Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 21† Obernkirchen, Stiftskirche St. Marien 1403

Beschreibung

Grabplatte für Wulbrand vom Haus. Stein. Die hochrechteckige Platte stand anscheinend noch 1979 an der Nordseite des Turms.1) Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich der Stein nach Angaben von Siebern in einem „Steinpfad, der über den Kirchhof führt“;2) eine Abbildung bei Siebern zeigt sie allerdings an einer Wand lehnend. Die zwischen Begrenzungslinien eingehauene Inschrift lief um den Stein um. Im Innenfeld ein Vollwappen, dessen Wappenschild im Relief ausgeführt war, während die Helmzier in Ritzzeichnung eingehauen war.3) Der Verbleib der Platte ist unklar.

Inschrift nach Abbildung in Kdm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. Anno d(omi)ni m cccc iii / circa festvm om(n)i(vm) s(an)c(t)orvm4) obiit Wvlbrandvs van / dem hvs Miles / hic sepvltvs cvivs a(n)i(m)a requiescat in pace ame(n)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1403 starb um das Fest Allerheiligen der Ritter Wulbrand vom Haus. Er liegt hier begraben. Seine Seele ruhe in Frieden. Amen.

Wappen:
Haus5)

Kommentar

Die Buchstaben entsprechen weitgehend dem üblichen Formenrepertoire der gotischen Minuskel. Der Versal A, die de-Ligatur und das s, dessen breiter Mittelteil waagrecht liegt, gleichen den entsprechenden Buchstaben auf der Grabplatte für den 1411 verstorbenen Ludwig vom Haus.

Die Familie vom Haus erwarb sich durch Güterschenkungen das Recht auf eine Grablege im Stift Obernkirchen; diese Abmachung wurde 1463 erneuert.6) Grabplatten für Ludwig und Brand vom Haus sind erhalten (Nr. 22 u. 23). Die Familienangehörigen wurden vor Sunte Nicolaus altar vnder der Juncfrouwen kore begraben.7) Zu ihrem Gedenken sollte täglich am Nikolausaltar eine Messe gelesen werden; der damit beauftragte Priester erhielt Einkünfte aus Besitzungen der Familie vom Haus in Soldorf.8)

Wulbrand vom Haus war der Sohn des Ritters Brand vom Haus und einer Angehörigen der Familie von Reden.9) Die familiären Beziehungen zwischen Wulbrand, Ludwig (Nr. 22) und Brand vom Haus (Nr. 23) lassen sich trotz mehrfacher Erwähnung in den Urkunden des Stifts nicht klären, da diese Vornamen für mehrere Familienmitglieder gleichzeitig auftreten.10) Möglicherweise ist Wulbrand identisch mit Brand vom Haus, der 1376 zusammen mit seinem Bruder Ludwig einen Hof mit zwei Hufen in Kleinhegesdorf an das Kloster Barsingshausen (Region Hannover) verkaufte.11)

Anmerkungen

  1. Mahrenholtz, Grabsteine, Nr. 11, S. 121.
  2. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 87.
  3. Beschreibung nach Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 87 u. Tafel 110.
  4. 1. November.
  5. Wappen Haus (gestümmelter Ast); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 66 u. Bd. 2, Tafel 160.
  6. Brosius, Stift Obernkirchen 1167–1565, S. 113f. mit Anm. 5.
  7. UB Obernkirchen, Nr. 439 vom 16. Juni 1463 (Wippermann gibt den 15. Juni an, die Datierung lautet jedoch octaua corporis Christi; Fronleichnam fiel 1463 auf den 9. Juni).
  8. UB Obernkirchen, Nr. 439 vom 16. Juni 1463.
  9. Mahrenholtz, Grabsteine, Nr. 11, S. 121.
  10. Vgl. von Arnswaldt, Die von Haus, S. 211f.
  11. UB Barsinghausen, Nr. 366 vom 12. März 1376; vgl. ebd., Nr. 365 u. 367.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 87 u. Tafel 110.
  2. Mahrenholtz, Grabsteine, Nr. 11, S. 121.
  3. Tebbe, Epitaphien, Nr. 92, S. 221 (nach Mahrenholtz).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 21† (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0002108.