Inschriften: Santa Maria dell’Anima

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)

Nr. 48† Santa Maria dell’Anima 1493

Beschreibung

Grabplatte des Kanonikers und Juristen Johannes Ferber aus Danzig, ehemals im Boden zwischen den beiden Säulen bei der Statue der hl. Katharina1), heute verschollen. Laut Gualdi handelte es sich um eine mit einem Wappen versehene Marmorplatte mit der in Halbrelief ausgeführten, einen Kelch in der Hand haltenden Figur des Verstorbenen in Klerikertracht.

Nach NN.

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO)a) / IOANNI FERVERb) PRVTENO IV(RIS) VTRI(VSQVE) CONSVLTO / CANONICO CVLMEN(SI) ET PLEBANO IN GDANTZKc) / CONSVLARI FAMILIA ORIVNDO MORVM / SVAVITATE OMNIQ(VE) VIRTVTE CONSPICVO / IN AETATIS FLORE CVM DE EO IAM MAGNA / CONCIPERENTVRd) INTEMPESTA MORTE / EREPTO MAERENS PATER LEGEM NATVRAE / NON SERVARI FRVSTRA EXCLAMANS / ABSENS FILIO PIENTISSIMO POSVIT / VIXIT ANNIS XXVIII MEN(SIBVS) / VIII DIEBVS V / OBIIT ANNO SALVTIS M CCCC XCIIIe) DIE XX MAIf)

Übersetzung:

Dem besten und größten Gott. – Für Johann Ferber aus Preußen, den Gelehrten beider Rechte, den Domherrn von Kulm und Pleban in Danzig, den aus einer Ratsfamilie stammenden, durch liebliche Sitten und alle Tugenden hervorragenden, in der Blüte seines Alters, als man Großes von ihm erhoffte, durch einen vorzeitigen Tod hinweg gerissenen, liebevollsten Sohn hat der trauernde Vater, der vergebens ausrief, das Gesetz der Natur möge nicht befolgt werden, in Abwesenheit (dieses Denkmal) gesetzt. Er lebte 28 Jahre, acht Monate und 5 Tage. Er starb im Jahr des Heils 1493 am 20. Mai.

Wappen:
Ferber2).

Kommentar

Johannes Ferber gehörte einer angesehenen, im Jahr 1415 aus Kalkar am Rhein eingewanderten Danziger Patrizierfamilie an3), die (u. a.) mit seinen Brüdern Eberhard und Mauritius4) einen bekannten Bürgermeister bzw. einen bedeutenden Bischof stellte. Johannes wurde 1464 als zweiter Sohn des Danziger Bürgermeisters Johannes Ferber und seiner Frau Margarethe, Tochter des Ratsherren Hildebrand Rogge, geboren5). Der Fortgang seiner geistlichen Karriere als Domherr in Kulm und Pfarrer zu St. Marien in Danzig wurde durch den in der vom Vater gesetzten Inschrift beklagten Tod in Rom vorzeitig beendet. Johannes war ebenso wie sein Bruder Mauritius Mitglied der Anima-Bruderschaft6).

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt bei Schrader.
  2. FERUVER Chacon; IANNI FERUUER Gualdi; FERVVER Galletti.
  3. IN DANTCK Chacon; INDANTZ Schrader; IN ODANTZK Gualdi; IN GDANTEN Galletti.
  4. IN AETATIS FLORE DE EO CVM MAGNA CONFIDERENTVR INTEMPESTA MORTE Schrader.
  5. 1493 Galletti.
  6. DIE X MAY Chacon; Gualdi; MCCCCXCIIII DIE IX MARTII Schrader; Lib. Mort. fol. 5 verzeichnet seinen Tod zum 10. Mai 1493.

Anmerkungen

  1. Lib. Mort. fol. 5. – Zum Standort vgl. Nr. 27 Anm. 1.
  2. „tre rette di cane in triangolo“, so Gualdi.
  3. Vgl. dazu ausführlich Hirsch, Ferber.
  4. Vgl. zu ihm ausführlich Karp, Ferber.
  5. Vgl. den Hinweis bei Bahr, Ferber 78.
  6. Lib. Confr. 120 und 129.

Nachweise

  1. Chacon, Romanas Epitafios fol. 225r-v.
  2. Schrader, Mon. Italiae 143v.
  3. NN., Inschriften Anima fol. 39 Nr. 97.
  4. Gualdi (B) fol. 365r-v.
  5. Galletti Nr. 86.
  6. Forcella 3 Nr. 1063.

Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 48† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0004809.