Die Inschriften des Landkreises Schaumburg

9. Nicht aufgenommene Inschriften

Apelern, Kirche: Ein vergoldeter Silberkelch, der laut Inschrift 1692 in die Kirche von Apelern gestiftet wurde, jedoch auch Inschriften aus älterer Zeit trägt, lässt sich anhand eines eingeritzten Besitzvermerks auf der Unterseite als dem ehemaligen Kloster Clus bei Gandersheim (Lkr. Northeim) zugehörig erweisen. Die Inschriften wurden in DI 96 (Lkr. Northeim) als Nr. G27a ediert.

Bückeburg, Stadtkirche: Die nicht mehr vorhandene Glocke aus dem Jahr 1587241) dürfte aus Hemeringen (Lkr. Hameln-Pyrmont) gestammt haben.242)

Bückeburg, Stadtkirche: Die Grabplatte für den 1621 verstorbenen Kanzler Werner von König, die außen an der Nordseite der Kirche aufgerichtet ist, wurde im ausgehenden 19. oder beginnenden 20. Jahrhundert mit einer neuen Inschrift versehen, deren Wortlaut nicht der Originalinschrift ent-[Druckseite 61]spricht:243) WERNER VON KÖNIG / DES FVRSTEN ERNST ZV / HOLSTEIN VND SCHAVMBVRG / CANTZLER . / EHEDEM CANTZLER / DES HERZOGS HEINRICH JULIVS / ZV BRAVNSCHWEIG V(ND) LVNEBVRG . / ERBHER ZV LOCHTVM / VND VIENENBVRG / NAT(VS) 1561 † 1621.

Bückeburg, Schloss: Die in Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe genannte Jahreszahl MDCV im sogenannten Weißen Saal244) lautet in Wirklichkeit MDCVC, also 1695. Nicht aufgenommen wurden außerdem Gemälde, die nach den Angaben des Gemälde-Inventars des Bückeburger Schlosses erst in jüngerer Zeit angekauft wurden.

Bückeburg, Lange Straße 4 u. 5: Drei Scherben eines bei einer Ausgrabung in der Langen Straße 4 und 5 gefundenen Keramiktellers tragen eine in Glasur aufgemalte Jahreszahl, deren Jahrhundertangabe mit 16 beginnt. Durch die Minderzahl läuft die Bruchkante, vermutlich ist 22 zu lesen.245) Da es sich um serielle Fertigung handelt,246) wird das Objekt nicht berücksichtigt.

Deckbergen, St. Petri: Die Inschrift ANNO 6016 über einem Fenster der Nordseite stammt wohl aus dem Jahr 1660.

Hattendorf, St. Eligius: Für den Eck-Strebepfeiler des nördlichen Querhauses fanden Steinfragmente Verwendung, die Inschriftenreste tragen. Da unklar ist, von wann sie stammen, wurde auf eine Aufnahme verzichtet.

Kathrinhagen, St. Katharinen: Ein Tafelbild, das eine Kreuzigungsgruppe mit den Schächern zeigt, ist vermutlich erst nach 1650 entstanden. Abgesehen von einem Kreuztitulus zeigt es in einem Schriftband am oberen Rand die in Frakturbuchstaben ausgeführte Inschrift Den Fürsten des lebens habt Ihr getödtet. Act: 3.

Meinsen (Bückeburg), Kirche: Die Glocke aus dem Jahr 1509 wurde im 20. Jahrhundert aus Beiseförth (Schwalm-Eder-Kreis, Hessen) angekauft.247)

Möllenbeck, Wald: Die Zeichen auf dem Stein am sog. Paternbrunnen sind wohl als ANNO · + 70 IO · zu lesen. Die Zahl dürfte sich auf das Jahr 1670 oder 1770 beziehen; eine Datierung ins Jahr 1570 ist aufgrund der Buchstabenformen unwahrscheinlich.248)

Obernkirchen, Stiftskirche St. Marien: Die in den Kunstdenkmälerinventaren auf die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts datierte Kanzel249) gleicht den Kanzeln in Wiedensahl (1675), Bergkirchen (1681/82) und Meerbeck (undatiert).250) Auch bereits Suckale hat die Obernkirchener Kanzel der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zugewiesen.251)

Petzen, St. Cosmas und Damian: Die in den Kunstdenkmälerinventaren ins 16. Jahrhundert datierte Glocke mit der Inschrift IOST HINRICH KOHLER GOS MICH NACH BECEN GEHOR IC ICH BIN EINE STIM ZV RVFFEN ALLE DIE GOTT LIEBEN AN[NO - - - ] 252) muss aufgrund anderer bekannter Werke des Gießers Jost Hinrich Kohler253) ins beginnende 18. Jahrhundert gesetzt werden.

