Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 420 Remeringhausen, Rittergut 1602

Beschreibung

Wappenstein. Der Stein, der am oberen Rand beschnitten ist, ist rechts neben der Tür des sogenannten „Schlösschens“ aufgerichtet. In einer hochovalen, von Rollwerk und Fruchtgehängen gerahmten Kartusche zwei aneinandergeschobene Vollwappen mit einander zugeneigten Helmen, darüber die erhaben in vertiefter Zeile ausgehauene Jahreszahl A, deren oberer Bereich abgeschnitten ist. Unter der Jahreszahl das Steinmetzzeichen M40. Unterhalb der Kartusche auf einem nach unten abgerundeten vertieften Schriftfeld die erhaben ausgehauene Inschrift B.

Maße: H.: 125 cm; B.: 119 cm; Bu.: 3 cm (A), 1,5 u. 2 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur mit Kapitalis (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. A

    1[6]02

  2. B

    Hoffe auf den HERRN vnd thue gutes, Bleibe / im Lande, vnd neere dich redlich / Befehl dem HERN deine wege vnd / Hoffe auf ihn er wirds wol machen. / psalm 371)

Wappen:
Münchhausen,2) Bismarck3)

Kommentar

u mit u-Haken. Das Wort HERRN wird durch Kapitalis-Buchstaben hervorgehoben; dies entspricht der Praxis der Druckausgaben der Luther-Bibel.

Nachdem Ludolf von Münchhausen (zu ihm vgl. Nr. 413) 1594, noch vor dem Tod seiner Mutter Heilwig Büschen († 1599, zu ihr vgl. Nr. 346), aus ihrem Erbe die Besitztümer in Hess. Oldendorf (Lkr. Hameln-Pyrmont) und Remeringhausen zugefallen waren, baute er Remeringhausen zwischen 1599 und 1611 zu einem Adelshof aus. Es wurde im Jahr 1618 als Rittergut anerkannt.4)

Am 19. Mai 1600 heiratete Ludolf von Münchhausen Anna von Bismarck (zu ihr vgl. Nr. 414).5) Ludolf von Münchhausen soll die Anbringung weiterer Inschriften in den Innenräumen seines Remeringhäuser Gutshauses geplant haben. Ob sie jemals ausgeführt wurden, ist zweifelhaft.6)

Anmerkungen

  1. Ps 37,3 u. 5.
  2. Wappen Münchhausen (Mönch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  3. Wappen Bismarck (Kleeblatt, mit drei Eichenblättern besteckt); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 3, Reihe 3B, S. 5 u. Tafel 10.
  4. B. Bei der Wieden, Außenwelt und Anschauungen Ludolf von Münchhausens, S. 208–214.
  5. Vgl. von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 207, S. 104f.
  6. Dazu gehörten Bibelzitate, eine bildliche Darstellung zweier Hände vor einem Füllhorn mit der Beischrift Ditat servata fides („Gehaltene Treue bereichert“) sowie als Wandmalerei die Worte DEVS NOBIS HEIC OTIA FECIT – DEVS NOBIS HAEC OCIA FECIT („Gott hat uns hier Muße bereitet – Gott hat uns diese Muße bereitet“ in Anspielung auf Vergil, Ekloge 1,6) (B. Bei der Wieden, Außenwelt und Anschauungen Ludolf von Münchhausens, S. 156f., 174 u. 151 mit Verweis auf Ludolfs „Memoriall“, fol. 86v). Bei der Wieden erwähnt einen weiteren Text, den Ludolf „an seinem Haus anzubringen gedachte“ (ebd., S. 213). Er war jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht als Inschrift ausgeführt. Den verhältnismäßig langen, von ihm selbst verfassten Text teilt Ludolf von Münchhausen in seiner Remeringhäuser Chronik mit (NLA BU, Dep. 3 GR Nr. 1269, fol. 11r–12r); er überschreibt ihn dort als SVBSCRIPTIO AD AEDIFICIVM NOVVM IN REMERHVSEN. Vermutlich auf diesen Text bezieht sich Ludolf, als er 1618 gegenüber Dietrich vom Brinck darüber klagt, er müsse seine „Inskription“ ändern, wenn ihm vom Landesherrn seine Rechte beschnitten würden: „in Durchsuchung etlicher Briefe, hab ich ungefähr gefunden, was ich einsmals vor eine Inskription über Remringhausen geschrieben, wie eingelegt zu ersehen. Wo ich nit friedlich alhie wohnen kann, so muß ich diese Inskription ändern“ (SUB Göttingen, Cod. Ms. B. von Münchhausen 205, S. 139, Nr. 157: Brief vom 6. März 1618, in einer 1911/12 angefertigten Abschrift; vgl. Neukirch, Renaissanceschlösser Niedersachsens, Textband, 2. Hälfte, S. 250). Die Formulierung „in Durchsuchung etlicher Briefe“ zeigt, dass der Text nicht als Inschrift, sondern nur auf Papier vorlag.

Nachweise

  1. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, S. 104 (A).
  2. B. Bei der Wieden, Außenwelt und Anschauungen Ludolf von Münchhausens, S. 156.
  3. Katalog Adel im Weserraum, Abb. S. 139 (A).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 420 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0042001.