Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 500† Möllenbeck, ref. Klosterkirche 1618

Beschreibung

Epitaph für den Prior Jodocus Stucken. Gemälde auf Holz. Das Epitaph zeigte eine Darstellung des Verstorbenen sowie eine Inschrift. Es wurde auf Veranlassung des Priors Heinrich Calmeier (Nr. 523) 1618 angefertigt und an einem Pfeiler der Kirche angebracht.1) Vermutlich ging es verloren, als in der Zeit Napoleons alle Einrichtungsgegenstände des ehemaligen Stifts verkauft wurden.2) In der Edition werden alle &-Ligaturen der Druckausgabe von Paulus’ Geschichte des Möllenbecker Klosters als et wiedergegeben.

Inschrift nach Paulus (auch Interpunktion).

  1. A

    Epitaphium Reverendi, pietate, fide et gravitate conspicui Viri, Domini Jodoci Stuckenii, Collegii hujus Prioris dignissimi anno 1596. die 8 Julii circa tertiam horam pomeridianam pie in Christo defuncti.

  2. B

    Pace Jodocus in hac dormit Stuckenius aede,Nomine vir magnus, major honore Prior.Maximus in Christum quaa) vixit, pertulit aequab)Mente cruces, obiit, visit et astra fide.Praefuit officio tria lustra Prioris et annum,Rexit et hanc prudens non sine laude Domum.Cultor, Defensor, Promotor, Fautor et Altorc)Musarum, donec raptus ad astra fuit.Praestitit afflictis hilari solatia fronte,Pauperibus larga dans alimenta manu.Nunc capit angelicas inter nova gaudia Mentes,Gaudet et aspectu, colloquioque Dei.

Übersetzung:

Epitaph für den hochwürdigen, sich durch Frömmigkeit, Glaubensstärke und Ernst auszeichnenden Herrn, Herrn Jodocus Stucken, den sehr würdigen Prior dieses Kollegiums, welcher im Jahr 1596 am 8. Juli um die dritte Nachmittagsstunde fromm in Christus verstarb. (A)

In Frieden schläft Jodocus Stucken in dieser Kirche, dem Namen nach ein großer Mann, größer an Ehre als Prior, am größten aber durch seinen Glauben an Christus, in dem er lebte, sein Kreuz mit Geduld trug, starb und zu den Sternen ging. Er übte das Amt des Priors drei Lustren (= 15 Jahre) und ein Jahr lang aus und lenkte dieses Haus klug und erwarb sich dadurch großen Ruhm. Er war ein Verehrer, Verteidiger, Beförderer, Begünstiger und Nährer der Musen, bis er zum Himmel getragen wurde. Er spendete den Niedergedrückten mit freundlicher Miene Trost und gab den Armen mit freigebiger Hand Nahrung. Jetzt empfängt er unter Engelsgeistern neue Freuden und freut sich am Anblick und am Gespräch mit Gott. (B)

Versmaß: Elegische Distichen (B).

Kommentar

Jodocus Stucken aus Recklinghausen war Prior des Stifts Möllenbeck von 1581 bis 1596.3) Während seiner sechzehnjährigen Amtszeit als Prior engagierte er sich besonders für den Ausbau des Schulwesens und berief acht Lehrer, darunter Heinrich Calmeier (Nr. 523).4) Er ließ 1581 ein eigenes Schulgebäude errichten.5) Unter Stucken entstand die Ausmalung des Raums 22 im Erdgeschoss des Ostflügels des Klosters (Nr. 359). Ferner erbaute er den Stadthof des Klosters in Rinteln neu (Nr. 340). Stucken starb am 8. Juli 1596 und wurde in der Klosterkirche begraben.6)

Nicht zweifelsfrei zu klären ist, ob der Prosatext von Inschrift A tatsächlich ausgeführt war. Das Formular gleicht zum Teil demjenigen eines Prosatextes, der im Zusammenhang mit dem Epitaph für Johannes Brun überliefert ist (Nr. 204, dort Eruditione et virtute pietateque conspicui Viri). Eine ähnliche Prosainschrift findet sich auch bei dem Epitaph für Hermann Wedemhoff (Nr. 501).

Textkritischer Apparat

  1. qua] quo Tebbe.
  2. aequa] aequo Tebbe.
  3. Altor] Altar Tebbe.

Anmerkungen

  1. Paulus, Geschichte des Möllenbecker Klosters, S. 190.
  2. Vgl. Heutger, Stift Möllenbeck, 21987, S. 180.
  3. Brosius, Möllenbeck, S. 1065; Paulus, Geschichte des Möllenbecker Klosters, S. 189.
  4. Paulus, Geschichte des Möllenbecker Klosters, S. 189.
  5. Heutger, Stift Möllenbeck, 21987, S. 130.
  6. Paulus, Geschichte des Möllenbecker Klosters, S. 189f.

Nachweise

  1. Paulus, Geschichte des Möllenbecker Klosters, S. 190.
  2. Tebbe, Epitaphien, Nr. 87, S. 219 (nach Paulus).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 500† (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0050004.