Inschriftenkatalog: Die textilen Inschriften der Stadt Bamberg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 6: Stadt Bamberg (Textilien) (2015)

Nr. 5† Bamberg, Dom 1331

Beschreibung

Wohl gestickte Datierung auf einem verlorenen Fahnentuch, das als Stretzenweg-Fahne überliefert ist. Die Inschrift wohl in Gotischer Majuskel befand sich am unteren Rand des Fahnentuchs.

Weitere Gestaltung sowie der ursprüngliche Aufbewahrungsort und der Verbleib sind unklar.

Text nach SB Ba HV.Msc. 457, lose eingelegter Zettel zwischen fol. 18 und 19:

  1. ANNO ∙ D(OMI)NI ∙ Mo ∙ CCCo ∙ XXXIo

Kommentar

Diese Fahne steht wohl im Zusammenhang mit dem bis 1802 alljährlich am 20. August gefeierten „Stretzenwegfest“, bei dem unter allen im Dom Anwesenden in Leinwand eingenähte Geldstücke verteilt wurden1). Dieses Fest geht zurück auf eine Stiftung des Dompropstes und späteren Bamberger Bischofs Leupold von Egloffstein († 1343), der am Tag des Hl. Bernhard (20. August) zusammen mit einigen Begleitern auf seiner Reise nach Ebrach von bewaffneten Würzburgern in großer Überzahl überfallen und aufgrund der Fürbitte des Hl. Stephanus gerettet worden ist. Dabei erbeutete er eine Fahne.

Der Ort dieses Überfalls hat seinen Namen vom Zisterzienserweg, kurz Cisterzerweg bzw. Sterzerweg2).

Vermutlich ist es dieselbe Fahne, die nach der Domkustoreirechnung von 1481/82 ausgebessert werden musste3). Da sie zu Beginn des 17. Jahrhunderts bereits stark beschädigt und verblasst war, wurde sie 1621 wohl durch eine neue Fahne ersetzt4). Diese wurde noch 1720 beim dazu gestifteten Amt im Dom aufgehängt5).

Anmerkungen

  1. StA Ba Rep. K 202, Nr. 190.
  2. Guttenberg, Bistum Bamberg 206; Glück, Cisterzerweg 32f.
  3. StA Ba Rep. A 232/2, Nr. 13581 fol. 2v.
  4. StA Ba B 86/I, Nr. 31 fol. 200v. Diese erneuerte Fahne sollte die Datierung der alten Fahne und der Renovierung tragen.
  5. Bericht BHVB 39 IVf. An dieser Stelle ist Frau Sibylle Ruß (Bamberg) für die kollegiale Zusammenarbeit zu danken.

Zitierhinweis:
DIO 6, Stadt Bamberg (Textilien), Nr. 5† (Tanja Kohwagner-Nikolai), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio006m002k0000506.