Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 360 Hattendorf, St. Eligius 1596 o. später

Beschreibung

Taufstein. Runder, durch vier senkrechte Stützen viergeteilter Fuß, in den vier Abteilungen die vier Evangelisten im Hochrelief. Ihnen sind die eingehauenen Inschriften A am unteren Rand des Fußes zugeordnet. Durch den Einbau der Taufe in eine Steinstufe sind Lukas und Markus sowie die zugehörigen Beischriften teilweise zerstört oder verdeckt. Der sechsseitige Schaft ist mit Maskenköpfen und Blattornament verziert, am Übergang zum Becken Engelsköpfe. Auf den durch Beschlagwerkornament abgetrennten Feldern des sechsseitigen zylindrischen Beckens abwechselnd Szenen aus dem Leben Jesu (Kindersegnung, Auferstehung, Geburt) und drei Vollwappen. Unterhalb der Wappenfelder auf der begrenzenden Profilleiste die eingehauenen Beischriften B. Unterhalb des Beckenrandes erhaben in vertiefter Zeile umlaufend die Inschrift C. Reste roter und blauer Fassung.

Maße: H.: 102,5 cm; Dm.: 65 cm (Becken); Bu.: 2,2 cm (A), 1 cm (B), 1,3 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/2]

  1. A

    S(ANCTVS) · MATTHAEVS · / S(ANCTVS) [MARCVS] / [S(ANCTVS) LVC]AS / S(ANCTVS) · IOANNES ·

  2. B

    [O]T·RABE V(ON) · LANDSBERG / [ - - - ]ETA · V(ON) · AD[E]LEBSEN / [ . ]ORDa) · CATHARINA · V(ON) · KAMP[ . . ]

  3. C

    LAST DIE · KINDLEIN / · ZV · MIR · KOMEN / · VND · WEHRET · IHNEN / · NICHT · DEN / · SOLCHER · IST · DAS / · HIMELREICH ·1)

Wappen:
Landsberg,2) Adelebsen,3) Campe4)

Kommentar

Die Kapitalis der Inschrift C ist mit durchgängig breiter Strichstärke mit keilförmig verbreiterten Schaft-, Balken- und Bogenenden ausgeführt. Z in Form einer 3.

Die ungefähre Datierung des Taufbeckens ergibt sich neben stilkritischen5) und paläographischen Gesichtspunkten aus den Heiratsdaten und dem Todesdatum des Othrabe von Landsberg. Dieser war der Sohn des Christoph von Landsberg und der Fredeke Klencke (zu ihnen Nr. 309 und 334 sowie 276). Othrabe, späterer Erbherr auf Wormsthal, Stadthagen und Wunstorf (Region Hannover), wurde am 7. April 1566 auf Gut Wormsthal geboren. Er besuchte die Schulen in Stadthagen und Hameln und zog dann an den holsteinischen Hof nach Gottorf (Schleswig-Holstein) zum Obersten Johann von Hotte. Fünf Jahre später ging er an den Hof des Bischofs Anton von Minden in Petershagen (Kreis Minden-Lübbecke, Nordrhein-Westfalen). Nach einem Aufenthalt bei Kurfürst Ernst am kurfürstlich kölnischen Hof in Arnsberg (Hochsauerlandkreis, Nordrhein-Westfalen) kehrte Othrabe von Landsberg schließlich zurück in die Grafschaft Schaumburg und trat in die Dienste Graf Adolfs XIV. von Holstein-Schaumburg. Nachdem sein Vater sich in hohem Alter auf seinen Stadtsitz in Stadthagen zurückgezogen hatte, übernahm Othrabe als letzter noch lebender Sohn die Verwaltung der Familiengüter. 1591 heiratete er Margarete von Adelebsen, die Tochter des Bodo von Adelebsen und der Christine von Calenberg. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor. Margarete von Adelebsen starb bereits drei Jahre nach der Eheschließung. 1596 heiratete Othrabe von Landsberg Gört Catharina von Campe,6) die Tochter des Gotthart (Gört) von Campe († 1575) und der Magdalena von Wrisberg. Das Paar bekam acht weitere Kinder.7) Othrabe von Landsberg starb am 7. August 1631 und wurde in Ottenstein (Lkr. Holzminden) begraben, wo er von 1606 bis zu seinem Tod das Amt des Drosten innehatte.8) In der Leichenpredigt wird hervorgehoben, dass er einen Beitrag zum Bau des Ottensteiner Kirchturms und zur Anschaffung von Taufstein, Orgel und Gestühl leistete. Ferner unterstützte Othrabe von Landsberg den Neubau der Schule in Ottenstein und den Bau der Filialkirche in Grave.9) Die vorliegende Inschrift auf dem Taufbecken zeigt, dass er auch die Hattendorfer Kirche förderte, deren Patronat die Familie von Landsberg innehatte.10)

Textkritischer Apparat

  1. [ . ]ORD] zu ergänzen zu CORD oder GORD.

Anmerkungen

  1. Mk 10,14.
  2. Wappen Landsberg (geteilt: 1. Fuchs, 2. Schräggitter); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 78 u. Bd. 2, Tafel 190.
  3. Wappen Adelebsen (gespalten und zweimal geteilt); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 2 u. Tafel 2.
  4. Wappen Campe (gespalten: 1. geschacht, 2. leer); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 4 u. Tafel 2; hier abweichend: linksgewendet.
  5. Vgl. auch die Datierung ins erste Viertel des 17. Jahrhunderts bei Mathies, Taufbecken, S. 128.
  6. Auch in der Leichenpredigt für Othrabe von Landsberg (S. 3 u. 66f.) wird ihr Vorname so angegeben wie in der Inschrift. Offenbar wird hier der Vatername dem Namen der Tochter vorangestellt.
  7. Leichenpredigt für Othrabe von Landsberg, S. 61–67. Zu Margarethe von Adelebsen vgl. das Epitaph für Bodo von Adelebsen in der St. Martini-Kirche in Adelebsen (DI 66 (Lkr. Göttingen), Nr. 196); zu Catharina von Campe und ihren Eltern J. H. Steffens, Geschlechts-Geschichte des Hochadelichen Hauses von Campe auf Isenbüttel und Wettmarshagen etc. […], Celle 1783, S. 136f. sowie DI 83 (Lkr. Holzminden), Nr. 161. Catharina von Campe starb 1636 (vgl. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 284,34).
  8. DI 83 (Lkr. Holzminden), A 1, 1607 (S. 329).
  9. Leichenpredigt für Othrabe von Landsberg, S. 69.
  10. Höing, Einleitung zum Findbuch zu NLA BU, Dep. 57. Eine Stiftung der Familie von Landsberg ist auch das Altarretabel (Nr. 425).

Nachweise

  1. Bentrup, Kirchen in Schaumburg, S. 60 (C teilweise).
  2. Mathies, Taufbecken, S. 128 (B).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 360 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0036000.