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Rinteln, Kirchplatz 1: Das Gebäude, das auf dem Tor die Namen PETER MEINEKER CATRINE BOCKMER zeigt, ist nach dem bei Sprenger referierten dendrochronologischen Befund auf 1652 zu datieren.254)

Schaumburg: Die Fachwerkbauteile am sog. Amtshaus stammen aus Osnabrück;255) sie wurden Anfang des 20. Jahrhunderts auf die Schaumburg verbracht.256)

Stadthagen, Museum Amtspforte: Auf der zinnernen Weinkanne der Bäckerzunft ist auf dem Deckel eine Brezel eingraviert, darüber eine Krone, darunter ein Zeichen, das möglicherweise als Kürzungszeichen gedeutet werden kann, bisher aber als 1 gelesen wurde, anschließend die Ziffern 439. In der älteren Literatur wurde diese Angabe als Jahreszahl 1439 gedeutet.257) Gegen eine solche zeitliche Einordnung sprechen jedoch die Ziffernformen. Vermutlich sind die Kanne und die Gravuren auf dem Deckel ins 17. oder 18. Jahrhundert zu datieren.

Steinbergen, St. Agnes-Kirche: Hugo und Bentrup erwähnen zwei nicht mehr vorhandene Backsteine mit der Jahreszahl 1467.258) Da es sich vermutlich um serielle Fertigung handelte, wurden sie nicht aufgenommen.

Volksdorf: In einem Zeitungsbericht aus dem Jahr 1938 wird eine angeblich aus dem Jahr 1554 stammende Hausinschrift erwähnt: Des Herrn Name sei und bleibe bei uns allezeit Von nun an bis in Ewigkeit.259) Der hochdeutsche Sprachstand der Inschrift spricht gegen diese Datierung.

Wiedensahl, St. Nicolai: Die in den Deckenmalereien unterhalb einer Prophetendarstellung angebrachte Inschrift Hesekiel stammt aus jüngerer Zeit, könnte aber möglicherweise eine ältere Inschrift aufgreifen. Die auf den Büchern der Propheten angebrachten, nur noch teilweise lesbaren Stifterinschriften lassen sich aufgrund der Buchstabenformen und aufgrund ihres Formulars260) außerhalb des Erfassungszeitraums datieren.

Graffiti werden nur berücksichtigt, wenn sie aufgrund einer enthaltenen Jahreszahl sicher in die Zeit vor 1650 datiert werden können. Nicht aufgenommen wurden Bucheinbände, in die mit Stempeln Initialen und Jahreszahlen eingeprägt sind, insbesondere bei Büchern aus der Bibliothek Ludolf von Münchhausens.261)

Zitationshinweis:

DI 104, Landkreis Schaumburg, Einleitung, 9. Nicht aufgenommene Inschriften (Katharina Kagerer), in: inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020e008.

  1. Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 32; Albrecht, Die Bückeburger Stadtkirche, S. 169. »
  2. Martin Lorenz, Die 1587 gegossene Glocke der Bückeburger Stadtkirche stammte aus Hemeringen, in: Schaumburg-Lippische Heimatblätter 34, 1983, S. 102–104. »
  3. Vgl. Brage Bei der Wieden, König, Werner, in: Höing (Hg.), Schaumburger Profile, Teil 1, S. 174–179, dort S. 178. »
  4. Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 18; vgl. Bruck, Ernst zu Schaumburg, S. 49. »
  5. Berthold (Scherben, die kein Glück brachten, S. 5) liest 1627»
  6. Vergleichsstücke (sogenannte Werraware) bei Großmann (Hg.), Renaissance im Weserraum, Bd. 1: Katalog, S. 297–317. »
  7. Glißmann, 125 Jahre Kirche Meinsen, S. 19. »
  8. Vgl. Heutger, Stift Möllenbeck, 21987, S. 179. »
  9. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 88. »
  10. Tiggemann zufolge wurde die Bergkirchener Kanzel von dem Meerbecker Bildschnitzer Johan Dreyer gefertigt (Tiggemann, St.-Katharinen-Kirche, S. 16). »
  11. Suckale, Stift Obernkirchen, S. 34. »
  12. Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 126. »
  13. Walter, Glockenkunde, S. 800. »
  14. Sprenger, Bürgerhäuser und Adelshöfe, S. 287. »
  15. Vgl. DI 26 (Osnabrück), Nr. 184; vgl. die aktualisierte Fassung auf DI online, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di026g003k0018407 (zuletzt benutzt am 8.11.2021). »
  16. Vgl. Die Schaumburg. Ein archäologisch-historischer Führer, S. 12. »
  17. Bernstorf (Hg.), Das alte Stadthagen und seine höhere Schule, Tafel XXII; vgl. Bernstorf, Denkwürdige Altertümer, S. 308f. »
  18. Hugo, Geschichte von Steinbergen, S. 133; Bentrup, Kirchen in Schaumburg, S. 207. »
  19. Fromme Hausinschriften in und um Stadthagen, ohne Seitenzählung. »
  20. Mehrmals wird der Ausdruck STIFTER mit einem Eigennamen kombiniert. »
  21. S. z. B. Katalog Adel im Weserraum, Nr. 9, S. 301; Nr. 156, S. 314 u. Abb. S. 201; Nr. 164a–c, S. 314f. u. Abb. S. 207. Vgl. zu der Bibliothek Nr. 413. »