Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 19 Babenhausen, Evangelische Kirche 1401

Beschreibung

Weihenotiz innen an der Südwand der Sakristei, links von der Tür zum Chor. Die Inschrift ist in Kniehöhe in einer Zeile in die Wand eingehauen. Die Form der Worttrenner ist nicht mehr genau erkennbar. Die Fläche über der Inschrift wird von einer etwa lebensgroßen, gemalten Kreuztragung eingenommen. Rechts ist Christus dargestellt, der auf der linken Schulter das Kreuz trägt und seinen Kopf zurückwendet. Links steht etwas im Hintergrund eine Frauengestalt mit Nimbus.1) Im oberen Drittel des Bildes schwebt links vom Balken des Kreuzes ein Engel. Sowohl die Inschrift als auch die Malerei sind in schlechtem Erhaltungszustand.

Maße: H. 254, B. 330, Bu. 11–12 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. [ann]o · mo cccci · ina) · vigilia · pen[te]costes · ded[icatum est]

Übersetzung:

Im Jahre 1401, am Tag vor dem Pfingstfest (21. Mai) ist (diese Kapelle) geweiht worden.

Kommentar

Bei der Inschrift handelt sich nicht um eine Weiheinschrift, da diese stets den Weiheakt bezeichnet und den oder die Heiligen nennt, auf die eine Kirche oder ein Altar geweiht wird.2) Die Inschrift dient lediglich dem Zweck, das Weihedatum festzuhalten, wie es auch in einer Goslarer Inschrift von 1506 der Fall ist.3) Die Kapelle wurde also vor dem erst 1472 neu errichteten Langhaus erbaut.4) Die weit unten an der Wand knapp über dem Fußboden erfolgte Anbringung der Inschrift zeigt, daß die Wandmalerei entweder schon vorhanden war, als die Inschrift gehauen wurde, oder daß die Wand für sie freigelassen werden mußte. Jedenfalls dürfte die Kreuztragung ebenfalls um 1401 und nicht erst 14805) entstanden sein.

Textkritischer Apparat

  1. mccccviii Herchenröder, bei dem der Rest der Inschrift fehlt.

Anmerkungen

  1. Die Angabe von Herchenröder, Kdm. 21, auf dem Bild seien mehrere Kriegsknechte zu erkennen, ist abwegig.
  2. Vgl. z. B. die Weiheinschriften in DI 1 (Main- und Taubergrund) Nr. 6; DI 2 (Mainz) Nr. 1008; DI 23 (Oppenheim) Nr. 79; DI 30 (Lkr. Calw) Nr. 132; DI 37 (Rems-Murr-Kreis) Nr. 72.
  3. DI 45 (Goslar) Nr. 58.
  4. Herchenröder/Rock, Führer 15.
  5. So Herchenröder, Kdm. 21.

Nachweise

  1. Herchenröder, Kdm. 18.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 19 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0001904.