Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)
Nr. 481† Bückeburg, Stadtkirche 1615 o. früher, 1645
Beschreibung
Orgel. Die Orgel und der Prospekt wurden 1962 durch einen Brand fast völlig zerstört. Wo sich Inschrift A genau befand, ist unklar.1) Sie war in goldenen Buchstaben ausgeführt. Inschrift B befand sich am oberen Labium der Prinzipalpfeife (16 Fuß).2)
Inschrift A nach Dolle, Inschrift B nach NLA BU, Dep. 22, Nr. 814.
- A
FACILIVS EST VITVPERARE QVAM IMITARIa)3)
- B
1645
Übersetzung:
Es ist leichter etwas zu tadeln als es nachzumachen. (A)
Textkritischer Apparat
- FACILIVS EST VITVPERARE QVAM IMITARI] FACILIVS VITVPERAVERIS QVAM IMITABERIS Winkelmann.
Anmerkungen
- Vgl. dazu Matthias Seeliger, Die Erneuerung der Bückeburger Compenius-Orgel durch Johann Markus Oestreich, in: Schaumburg-Lippische Mitteilungen 25 (1982), S. 109–114, dort S. 113f.
- NLA BU, Dep. 22, Nr. 814, fol. 182v; vgl. Albrecht, Bückeburger Stadtkirche, S. 143.
- Zu dem Sprichwort s. den Kommentar mit Anm. 7f.
- Zu ihm Winfried Schlepphorst, Compenius, in: MGG, Personenteil, Bd. 4 (2000), Sp. 1438–1446, dort Sp. 1439f. Zur Beauftragung des Compenius für die Bückeburger Stadtkirche Seeliger (wie oben Anm. 1), S. 112 mit Anm. 32. Zur Orgel insgesamt Hildegard Tiggemann, Die Geschichte der großen Orgel in der Stadtkirche zu Bückeburg, in: Schaumburg-Lippische Mitteilungen 28 (1988), S. 93–160; Tiggemann, Bückeburger Orgelbauwerkstätten. S. 11–14; vgl. auch Schneider, Orgelbauerfamilie Compenius, S. 15–35.
- Möglicherweise durch Esaias’ Sohn Adolph (Schlepphorst (wie oben Anm. 4), Sp. 1440; vgl. Tiggemann, Bückeburger Orgelbauwerkstätten, S. 24f.). Adolph Compenius baute die Orgel für die Nikolaikirche in Rinteln (Nr. 519).
- Michael Praetorius, Syntagma Musicum, Bd. 2: De Organographia, Wittenberg 1619, S. 185f. Zur Disposition Schneider, Orgelbauerfamilie Compenius, S. 30–35.
- Diogenian, Centuria VI, Nr. 74; vgl. den Kommentar zur Stelle in der Edition von Leutsch/Schneidewin, Corpus Paroemiographorum Graecorum, Bd. 1, S. 281 sowie Tosi, Dizionario, Nr. 209, S. 92f.
- Wander, Sprichwörterlexikon, Bd. 3, Sp. 1669 s. v. „richten“, Nr. 21.
Nachweise
- Winkelmann, Beschreibung der Fürstenthümer Hessen und Hersfeld, S. 338 (A).
- Dolle, Kurtzgefaßte Geschichte der Grafschaft Schaumburg, S. 587 (A).
- NLA BU, Dep. 22, Nr. 814, fol. 182v (Schreiben vom 23.10.1803) (B).
Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 481† (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0048104.
Kommentar
Die Orgel gehörte zur Innenausstattung der in den Jahren 1611 bis 1615 erbauten Stadtkirche (vgl. Nr. 474, 480 u. 482). Den Auftrag zum Bau der Orgel erhielt der Orgelbauer Esaias Compenius d. Ä. (um 1560–1617) im Jahr 1612.4) Als Zeitpunkt der Fertigstellung wird das Jahr 1615 angenommen.5) Die Disposition der Orgel ist in Michael Praetorius’ Syntagma musicum überliefert;6) ob sie tatsächlich in dieser Form ausgeführt war, ist unklar.
Das Sprichwort (Inschrift A) ist bereits aus der griechischen Antike überliefert: Μωμήσεταί τις μᾶλλον, ἢ μιμήσεται· ὅτι ῥᾳότερον τὸ ψέγειν. („Lieber wird jemand kritisieren als nachahmen: Denn es ist leichter zu tadeln.“) Der Maler Apollodor soll diese Inschrift auf seinen Werken angebracht haben; das Gleiche ist auch für den Maler Zeuxis überliefert.7) In lateinischer Sprache ist der Spruch vor allem mit folgendem Wortlaut verbreitet: Facilius est reprehendere quam imitari.8)
Zur Datierung von Inschrift A vgl. Nr. 480. Inschrift B dürfte im Zuge einer Reparatur entstanden sein.