Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 497 Obernkirchen, Museum für Bergbau und Stadtgeschichte 1583–1617

Beschreibung

Kaminsturz. Stein. Der Stein ist in der Eingangshalle des Museums an der Wand angebracht, zuvor befand er sich an der Hofmauer eines Fachwerkhauses am Markt.1) Er diente ursprünglich als Kaminsturz im Vorgängerbau des Sparkassengebäudes.2) Er zeigt zwei Wappen im Relief mit den darunter eingehauenen Beischriften A1 (heraldisch rechts) und A2 (heraldisch links). Zwischen den Wappen drei Notenlinien mit einem C-Schlüssel am Beginn der untersten Linie und jeweils einer Note auf der unteren, der oberen und der mittleren Linie. Unterhalb der Notenlinien sind vor der ersten Note und nach der letzten Note die Teile der Inschrift B eingehauen. Der vollständige Wortlaut der Inschrift B ergibt sich, indem man statt der Noten die entsprechenden Silben einsetzt (s. den Kommentar).

Maße: H.: 63 cm; B.: 214,5 cm; Bu.: 4 cm (A), 3 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. A1

    HENRICVS HENEKIVSa) · SENIOR

  2. A2

    SOPHIA DAMMAN

  3. B

    VIRTVS (VT SOL MI)CAT

Übersetzung:

Heinrich Hennecke d. Ä. (A1)

Die Tugend glänzt wie die Sonne. (B)

Wappen:
Heinrich Hennecke,3) Sophia Dammann4)

Kommentar

Das Notenrätsel zeigt die Töne c, g und e, die auch als ut, sol und mi bezeichnet wurden. Setzt man diese Silben in die Inschrift ein, ergibt sich: VIRTVS VT SOL MICAT („Die Tugend glänzt wie die Sonne“).5) Die Vorlage für die Inschrift war vermutlich ein Stich von Aegidius Sadeler, der in einer Kartusche den böhmischen Adligen Christoph Harant von Polschitz und Weseritz zeigt.6) Unterhalb dieser Kartusche finden sich fünf Notenlinien mit einem Notenschlüssel und drei Notenköpfen, die genau so angeordnet sind wie in der vorliegenden Inschrift; links der Notenlinien das Wort Virtus, rechts davon cat. Harant (1564–1621) war kaiserlicher Hofrat, betätigte sich aber u. a. auch als Komponist.7)

Zu Heinrich Hennecke, der von 1583 bis 1617 Pastor in Obernkirchen war, und Sophia Dammann vgl. Nr. 495.

Textkritischer Apparat

  1. HENEKIVS] HEINEKIUS Wehling.

Anmerkungen

  1. An der Nordseite der Hofmauer des damaligen Sparkassengebäudes (Wehling, Johann und Heinrich Heinecke, S. 61f.).
  2. Huk/S., Die rätselhafte Obernkirchener Inschrift, S. 2f.
  3. Wappen Heinrich Hennecke (Balken, belegt mit einem Sensenblatt, begleitet von drei Rosen 2:1).
  4. Wappen Dammann (dreifach geteilt: 1. leer, 2. Perlbesatz, 3. Querstrom, 4. besamte Rose).
  5. Wehling, Johann und Heinrich Heinecke, S. 62. Huk/S. (Die rätselhafte Obernkirchener Inschrift, S. 3) weisen darauf hin, dass die Noten die ersten drei Töne des Chorals Wie schön leuchtet der Morgenstern bilden.
  6. Hollstein’s Dutch and Flemish Etchings, Engravings and Woodcuts, Bd. 21, Amsterdam 1980 s. v. Aegidius Sadeler, Nr. 295, S. 62. Der Stich wird dort auf 1608 datiert, doch finden sich in Online-Datenbanken (z. B. Digitaler Portraitindex, http://www.portraitindex.de/documents/obj/33900619, zuletzt benutzt am 17.3.2016) auch andere Datierungen.
  7. Zu ihm Jiří Fukač, Harant z Polžic a Bedružic, Kryštof, in: The New Grove Dictionary of Music and Musi-cians, Bd. 8, London u. a. 1980, S. 156f.

Nachweise

  1. Huk/S., Die rätselhafte Obernkirchener Inschrift, S. 1f. (mit Abb.).
  2. Wehling, Johann und Heinrich Heinecke, S. 61.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 497 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0049702.