Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 16 Pfungstadt, Evangelische Kirche 2. H. 14. Jh.

Beschreibung

Spruchinschrift auf der ältesten Glocke des Vierergeläuts im Kirchturm. Die einzeilige Inschrift läuft auf der Glockenschulter zwischen Stegen um. Als Worttrenner dienen Quadrangeln.

Maße: H. 79, Dm. 92, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/3]

  1. + O · REX · GLOREa) · CHR(IST)Eb) · UENI · CVM · PACE1)

Übersetzung:

O König der Herrlichkeit, Christus, komme mit Frieden.

Kommentar

Die Inschrift zeigt eine gut entwickelte gotische Majuskel. Das A ist pseudounzial, C, unziales E und unziales M sind ebenso wie U, V und X durch Abschlußstriche geschlossen. Der Bogen des eingerollten G ist weit nach oben gezogen. Beim L ist der Balkensporn bis zum oberen Sporenansatz der Haste hochgezogen. Das Bemühen, möglichst alle Buchstaben völlig abzuschließen, läßt sich bei Glockeninschriften erst ab der Mitte des 14. Jahrhunderts beobachten.2) Die sicher datierten Beispiele der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts aus dem Deutschen Glockenatlas zeigen vor allem beim G noch nicht den weit hochgezogenen Bogen und beim L noch nicht die ausgeprägte Abschließung, wie sie auf der Pfungstädter Glocke vorhanden sind.3) Diesen Befund bestätigen auch die wenigen sicher datierten Glocken aus der näheren Umgebung. So ist etwa bei der 1341 für Weiler bei Monzingen gegossenen Glocke der Balkensporn des L noch nicht so weit hochgezogen, und X und V sind noch nicht geschlossen.4) Vergleichbare Buchstabenformen bei G und L sowie bei den übrigen Buchstaben zeigt hingegen die 1387 von Otto für das Kloster Disibodenberg gegossene Glocke.5) Für eine Datierung der Pfungstädter Glocke in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts spricht auch die Verwendung von Quadrangeln statt Punkten als Worttrenner.6)

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Befund XPE mit Kürzungstrich.

Anmerkungen

  1. Zum Glockenspruch vgl. Nr. 2.
  2. Vgl. die Beispiele in DGA Bayerisch-Schwaben 10; DGA Mittelfranken 13 und 16.
  3. Vgl. DGA Baden 4 ff.; DGA Bayerisch-Schwaben 6 ff.; DGA Württemberg-Hohenzollern 3 ff.; DGA Mittelfranken 6 ff.
  4. DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) Nr. 32; die Glocke befindet sich heute in der Ev. Pfarrkirche von Roxheim; vgl. zu ihr auch Poettgen, Mittelalterliche Glocken 12.
  5. DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) Nr. 69; die Glocke befindet sich heute in der Schloßkirche Meisenheim.
  6. Vgl. DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) LIV und DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) LXXIII; die von Knöpp 54 f. vermutete Entstehung der Glocke im 13. Jh. ist mit Sicherheit auszuschließen.

Nachweise

  1. Knöpp, Geschichte Pfungstadts 54.
  2. Sommer, Martinskirche 19.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 16 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0001600.