Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 436 Bückeburg, Jetenburger Kirche 1607

Beschreibung

Grabplatte für Harmen Ilten (?). Stein. Die hochrechteckige Platte ist vom Westeingang der Kirche aus gesehen als vierte Platte auf der linken Seite des Mittelgangs in den Fußboden eingelassen. Nach dem bei Prinz abgedruckten Lageplan lag sie 1939 in der Nähe der Kanzel als erste Platte neben dem Mittelgang; ihr Erhaltungszustand war bereits damals schlecht.1) Inschrift A läuft erhaben in vertiefter Zeile um die Platte um. In ihrem Innenfeld etwa im oberen und im dritten Viertel jeweils in einem querrechteckigen vertieften Feld die erhaben ausgehauenen Inschriften B und C, dazwischen in einem runden vertieften Feld ein Weihekreuz. Das untere Viertel ist leer.

Maße: H.: 141 cm; B.: 86 cm; Bu.: 7,5 cm (A, B), 6 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. A

    ANNO 1607 DEN / 28 IANVAR[II I]ST HARMEN / [ . . . N]a) GESTORB[N] / [ - - - ]N GO[ - - - ]b)

  2. B

    DE ENGELL DES / [HE]REN LAGERN / SICH VMB DE [S]O / IHN FRVHTENc)2)

  3. C

    ACH HERE WI / LANGE HADT MI / NA D[ . . . . ]LANGET3)

Kommentar

Die noch erkennbaren Buchstabenreste weisen einen nur schwach ausgeprägten Wechsel zwischen Haar- und Schattenstrichen auf, was der Schrift in Verbindung mit der verhältnismäßig großen Buchstabenhöhe ein eher klobiges Aussehen verleiht.

Ausgehend von den Abmessungen der vorliegenden Platte, die deutlich kleiner ist als die übrigen Platten in der Jetenburger Kirche, vermutet Prinz, dass es sich um eine Kindergrabplatte handelt. Möglicherweise war der hier begrabene Harmen Ilten (?) ein Sohn des gräflichen Lakaien Gottschalk Ilten, der 1606 in den Dienst des Grafen Ernst getreten war und im selben Jahr Elisabeth Panskoken heiratete. 1615 wurde Gottschalk Ilten Vogt in Elmshorn. Für 700 Taler kaufte Graf Ernst ihm sein Haus in der Langen Straße in Bückeburg ab und schenkte es 1620 an Gian Battista von Malaspina (Nr. 518).4)

Textkritischer Apparat

  1. [ . . . N]] I[LT]EN Prinz; Klammern so bei Prinz. Vgl. ebd., S. 46f.
  2. Zu erwarten ist eine Formulierung wie DER SELEN GOT GNEDICH SEI.
  3. VMB DE [S]O / IHN FRVHTEN] um den Gottfrüchtigen Prinz.

Anmerkungen

  1. Prinz, Grabdenkmäler, Lageplan S. 7 u. S. 46.
  2. Nach Ps. 34,8: DEr Engel des HERRN lagert sich vmb die her / so jn fürchten.
  3. Der Spruch ist an Formulierungen aus den Psalmen angelehnt; vgl. Ps. 25,1: Nach Dir Herr verlanget mich. Ps. 143,8: Denn mich verlanget nach dir. Auch ein (klagendes) „wie lange“ ist in den Psalmen zu finden (vgl. z. B. Ps. 13,1–3).
  4. Prinz, Grabdenkmäler, S. 47.

Nachweise

  1. Prinz, Grabdenkmäler, Nr. 24, S. 46 (A, B, z. T. mit normalisierter Graphie).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 436 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0043609.