Inschriftenkatalog: Die textilen Inschriften der Stadt Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 6: Stadt Bamberg (Textilien) (2015)

Nr. 16 Bamberg, Historisches Museum (Depot) 1605

Beschreibung

Gemalte Datierung und Initialen auf einem hochrechteckigen Fürhangtuch der Weißgerberzunft im Depot des Historischen Museums Bamberg (Inv. Nr. HVB Rep. 21, Nr. 506).

Im Zentrum erhebt sich der auferstandene Christus mit Kreuzesfahne und Segensgestus über einem Sarkophag mit Jahreszahl (I) auf dessen Stirnseite, flankiert auf Schulterhöhe von zwei Engeln auf Wolken. Im Vordergrund umgeben vier Wachen mit unterschiedlichen Gesten schlafend, erwachend, erschreckend und geblendet den Sarkophag. Links, rechts und oben rahmt ein Rankengewächs, in dem an beiden Längsseiten je drei von Pflanzen gerahmte Medaillons eingefügt sind, die Darstellung. In den vier Ecken fassen die Medaillons Brustbilder der Evangelisten mit ihren Symbolen, in der Mitte je ein Wappenschild, das Initialen (II-III) trennt.

Das Tuch zeigt Spuren von Farbabrieb und deutlichen Überarbeitungen.

Maße: H. 257 cm, B. 238 cm, Bu. 3,3 cm.

Schriftart(en): Arabische Ziffern (I), Kapitalis (II, III).

© Historischer Verein Bamberg, Rep. 21, Nr. 506. [1/1]

  1. I.

    ∙ 1 ∙ 6 ∙ 0 ∙ 5a)

  2. II.

    H // R

  3. III.

    H // K

Wappen:
Zunftwappen der Weißgerber1).

Kommentar

Das Fürhangtuch ist auf Leinengrund öl-harz-gebunden ohne Grundierung gemalt2). Auch die Buchstaben sind in hellem Gelb mit dem Pinsel ausgeführt, wie dies bei der Cauda des R, die in einzelnen Pinselhaarstrichen endet, deutlich wird. Dieses älteste erhaltene Fürhangtuch einer Bamberger Zunft gehört zu einer Gruppe großformatiger Rollbilder im Besitz des Historischen Vereins Bamberg aus dem 17. und 18. Jahrhundert (siehe 4. Inschriftenträger). Der Historische Verein Bamberg erhielt das Tuch 1861 aus dem Besitz der Töchter Anna und Gertraud des im Vorjahr verstorbenen Lederhändlers Michael Reichold3). Die beiden Initialen dürften zwei Meister der Weißgerberzunft bezeichnen, die 1605 die Anfertigung des Tuches veranlasst haben.

Textkritischer Apparat

  1. Am Anfang und Ende je ein kreuzförmiges Ornament.

Anmerkungen

  1. Ber 79-81.
  2. Eine Restaurierung erfolgte 1968/69 durch das BLfD im BNM vermutlich mit starker Überarbeitung und Retuschierung. An dieser Stelle ist Frau Sibylle Ruß (Bamberg) für die kollegiale Zusammenarbeit zu danken.
  3. Zuwachs 1860/61 XXXIII.

Nachweise

  1. Scharrer, Laienbruderschaften 233.

Zitierhinweis:
DIO 6, Stadt Bamberg (Textilien), Nr. 16 (Tanja Kohwagner-Nikolai), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio006m002k0001603.