Inschriftenkatalog: Die textilen Inschriften der Stadt Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 6: Stadt Bamberg (Textilien) (2015)

Nr. 7† Bamberg, Dom, Segerer vor 1380?

Beschreibung

Beischrift auf der Heinrichsfahne, die als Reliquie verehrt wurde. Die Fahne ist mehrfach in den Bamberger Heiltumsbüchern abgebildet1). Demnach hatte die Fahne die Form eines quadratischen Banners mit Schwenkel, in dessen Zentrum ein Medaillon mit griechischem Kreuz stand. In den vier Ecken wiederholte sich jeweils die Inschrift in Kapitalis.

Die Technik ist unklar.

Text nach Heiltumsverzeichnis 1493 2v, Heiltumsverzeichnis 1495 3r:

  1. PAX

Übersetzung:

Friede

Kommentar

Die Fahne war ursprünglich an einem Wurfspeer befestigt2). Zusammen mit der Georgsfahne (Nr. 10 †) führte sie die Heiltumsweisungen an. Die erste Erwähnung einer Heinrichsfahne findet sich 13803): keiser heinrichs fann Rot vnde gel. … In den Heiltumsverzeichnissen des frühen 16. Jahrhunderts4) wird die Heinrichsfahne als geteiltes Vexillium ausschließlich in den Farben Rot und Gelb dargestellt. Dies legt den Schluss nahe, dass die ältere Heinrichsfahne, die ebenfalls in den Farben Rot und Gelb gestaltet war, um 1500 verloren ging und durch eine neue ersetzt wurde, die keine Inschriften mehr zeigte.
Die Herkunft der Heinrichsfahne wurde, wie auch die Heiltumsverzeichnisse5) berichten, mit der Schlacht Heinrichs II. gegen den polnischen Herzog Bolesław I. Chrobry (*965/967, † 17. Juni 1025) zu Beginn des 11. Jahrhunderts in Verbindung gebracht6).

Neben den Heiltumsweisungen wurde die Heinrichsfahne im Kirchenjahr zusätzlich an Fronleichnam gebraucht, wo sie bei der Prozession zusammen mit der Georgsfahne von zwei weltlichen Adeligen begleitet von je zwölf Knappen getragen wurde. Beim anschließenden Gottesdienst standen die beiden Fahnenträger vor dem Altar. In der übrigen Zeit wurden die beiden Fahnen im Segerer (sacrarium, Silberkammer, Schatz) in einer Silbertruhe verwahrt7). Die Heinrichsfahne ging wohl im Laufe des 16. Jahrhunderts verloren.

Anmerkungen

  1. Heiltumsverzeichnis 1493 2v; Heiltumsverzeichnis 1495 3v.
  2. Lanzenspitze (DMB Inv. Nr. 2721/33), 28 cm, Eisen, hohl geschmiedet mit massiver Spitze, rhombenförmiger Querschnitt mit Mittelgrat, runde konische Tülle. 14. Jahrhundert (erneuert). 1724 wurde die Lanzenklinge von dem Schwertfeger Johann Georg Künscher überarbeitet (vgl. StA Ba Rep. A 232/2, Nr. 13824 102). Kdm NF OF IV, II, 1 (Teil 2) 1723.
  3. BSB Cgm 267 fol. 239r.
  4. Heiltumsverzeichnis 1508/09 2r; Heiltumsverzeichnis 1509 3r.
  5. z.B. Heiltumsverzeichnis 1493.
  6. Siehe auch Adalbertus, Vita Heinrici II. imperatoris (MGH SS 4) 793.
  7. AEB Rep. I, Nr. 241a fol. 176v.

Zitierhinweis:
DIO 6, Stadt Bamberg (Textilien), Nr. 7† (Tanja Kohwagner-Nikolai), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio006m002k0000704.