Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 418 Bückeburg, Museum Bückeburg 1602

Beschreibung

Schrank. Holz. Die Schauseite des sogenannten „Bürgermeister-“ oder „Magistratsschranks“, der aus dem Bückeburger Rathaus stammt, ist durch eine Kassettenausführung in zahlreiche Felder unterteilt. Im oberen Geschoss des Schrankes auf den großen Türen und dem dazwischenliegenden Kassettenfeld je ein gemaltes Vollwappen. Unterhalb der Wappen auf den Türen die in Gold aufgemalten Beischriften A (links) und B (rechts), die nur noch schlecht erhalten und möglicherweise durch Restaurierung überformt sind. Das mittlere Wappen steht ohne Beischrift.

Maße: H.: 273 cm; B.: 227 cm; Bu.: 0,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/3]

  1. A

    S[ . ]RGIVSa) SAS[SE]BER[G]

  2. B

    ALB[ . ]CH[T] SOB[ . ]E / 1602

Wappen:
Sassenberg,1) Bückeburg,2) Sobbe3)

Kommentar

Der Schrank, der nach der Fertigstellung des Rathausbaus 1608 vermutlich dort seinen Platz fand, diente als Archivschrank.4) Inschriftlich und mit ihren Wappen ließen sich Sergius Sassenberg und Albrecht Sobbe, die beiden Bürgermeister Bückeburgs, auf zwei der Schranktüren verewigen.

Sergius Sassenberg wurde 1552 als Sohn Sergius Sassenbergs d. Ä. und der Wobbeke Engelking geboren (zu ihnen Nr. 236). Auf Betreiben Graf Ottos IV. von Holstein-Schaumburg wurde Sergius Sassenberg d. J. „Auffwarter“5) (Page) beim Drosten zu Pinneberg Hans Barner. Anschließend wurde er zum Kornschreiber in Barmstedt in der Grafschaft Holstein (heute Kreis Pinneberg) ernannt,6) 1576 wurde er Korn- und Amtsschreiber in Bückeburg. Unter Graf Ernst war er für zwei Jahre Amtmann, anschließend 22 Jahre lang Bürgermeister. Aus Andeutungen in der von Johann Prange gehaltenen Leichenpredigt lässt sich erkennen, dass es während seiner Amtszeit zu Konflikten mit der Bevölkerung gekommen ist.7) Sergius Sassenbergs d. J. Name sowie die Amtsbezeichnung consul taucht auch auf der 1603 gegossenen Glocke der Jetenburger Kirche auf (Nr. 424).

Vermutlich im Jahr 1573 heiratete Sergius Sassenberg d. J. Gertrut Schwerten. Aus der Ehe gingen die Söhne Antonius (gestorben 1608) und Adolf hervor.8) Letzterer wurde ebenfalls Bürgermeister von Bückeburg, zunächst zusammen mit seinem Vater Sergius Sassenberg, Henning Rohde und Albrecht Sobbe, später abwechselnd mit Albrecht Sobbe.9)

Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau am 29. März 1601 heiratete Sergius Sassenberg d. J. am 7. Mai 1602 Magdalene Krite,10) die am 12. Oktober 1616 starb. In dritter Ehe war er seit 1617 mit Ilsabet Platfuß verheiratet. Sergius Sassenberg d. J. starb am 24. Januar 1624.11)

Textkritischer Apparat

  1. G kleiner auf der Grundlinie eingefügt.

Anmerkungen

  1. Wappen Sassenberg (Balken, überdeckt mit einem gestümmelten liegenden Ast, daraus ein Eichenzweig mit Eichel hervorwachsend); hier abweichend: Boot mit Mast und Mastkorb (vermutlich Fehlrestaurierung).
  2. Wappen Bückeburg (Stadttor, über dem Tor schwebend das Wappen Holstein-Schaumburg); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 4, S. 241 u. Tafel 247.
  3. Wappen Sobbe (drei Halme mit Getreideähren); vgl. Nr. 456; hier abweichend: begrünter Baum auf einer begrünten Fläche (möglicherweise Fehlrestaurierung).
  4. Vgl. den Artikel: Gedächtnis des Rathauses – Stolz der Bürgerschaft, in: Schaumburger Zeitung vom 13. August 2008 (http://www.schaumburger-zeitung.de/portal/lokales/sz-heute/bueckeburg_Gedaechtnis-des-Rathauses-%26ndash%3B-Stolz-der-Buergerschaft-_arid,166261.html, zuletzt benutzt am 4.2.2016).
  5. Leichenpredigt für Sergius Sassenberg d. J., fol. C Iv.
  6. Johann Prange nennt in der Leichenpredigt (fol. C Iv) das Jahr 1564; dies dürfte auf einem Irrtum beruhen, da Sassenberg damals erst zwölf Jahre alt war.
  7. Leichenpredigt für Sergius Sassenberg d. J., fol. C IIr–C IIv.
  8. Leichenpredigt für Sergius Sassenberg d. J., fol. C IIv–CIIIr.
  9. Eggers, Die Schaumburger Sassenbergs, S. 13. Zu Albrecht Sobbe vgl. Nr. 455.
  10. Leichenpredigt für Sergius Sassenberg d. J., fol. C IIIr. Sie war die Witwe des Weinschenks Heinrich Hensel (Eggers, Die Schaumburger Sassenbergs, S. 12).
  11. Leichenpredigt für Sergius Sassenberg d. J., fol. C IIIr und Titelblatt.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 418 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0041801.