Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 412 Hohnhorst, Martinskirche 1601

Beschreibung

Taufstein. Am sechsseitigen Sockel läuft in einer vertieften Schriftzeile die erhaben ausgehauene Inschrift A um. Darüber die vier Evangelistensymbole im Halbrelief. Am Übergang zum Ständer verläuft die eingehauene Inschrift B auf einem umlaufenden Schriftband zwischen zwei Wülsten, unterbrochen von den Evangelistensymbolen. Darüber am Ständer läuft in zwei Zeilen die erhaben ausgehauene Inschrift C um, deren letztes Wort in geringerer Buchstabenhöhe gearbeitet ist. Am Übergang zur Wandung halbplastische Engelsköpfe. Auf den Seitenflächen des sechsseitigen zylindrischen Beckens Reliefdarstellungen der zwölf Apostel, deren Namen in einer unterhalb der Darstellungen umlaufenden vertieften Schriftzeile in erhaben ausgehauenen Buchstaben wiedergegeben sind (Inschrift D). Der obere Abschluss des Beckens ist zwölfseitig. In einer vertieften Schriftzeile oberhalb der Aposteldarstellungen verläuft dort die erhaben ausgehauene Inschrift E, die unterhalb der Zeile auf der Rahmenleiste mit erhaben ausgehauenen Buchstaben kleiner weitergeführt wurde. Am oberen Rand des Beckens eine Bruchstelle bei den Wörtern LASSET DIE; möglicherweise wurde die obere Hälfte der Buchstaben erneuert. Bei allen vertieften Schriftzeilen ist der Hintergrund in grüner Farbe gefasst.

Am Deckel eine Inschrift aus neuerer Zeit.1)

Maße: H.: 103,5 cm (ohne Deckel); Dm.: ca. 52,5 cm; Bu.: 5,1 cm (A), 2,4 cm (B), 1,8 u. 3,4 cm (C), 3,5 cm (D), 1,5 u. 4,7 cm (E).

Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis (A, B, D, E), schrägliegende Kapitalis mit Versal (C).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. A

    S(ANCTVS) · IO/HANNES · / · S(ANCTVS) · MAT/THAEVS / S(ANCTVS) · MARCVS / S(ANCTVS) · LV/CAS ·

  2. B

    POSITVM // DIE LAV//RENTII2) // A(NN)O · M · D · CI ·

  3. C

    BAPTISTERIVM HOC FVNDATVM AVCTOREa) D(OMI)NI CONRADI BACKHVSII EC(C)L(ESI)AE / HVI(VS) PASTORIS HENNI ROBBEKE MARTEN RESE PRAESIDVMb) · ET A ME WARNERO BARTERMA(N) · SCVLPTVMc)

  4. D

    S(ANCTVS) · PETR(VS) · S(ANCTVS) · ANDR(EAS) · / S(ANCTVS) · IACOB(VS) · S(ANCTVS) · IOHAN(NES) · / S(ANCTVS) · PHIL(IPPVS) · S(ANCTVS) · BART(HOLOMAEVS) · / S(ANCTVS) · THOM(AS) · S(ANCTVS) · MATT(HAEVS) · / S(ANCTVS) · IACOB(VS) · S(ANCTVS) · IVDAS · / S(ANCTVS) · SIM(ON) · S(ANCTVS) · MATHI(AS) ·

  5. E

    LASSET / DIE KI/NDLEIN / ZV MIR / KOMEN / VND WEI/RET IH/NEN N/ICHT · DEN / SOLCHE/N IST DA/S HIMEL=d)/REICH · MAR/C · [ . 0] · CA[P] · e)3)

Übersetzung:

Aufgestellt am Laurentiustag im Jahr 1601. (B)

Dieser Taufstein wurde errichtet auf Betreiben des Herrn Cordt Backhaus, des Pastors dieser Kirche, unter den Älterleuten Henni Robbeke und Marten Rese, und er wurde von mir, Werner Bartermann, gehauen. (C)

Kommentar

Für die eng spationierte schrägliegende Kapitalis des Steinmetzen Werner Bartermann (vgl. Einleitung Kap. 8.4) sind schmale Strichstärke sowie zahlreiche Ligaturen kennzeichnend, ferner folgende Merkmale: Der untere Schrägbalken des K und die Cauda des R sind geschwungen und weisen eine starke Bogenverstärkung auf; beim K in ROBBEKE ist die obere Wölbung eigenwillig abgeknickt und spitz ausgezogen (vgl. Nr. 374, 375, 385, 388). S mit langgestrecktem Mittelteil. B mit weit nach rechts gezogenem unterem Bogen. Der Mittelbalken des E ist keilförmig verbreitert. Das untere Bogenende des C ist leicht einwärts gebogen. Der Balken des L in EC(C)L(ESI)AE (Inschrift C) ist geschwungen und unter der Grundlinie nach rechts ausgezogen (vgl. Nr. 411). Als Besonderheit ist der Zeilenwechsel in Inschrift C anzumerken: Er wird durch eine geschweifte Linie angedeutet, die den unteren Balken des E in EC(C)L(ESI)AE mit dem Balken des H in HVIVS verbindet.

Zu dem Hohnhorster Pastor Cordt Backhaus vgl. Nr. 524. Zusammen mit ihm werden Henni Robbeke und Marten Rese auch auf der im Jahr 1588 gegossenen Glocke (Nr. 324) genannt. Die Bezeichnung der beiden als praesides lässt vermuten, dass es sich um die damaligen Älterleute der Hohnhorster Kirche handelte. Henni (Henningk) Robbeke ist in einem Viehschatzregister aus dem Jahr 1606 als Besitzer von vier Pferden, drei Kühen und drei Schweinen aufgeführt.4)

Der „Bildhower“ und „Biltschneider“ Werner Bartermann wurde im Jahr 1600 Bürger von Stadthagen.5) Die Steinmetzarbeiten, die man ihm einigermaßen sicher zuschreiben kann, entstanden innerhalb weniger Jahre. Seine Tätigkeit lässt sich aber noch 1614 in den Kirchenrechnungen der Stadthäger Martini-Kirche fassen.6)

Textkritischer Apparat

  1. AVCTORE] möglicherweise statt AVCTORITATE; andernfalls müsste DOMINO CONRADO BACKHVSIO … PASTORE und PRAESIDIBVS im Ablativ stehen.
  2. PRAESIDVM] Presidium Munk.
  3. SCVLPTVM kleiner.
  4. Worttrenner Rosette.
  5. REICH · MARC · [ . 0] · CA[P] · ] kleiner auf der unteren Rahmenleiste.

Anmerkungen

  1. GOTT · ZVR EHRE · DER KIRCHE ZVR · ZIERDE · IST · DIES VEREHRT · WEIHNACHT 1926 · VON · H · C · BLUME HOHNHORST · Nr. 9.
  2. 10. August.
  3. Mk 10,14.
  4. Munk, Hohnhorst, S. 141.
  5. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 56,34. Er hatte vermutlich zwei Töchter namens Anna und Catharine. Anna bezahlte als Ehefrau Jürgen Schwers 1619 Bürgergeld in Stadthagen. Catharine, die Frau des Burchard Meyer, wird 1635 als Erbin Jürgen Schwers genannt (Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 283,32 u. 409,15).
  6. StA Stadthagen, K Nr. 303 (dort als Werner bartram).

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 66 (C).
  2. Munk, Hohnhorst, S. 71 (C).
  3. Bentrup, Kirchen in Schaumburg, S. 77 (E).
  4. Mathies, Taufbecken, S. 132 (B, C).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 412 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0041209.