Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 415 Gut Dankersen 1601?

Beschreibung

Inschriftenstein. Der querrechteckige Stein, der am Seitenflügel des Gutshauses an der Südseite ganz links über einer Tür eingemauert ist, ist oben durch ein Gesims abgeschlossen. Er zeigt die eingehauenen Initialen A, darunter in einer Rollwerkkartusche die erhaben ausgehauene Inschrift B. Der Stein wurde im Zweiten Weltkrieg durch Einschusslöcher beschädigt;1) dadurch ist die Jahreszahl teilweise zerstört.

Maße: H.: 62 cm; B.: 87 cm; Bu.: 7,8–8,5 cm (A), 8,3 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. A

    H(ANS) V(ON) D(ITFURTH)

  2. B

    ANNOa) / 16[ . . ]b)

Kommentar

Hans von Ditfurth, auf den sich die Inschrift höchstwahrscheinlich bezieht, war der Sohn Heinrich von Ditfurths und Maria von Münchhausens (vgl. Nr. 181). Er wurde 1546 in Wegeleben (Lkr. Harz, Sachsen-Anhalt) geboren und besuchte die Schule in Halberstadt. 1565 kam er an den schaumburgischen Hof in Stadthagen und befand sich im Gefolge Graf Ottos IV. von Holstein-Schaumburg bei dessen Kriegszügen in die Niederlande in den Jahren 1572 und 1574. Nach Ottos Tod wurde er Hofmeister für den heranwachsenden Grafen Ernst, den er an die Universität Helmstedt begleitete.2) Hans von Ditfurth wurde dort am 18. Oktober 1584 immatrikuliert.3)

Unter Graf Adolf XIV. wurde er Drost des Amts Stadthagen. Nach dessen Tod im Jahr 1601 war er erneut Hofmeister der Gräfinwitwe Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg in Rinteln, bis diese sich 1604 wiederverheiratete. Graf Ernst bestimmte ihn erneut zum Drosten von Stadthagen; Hans von Ditfurth bekleidete dieses Amt bis 1614.4)

Mit Gut Dankersen wurde er belehnt, weil der vorherige Inhaber Christoph von Trandorf (vgl. Nr. 376) in den 1590er-Jahren ohne männliche Nachkommen verstorben war.5) Hans von Ditfurth starb dort am 1. September 1626 und wurde im Erbbegräbnis der Familie in Obernkirchen (vgl. Nr. 564) bestattet.6)

Hans von Ditfurth war seit 1585 verheiratet mit Anna Margarete von Bardeleben, der Tochter des Gört von Bardeleben und der Dorothea von Reden.7) Anna Margarete starb ebenfalls 1626. Fünf Kinder aus dieser Ehe sind nachgewiesen: Adolf, Anton, schaumburgischer Drost in Stadthagen, Franz, schaumburgischer Drost in Sachsenhagen, Hagenburg, Bokeloh und Mesmerode (zu ihm Nr. 637), Ernst Ludwig, schaumburgischer Kammerjunker, und Hedwig Elisabeth (zu ihr Nr. 624).8) Anton und Franz wurden zeitweise von dem späteren Rintelner Stadtschulrektor Christian Bokelmann als Hauslehrer unterrichtet.9)

Textkritischer Apparat

  1. ANNO] fehlt Böger.
  2. Vermutlich 1601.

Anmerkungen

  1. http://www.gutdankersen.de/geschichte.htm, zuletzt benutzt am 21.9.2016.
  2. Von Ditfurth, Geschichte des Geschlechts von Ditfurth, Teil 3, S. 82; vgl. Leichenpredigt für Hans von Ditfurth, S. 54–58.
  3. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, Abt. 1, S. 47, Nr. 146.
  4. Von Ditfurth, Geschichte des Geschlechts von Ditfurth, Teil 3, S. 83; vgl. Leichenpredigt für Hans von Ditfurth, S. 60f.
  5. Eine Belehnungsurkunde von Graf Ernst aus dem Jahr 1608 ist erhalten; vgl. NLA BU, Orig. F Nr. 486 (nach Findbuch). Bereits 1591 hatte er die Lehnsanwartschaft erhalten (Böger, 700 Jahre Gut Dankersen, S. 32f.).
  6. Von Ditfurth, Geschichte des Geschlechts von Ditfurth, Teil 3, S. 83f.
  7. Von Ditfurth, Geschichte des Geschlechts von Ditfurth, Teil 3, S. 83 u. 86; Leichenpredigt für Hans von Ditfurth, S. 58.
  8. Von Ditfurth, Geschichte des Geschlechts von Ditfurth, Teil 3, S. 94–107; vgl. Leichenpredigt für Hans von Ditfurth, S. 58f.
  9. Leichenpredigt für Christian Bokelmann, S. 29; zu Bokelmann vgl. Nr. 513.

Nachweise

  1. Böger, 700 Jahre Gut Dankersen, S. 33.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 415 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0041500.