Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 458(†) Stadthagen, St. Martini 1609

Beschreibung

Epitaph für den Pastor Johann Hennecke. Holz, farbig gefasst. Das Restepitaph ohne Inschrift hängt heute an der Südwand im dritten Joch von Westen links des Fensters; vor den 1890er-Jahren befand es sich östlich der Orgel in unmittelbarer Nähe der Grabstelle Henneckes.1) Über einem Gesims mit Putto ein Gemälde des Verstorbenen. Im Seitenhang auf Konsolen Obelisken, darüber zwei seitlich herausragende Engelshalbfiguren. Auf dem Gebälkfries zwischen Engelsköpfen und Ornamenten ein freies Feld. Den Giebel bildet eine runde, von Voluten mit Engelsköpfen begleitete Kartusche mit zwei aneinandergeschobenen Wappen,2) als Bekrönung ein Putto. Das Gemälde zeigt den Verstorbenen in Ganzfigur mit schwarzem Talar und weißer Halskrause, in den Händen hält er ein Buch.

Der überlieferte Text war möglicherweise auf einem heute nicht mehr vorhandenen Unterhang des Epitaphs angebracht.3)

Inschrift nach Hauber.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. H(er)r Johann Henecke ist saliglich in GOtt entschlaffen A(nn)o 1609 am 5ten Decemb(ris) und ist hier 44 Jahr im Predig-Ambt gewesen seines Alters 66 Jahr Psalm 116 Ich will den heilsamen Kelch nehmen [ - - - ] Der Todt seiner Heiligen ist wehrt gehalten vor dem HErrn4)

Wappen:
Johann Hennecke,5) ?6)

Kommentar

Johann Hennecke wurde 1542 in Groß Munzel (Region Hannover) als Sohn des Bauern Hennecke Hennecke geboren.7) Ab 1565 studierte er an der Universität Wittenberg.8) Nachdem sein Bruder Heinrich (vgl. Nr. 495) 1574 die Leitung der Lateinschule in Stadthagen übernommen hatte, wurde Johann 1575 Konrektor. 1588 wurde er zweiter Pastor an der St. Martini-Kirche, 1592 Oberprediger.9) Er und seine erste Frau Ilsebe Witschieve, mit der er seit 1581 verheiratet war, wurden 1589 Bürger von Stadthagen. Beide zählten zu den Mitgliedern der Elendenbruderschaft St. Joist in Stadthagen10) und hatten das Braurecht.11) Wie sein Amtsvorgänger Jakob Dammann war auch Johann Hennecke spätestens seit 1589 Eigentümer des Hauses Niedernstraße 7 (vgl. dazu Nr. 229). 1595 lieh er der Stadt 200 Taler für den Umbau des Rathauses.12)

1596 heiratete Johann Hennecke in zweiter Ehe Ilsabe Ebbeke († 1634); sie ist 1597 unter den Neubürgern Stadthagens verzeichnet. Sie war die Schwester des Amtmanns von Sachsenhagen Henning Ebbeke (zu ihm Nr. 356). Das Paar hatte mindestens zwei Kinder, die Söhne Christopher und Theodor. Vermutlich war auch „Elisabeth Heinecken von Stadthagen, Joh. Leists Vertraute“,13) die am 23. Oktober 1628 in die Hamelner Brauergilde aufgenommen wurde, eine Tochter des Johann Hennecke und der Ilsabe Ebbeke.14)

Wie die Inschrift besagt, starb Johann Hennecke am 5. Dezember 1609.15) Er wurde im Inneren der Kirche östlich der Orgel begraben.16)

Anmerkungen

  1. Wehling, Johann und Heinrich Heinecke, S. 55, 57, 58. Tebbe, Epitaphien, S. 251.
  2. Das Epitaph wurde 1959 restauriert. Dabei wurde das heraldisch rechte Wappen zwischenzeitlich zu einem Allianzwappen verändert. Heute zeigt es wieder dasselbe Wappenbild wie vor der Restaurierung (Wehling, Johann und Heinrich Heinecke, S. 55, 57).
  3. Tebbe, Epitaphien, S. 251, Kat. Nr. 149 bringt den bei Hauber (Primitiae Schauenburgicae, S. 161) überlieferten Text mit dem vorhandenen Bildnis in Verbindung. Denkbar wäre auch, dass der überlieferte Text ursprünglich auf einer nicht mehr erhaltenen Grabplatte stand; Hauber überliefert ihn zusammen mit der Grabinschrift für Henneckes Ehefrau Ilsebe Witschieve und schreibt dazu: Epitaphium ejus [Henneckes] in Parochiali templo nostro hoc est […]. Es folgt der oben edierte Text. Anschließend schreibt Hauber: Ad latus jacent Exuviae prioris maritae cum Epigraphe sequenti […] und druckt den unter Nr. 348 edierten Text ab.
  4. Ps 116,13 u. 116,15.
  5. Wappen Johann Hennecke (geteilt, 1. wachsender Bär, 2. Hausmarke H25).
  6. Wappen ? (Hausmarke H21).
  7. Wehling, Johann und Heinrich Heinecke, S. 55; vgl. Tebbe, Epitaphien, S. 251.
  8. Matrikel Wittenberg, Bd. 2, S. 86a, Z. 30 (Eintrag vom 12. Mai 1565; er wird dort als Iohannes Heneckius Hannouerensis bezeichnet).
  9. Wehling, Johann und Heinrich Heinecke, S. 56. Die Angabe in der Inschrift, er sei 44 Jahre lang Prediger gewesen, stimmt nicht. Womöglich handelt es sich um einen Druckfehler Haubers, denn er selbst gibt in seinen Primitiae Schauenburgicae, S. 161, an: Ecclesiae nostrae inserviit XXXIV. annis (13 Jahre als Konrektor, 21 Jahre als Prediger); vgl. Wehling, Johann und Heinrich Heinecke, S. 57.
  10. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 54 mit Anm. 2 u. S. 331,3. Wehling, Johann und Heinrich Heinecke, S. 57.
  11. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 377,4; vgl. Wehling, Johann und Heinrich Heinecke, S. 57.
  12. Wehling, Johann und Heinrich Heinecke, S. 57.
  13. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 54, Anm. 2.
  14. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 54, Anm. 2; S. 269,2; S. 282,42. Vgl. zu den Kindern Wehling, Johann und Heinrich Heinecke, S. 57.
  15. Laut Hauber, Primitiae Schauenburgicae, S. 161 war jedoch auf den Dypticha Hagensia (mutmaßlich einer Tafel, die eine Namensliste enthielt; vgl. Hofmann, Lexicon Universale, Bd. 2, S. 122) ein Todesdatum post Michaelis (29. September) angegeben.
  16. Wehling, Johann und Heinrich Heinecke, S. 57.

Nachweise

  1. Hauber, Primitiae Schauenburgicae, S. 161.
  2. Wehling, Johann und Heinrich Heinecke, S. 57.
  3. Tebbe, Epitaphien, Nr. 149, S. 251 (nach Hauber).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 458(†) (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0045805.