Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)
Nr. 484† Stadthagen, St. Martini 1615
Beschreibung
Grabdenkmal für Johann Jakob Bernhardi. Das Objekt befand sich ehemals am Ort der Grabstelle neben dem Altar. Sein Verbleib ist unklar.1) In der Edition werden alle &-Ligaturen des Drucks als et wiedergegeben.
Inschrift nach Hauber (auch Interpunktion).
- A
Reverendus et Clarissimus Vir, Johannes Jacobus Bernhardi, SS.a) Theologiae Doctor et Professor, Superintendens Hagensis, moritur die XXIX. Julii, A(nn)o Christi MDCXV. aetatis XXXVI.
- B
Bernhardi Exuvias Saxum Hoc Cineresque ReconditO Fusis Lacrymis, Quisquis Es, Hisce Lita.Hassia Marpurgi Genitrix Vitaeque MagistraExtitit, Et Sophiae Digna Brabea Tulit.Inde Virum Hagoniam Schaumburgicus Excitat Heros;Atque Chori Mystam Gymnasiique Facit.Nec mora, Doctorum Florem Mox Gissa Salutat,Atque Sibi Hunc Ephorum Seligit Eusebie.Verum o Fata! Ut Mors Videt, Invidet; Aurea SuadaConticet, Ingenii Vis Tumulata Jacet.Nil Superest, Nisi Cum Lacrymis Dare Vota, QuieteBernhardi Cineres Exuviaeque Cubent.
Übersetzung:
Der hochwürdige und hochberühmte Herr Johann Jakob Bernhardi, Doktor und Professor der hochheiligen Theologie, Superintendent von Stadthagen, starb am 29. Juli im Jahr des Herrn 1615 im 36. Lebensjahr. (A)
Die sterbliche Hülle und die Asche Bernhardis birgt dieser Stein. Wer du auch seist, weine und weihe ihnen deine Tränen. Das hessische Marburg war für ihn Mutter und Lebenslehrerin und brachte seiner Weisheit einen würdigen Siegespreis. Anschließend rief der schaumburgische Held (= Graf Ernst) den Mann nach Stadthagen und machte ihn zum Priester im Chor und am Gymnasium. Unverzüglich begrüßte ihn bald Gießen als Blüte der Doktoren und wählte sich ihn zum Vorsteher der Frömmigkeit. Aber oh Schicksal! Sobald der Tod ihn sah, war er ihm missgünstig gesonnen. Seine goldene Rede verstummte, die Kraft seiner Begabung liegt im Grab. Nichts bleibt übrig, als unter Tränen den Wunsch zu äußern, dass die Asche und die sterbliche Hülle Bernhardis in Frieden ruhen mögen. (B)
Versmaß: Elegische Distichen (B).
Textkritischer Apparat
- Aufzulösen als S(ACRO)S(ANCTAE) oder S(ANCTISSIMAE).
Anmerkungen
- Tebbe, Epitaphien, S. 252.
- Matrikel Marburg, Personen- und Ortsregister, S. 10.
- Titel der Disputation: Disputatio Theologica et Scholastica, Invocationi sanctorum Papisticae opposita (nach Hauber, Primitiae Schauenburgicae, S. 164).
- Liste seiner Schriften, zumeist theologische Disputationen, bei Hauber, Primitiae Schauenburgicae, S. 167–170.
- Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 315,37 u. 421,33; Hänsel, Catalogus Professorum Rinteliensium, S. 1; Meyer, Pastoren, Bd. 2, S. 396; Tebbe, Epitaphien, S. 252; Einars, Entwicklung des Protestantismus, S. 64.
Nachweise
- Hauber, Primitiae Schauenburgicae, S. 165.
Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 484† (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0048405.
Kommentar
Johann Jakob Bernhardi wurde 1579 als Sohn des Bürgermeisters Adam Bernhardi und der Juliane Hamer in Marburg geboren. Er besuchte ab 1590 das Pädagogium der Universität Marburg2) und wurde 1604 Prediger auf der ersten Pfarrstelle in Stadthagen. 1605 wurde er Superintendent neben Johannes Michelbach (Nr. 539). 1610, nachdem er den Doktortitel der Theologie in Gießen erlangt hatte,3) berief ihn Ernst von Holstein-Schaumburg als Theologieprofessor an das im Jahr 1610 gegründete Gymnasium illustre in Stadthagen.4) Er war an der Herausgabe der schaumburgischen Kirchenordnung von 1614 beteiligt. Zu seiner Biographie vgl. auch Nr. 486.
Bernhardi heiratete 1605 Elisabeth Margarethe, eine Tochter Heinrich Cropps (Nr. 328). Bernhardi starb am 29. Juli 1615 im Alter von 36 Jahren. Seine Frau Elisabeth heiratete später seinen Amtsnachfolger Josua Stegmann (Nr. 580, 589).5)