / v(f) · sant · myche/lsb) · dag · in · dem · iare · als · man · zalt · nach · cri[s]tc) · geburt · m · cccc · primo ·
Datum: 29. September 1401.
Frankenstein.1) |
Textkritischer Apparat
- Der Text ist nachträglich in dem überputzten Stein wiederangebracht worden. Ob er dem ursprünglichen Wortlaut entspricht, läßt sich nicht mehr klären; Möller/Krauß schlagen als Ergänzung [ist der edel he]r vor.
- So für michaels; samuels Möller/Krauß; Möller, Stammtafeln NF I; Haupt; fehlt bei Möller, Stammtafeln AF I 75 und Weißgerber.
- Fehlstelle durch Überputzung.
Anmerkungen
- Schräggelegter Wolfsanker mit rechteckiger Öse; Helmzier: Flug belegt mit dem Schildbild.
- Möller, Stammtafeln AF I, Taf. XXVII.
- Möller, Stammtafeln NF I, Nachträge 7.
- Möller, Stammtafeln AF I, Taf. XXVII.
Nachweise
- Möller, Stammtafeln AF I 75.
- Möller/Krauß, Der Frankenstein 8.
- Möller, Stammtafeln NF I, Nachträge 7.
- Haupt, Kdm. 309 mit Abb. 578.
- Weißgerber, Herren von Frankenstein 63 f. mit Abb.
Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 20 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0002004.
Kommentar
Die bisher von der Forschung für das Tagesdatum vorgeschlagene Lesung samuels dag ist aus paläographischen Gründen nicht haltbar. Außer bei der dritten Haste sind die oberen Enden der ersten neun Hasten aufgrund der Überputzung nicht mehr zu erkennen. Zwischen der sechsten und der siebten Haste besteht ein deutlich größerer Abstand als zwischen den übrigen Hasten, so daß hier nur ein Buchstabe in Frage kommt, der oben nach rechts gebrochen ist. Möglich sind also c, e, f, r oder s. Auch t kommt in Frage, das in sant allerdings einen deutlich ausgeprägten Zierstrich trägt, der vom Balken nach unten geführt wird. In franckenstein fehlt dieser Zierstrich jedoch. Bei der siebten Haste weist die untere Brechung nach rechts, während die achte Haste spitz auf die Grundlinie stößt. Dies ist ein eindeutiges Indiz für ein h und schließt die Lesungen u und v aus. Außerdem bleibt bei der Lesungsamuels unberücksichtigt, daß die vierte Haste stumpf auf der Grundlinie endet und durch einen nach rechts gewendeten Zierstrich in den Unterlängenbereich verlängert ist. Dies als die erste Haste eines m zu deuten ist kaum befriedigend, doch könnte es sich um die linke Haste eines retrograd gebildeten y handeln. Gegen die Lesung samuels spricht zudem, daß es keinen Samuel im Heiligenkalender gibt. Möller, der die Inschrift an der fraglichen Stelle nicht lesen konnte, gab zunächst das wohl aus einer Urkunde gewonnene Datum 29. 09. (Michaelstag) an,2) das er später aufgrund der Lesung von Krauß aufgab.3) Bei dem Text handelt es sich um die früheste deutschsprachige Grabinschrift im Bearbeitungsgebiet, deren Sprache noch das Suchen nach einem geeigneten Formular verrät.
Johann I. war ein Sohn Conrads II. von Frankenstein und der Magdalene von Erbach. Er war mit Anna Kämmerer von Worms verheiratet.4)