Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)
Nr. 69 Hülsede, St. Aegidien 15. Jh.
Beschreibung
Kelch. Silber, vergoldet. Runder Fuß mit schmalem Standring und durch Perlschnur verzierter Zarge. Auf dem zum Schaft hin ansteigenden Fuß ein auf ein eingraviertes Kreuz mit dem ebenfalls eingravierten Titulus A aufgenieteter Korpus. Auf dem Fuß glatt erhaben in schraffierter Zeile umlaufend die Inschrift B. Auf den runden Schaftstücken unterhalb des Nodus die Inschrift C, oberhalb die Inschrift D, beide glatt erhaben in schraffierter Zeile. Die Rotuli sind mit Blüten verziert, die möglicherweise nachträglich angebracht wurden; dazwischen Lanzetten mit Maßwerk. Worttrenner in verschiedenen Formen; in Inschrift D vier als Raute angeordnete Quadrangeln, oben und unten zu einer eingerollten Zierlinie ausgezogen.
Maße: H.: 18,6 cm; Dm.: 13,6 cm (Fuß), 11,1 cm (Kuppa); Bu.: 0,2 cm (A), 0,8 cm (B), 1 cm (C, D).
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
i(esvs) n(azarenvs) r(ex) i(vdaeorvm)1)
- B
dessen · kelk · heft · ghe · gheuen · in · de · ere · godes · sander · smyt (et)a) vxor · biddet · god vor · de zele
- C
· ave · maria2)
- D
· ihesvs · xpcb)
Übersetzung:
Diesen Kelch haben Sander Schmidt und seine Ehefrau zur Ehre Gottes gestiftet. Bittet Gott für ihre Seelen. (B)
Textkritischer Apparat
- Befund: tironisches et.
- Für christvs.
Anmerkungen
- Io 19,19.
- Gebetstext nach Lc 1,28.
Nachweise
- Mithoff, Fürstenthum Calenberg, S. 105 (B–D).
- Kdm. Kreis Springe, S. 90 (B–D).
Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 69 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0006905.
Kommentar
Sorgfältig gearbeitete gotische Minuskel. Die plastische Wirkung der Buchstaben wird dadurch gesteigert, dass die Brechungen als Quadrangeln vor die Schäfte gelegt scheinen und dass die Konturen der Buchstabenteile, die über das Mittelband hinausragen, von einer Schraffur umgeben sind. Der Balken des t und der Mittelbalken des f scheint durch den Schaft hindurchgesteckt; an der Stelle, an der er aus dem Schaft austritt, ebenfalls Schraffur. Der Balken wird von einem senkrecht angesetzten Zierstrich begleitet. Ein in gleicher Weise gestalteter Zierstrich am g. Der untere Bogenabschnitt des g als waagrechter Balken unter der Grundlinie ohne Verbindung zum restlichen Buchstaben. Der Balken des e ist oben zu einer in einem Punkt endenden Zierlinie verlängert. In vxor Bogen-r in Form eines Kurzschafts mit senkrecht darübergesetztem Quadrangel. Beim z sind oberer und unterer Balken zu einem Quadrangel reduziert; der Mittelbalken durchstößt den Schrägschaft. Beim u enden die Schäfte oben stumpf (zur Unterscheidung von n).