Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)
Nr. 434 Bückeburg, Schloss 1606
Beschreibung
Portal. Stein. Das äußere Schlosstor, dessen Torbogen von zwei vorgelagerten ionischen Säulen sowie vier Pilastern aus Roll- und Beschlagwerk gerahmt wird, wird von einem gesprengten Giebel bekrönt. Auf ihm ist mittig eine vollplastische allegorische Darstellung des Neids (Invidia) platziert, die zu beiden Seiten von je einem Drachen flankiert wird. Die in Scriptura continua angeordnete Inschrift befindet sich auf dem Gebälkfries an der Toraußenseite zum Marktplatz hin. Sie wird an drei Stellen durch eine Verkröpfung des Gebälkfrieses oberhalb der Säulenkapitelle sowie oberhalb des Bogenschlusssteins unterbrochen. Sie ist schwach erhaben in vertieften Feldern gearbeitet und golden gefasst.
Maße: Bu.: ca. 25 cm.
Schriftart(en): Kapitalis mit Versal.
V(ON) G(OTS) G(NADEN) // ERNST GRAVE ZV HOLSTAIN SCHAV//WENBVRCK VND STERNEBERCK HERR // ZV GEHMEN
Anmerkungen
- Borggrefe, Residenz Bückeburg, S. 83.
- Borggrefe, Schloss Bückeburg, S. 12.
- Borggrefe, Residenz Bückeburg, S. 84.
- Borggrefe, Residenz Bückeburg, S. 98–100; Borggrefe, Schloss Bückeburg, S. 13 mit Anm. 25. Vgl. zu dem Portal auch Habich, Residenz Bückeburg, S. 62–69.
Nachweise
- Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 24.
- Bruck, Ernst zu Schaumburg, S. 43.
- Habich, Residenz Bückeburg, S. 62, Anm. 129.
Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 434 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0043405.
Kommentar
Eng spationierte Kapitalis mit sehr schlanker Strichstärke. Die Sporen nähern sich Serifen an. Beim B ist der untere Bogen deutlich größer als der obere. Die Cauda des R und der untere Schrägbalken des K sind geschwungen und teilweise einwärts gekrümmt, teilweise unter der Grundlinie weit nach rechts ausgezogen. Das ovale O ist leicht schräggestellt. Das untere Ende des Cauda des G in G(OTS) G(NADEN) gegabelt.
Das Portal entstand archivalischen Unterlagen zufolge hauptsächlich in den Jahren 1605–16061) im Zuge des Ausbaus Bückeburgs zur Residenzstadt unter Graf Ernst von Holstein-Schaumburg. Es markiert die Abgrenzung des Schlossbezirks zur Stadt hin. Als Architekt beauftragte Ernst den Baumeister des Bischofs von Bremen, Erich Reinhardt.2)
Sein Vorbild dürfte das Portal in den antiken Triumphbögen und in den Ehrenpforten haben, die in der Renaissancezeit zum Einzug eines Fürsten in eine Stadt als Zeichen der Huldigung aufgebaut wurden.3) Die von Hans Wolf geschaffene Figur der Invidia auf dem Giebel erklärt Borggrefe als apotropäisches Symbol zur Neidabwehr.4)