Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 495 Obernkirchen, Stiftskirche St. Marien 1617

Beschreibung

Epitaph für den Pastor Heinrich Hennecke (Heinecke). Holz, farbig gefasst. Das Epitaph hängt an der Westwand des südlichen Seitenschiffs. Im Hauptteil über einem schmalen Gesims ein Ölgemälde mit einer Darstellung des Verstorbenen im Talar mit Halskrause, in den Händen ein Buch; die Ganzfigur steht vor einer Rundbogennische. Die in Gold auf dunklem Hintergrund aufgemalte Inschrift befindet sich auf dem Gebälkfries oberhalb des Gemäldes. Die Buchstabenhöhe verringert sich zeilenweise.

Maße: H.: 234 cm; B.: 172,5 cm; Bu.: 0,8–2,6 cm.

Schriftart(en): Humanistische Minuskel mit Kapitalisversalien, teilweise schrägliegend, mit Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/2]

  1. MEMORIAE HENRICI HENEKII MVNTZELLENSIS . vene/randi viria) · eruditione prudentia etb) integritate praestantis / OBERNKIRCHENSIS ECCLESIAE PASTORIS fidelissimi parentis mei / charissimic) die 12 Iunii Anni Christi 1617 aetatis 73 etd) ministerii sui 34 vita pie / placideq(ue)e) functif) ·

Übersetzung:

Zum Gedenken an Heinrich Hennecke aus Munzel, den ehrwürdigen und durch Gelehrsamkeit, Klugheit und Redlichkeit hervorragenden Mann, sehr getreuen Pastor der Obernkirchener Kirche, meinen liebsten Vater, der am 12. Juni des Jahres Christi 1617 im 73. Jahr seines Lebens und im 34. Jahr seiner Amtszeit fromm und friedlich gestorben ist.

Kommentar

Die Kapitalisbuchstaben weisen Strichsporen auf. Sowohl die Kapitalisbuchstaben als auch die Buchstaben der humanistischen Minuskel stehen am Zeilenbeginn senkrecht, sind aber etwa ab der Zeilenmitte immer stärker nach rechts geneigt.

Heinrich Hennecke wurde 1544 in Groß Munzel (Region Hannover) geboren. Er war der Sohn des Bauern Hennecke Hennecke und Bruder des späteren Oberpredigers an der St. Martini-Kirche in Stadthagen, Johann Hennecke (vgl. Nr. 458). Heinrich Hennecke studierte ab 1569 Theologie in Wittenberg.1) 1574 übernahm er die Leitung der Lateinschule in Stadthagen. Von 1583 bis 1617 war er Pastor auf der ersten Pfarrstelle in Obernkirchen, von 1583 bis 1604 zusätzlich in Probsthagen.2) Er starb in Obernkirchen am 12. Juni 1617.

Heinrich Hennecke war verheiratet mit Sophia Dammann († 1625), der Tochter des Stadthäger Oberpredigers Jakob Dammann (zu ihm Nr. 341). Einer der Söhne Heinrich Henneckes war der Stifter des Epitaphs, vermutlich der gleichnamige Sohn Heinrich.3) Er wurde 1617 Rektor in Soest (Nordrhein-Westfalen), 1622 Professor für Hebräisch, Beredsamkeit und Physik in Rinteln und 1626 Prediger an der Petrikirche in Soest.4) Ein zweiter Sohn namens Cord war Hofmeister und besaß ein Haus in der Niedernstraße in Stadthagen. Ein weiterer Sohn namens Johann wurde Pastor, 1633 in Coppenbrügge und 1645 in Wallensen am Ith (beide Lkr. Hameln-Pyrmont). Die Tochter Margarete heiratete 1635 in Soest Heinrich Hülsemann.5)

Textkritischer Apparat

  1. viri] fehlt Tebbe.
  2. Befund: &.
  3. charissimi] clarissimi Wehling.
  4. Befund: &.
  5. placideq(ue)] […] Tebbe.
  6. functi] functa Wehling; sancti Tebbe.

Anmerkungen

  1. Matrikel Wittenberg, Bd. 2, S. 159b,8 (Eintrag vom 5. Mai 1569).
  2. Meyer, Pastoren, Bd. 2, S. 216, 281; vgl. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 54, Anm. 2. Abweichend Wehling, Johann und Heinrich Heinecke, S. 59f.: Hennecke sei erst 1604 nach Obernkirchen gekommen. Allerdings reichte Heinrich Hennecke bereits 1601 als Pastor von Obernkirchen eine Beschwerde wegen der hohen Zahl unehelicher Geburten ein; vgl. NLA BU, L 1 Nr. 7756 (nach Findbuch).
  3. Wehling, Johann und Heinrich Heinecke, S. 59–61.
  4. Hänsel, Catalogus Professorum Rinteliensium, S. 70.
  5. Wehling, Johann und Heinrich Heinicke, S. 60f.

Nachweise

  1. Röhling, Lateinschule, S. 210.
  2. Wehling, Johann und Heinrich Heinecke, S. 60.
  3. Tebbe, Epitaphien, Nr. 114, S. 228 u. Abb. 111.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 495 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0049506.