Inschriftenkatalog: Die textilen Inschriften der Stadt Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 6: Stadt Bamberg (Textilien) (2015)

Nr. 15† Bamberg, Domschatz 16. Jh.

Beschreibung

Wohl gestickte Inschriften auf der Rückseite einer durch Johann Graff überlieferten1), seit der Säkularisation verlorenen Mitra.

Graff ergänzte die Zeichnung mit den Worten: Infula pretiosa Episcoporum Bambergensium De Saeculo XIII. Diese Zeichnung zeigt eine mit Perlen und Metallappliken in Form von Rosetten und Vierpässen mit dem Agnus Dei besetzte Mitra aus einem seidenen Grundstoff mit Rankenmuster. Die Hörner weisen einen gebogenen Umriss auf.

Die Inschrift befand sich in den beiden Seitenfeldern der Rückseite beiderseits der vertikalen Schmuckborte.

Der Verbleib der Mitra ist unklar.

Maße: H. (Mitra) 38,2 cm, Bu. ca. 3 cm (II).

Text nach Graff (Kunstsammlungen der Veste Coburg, Inv. Nr. Z. 3923):

  1. IE(SV)Sa) // CHR(ISTV)Sb)

Kommentar

Die Form, der Stoff und die Art der Ausführung weisen auf eine Entstehung der Mitra nicht vor dem 15. Jahrhundert bis um die Mitte des 16. Jahrhunderts, doch sprechen die Formen der metallenen Zierelemente wie der Buchstaben für die Sekundärverwendung älterer Elemente, die wohl im 14. Jahrhundert entstanden sein können. S und R stammen aus der gotischen Majuskel, x eher aus der Gotischen Minuskel. Der zweite Buchstabe, der einem griechischen H entsprechen soll, gleicht einem I mit Kürzungshaken. Auch der letzte Buchstabe ist nicht eindeutig zu bestimmen. Diese Beobachtungen legen den Schluss nahe, dass bei der Übertragung der älteren Elemente im Bereich der Buchstaben fehlende oder beschädigte Teile aus verschiedenen Alphabeten ergänzt wurden. Inwieweit Graff bei seine Abzeichnung Missverständnisse zu korrigieren suchte oder Formen missverstanden hat, muss offen bleiben.

Die Zeichnung dieser Mitra fehlt in der Bamberger Ausgabe des Graffschen Dominventars von 17382). Eventuell handelt es sich um die im Graffschen Domschatz-Verzeichnis von 1736/43 erwähnte rothsammete Inful mit unterschiedlichen verguldten Platten besetzet3). Im Zuge der Säkularisation wurde das Metall abgenommen und verkauft.

Textkritischer Apparat

  1. Nomen sacrum IHS.
  2. Nomen sacrum XR, es folgt ein weiteres Zeichen, das einem O gleicht. Es besteht aus einem annähernd senkrechten ovalen Schaft, der unten nach rechts umbiegt und etwas schmäler wieder noch oben geführt wird, wo er eingerollt endet. Der rechte Bogen besitzt eine annähernd spitz ausgezogene Bogenschwellung in der Buchstabenmitte. Oben bleibt der Buchstabe offen. Darüber befindet sich ein waagrechter Balken, der an den Enden leicht aufgebogen ist. Er unterscheidet sich von den beiden Kürzungsstrichen, die gegenläufig ausschwingen, weil er eine größere Nähe zum Buchstaben aufweist. Ob es sich um ein T aus der gotischen Majuskel oder einen kopfstehenden, beschädigten Buchstaben handelt, kann aufgrund der kopialen Überlieferung nicht geklärt werden. Beides ergibt keine sinnvolle Lesung.

Anmerkungen

  1. Kunstsammlungen der Veste Coburg, Inv. Nr. Z. 3923.
  2. AEB Rep. I, Nr. 1312.
  3. SB Ba HV.Msc. 224 p. 115.

Nachweise

  1. Baumgärtel, Leben 114.

Zitierhinweis:
DIO 6, Stadt Bamberg (Textilien), Nr. 15† (Tanja Kohwagner-Nikolai), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio006m002k0001504.