Inschriften: Santa Maria dell’Anima

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)

Nr. 34† Santa Maria dell’Anima 1471

Beschreibung

Grabplatte des Kanonikers und Prokurators Michael Muler, ehemals im Fußboden am Eingang zum Chor1) der Kirche, dann zwischen den beiden Säulen vor der Anna-Kapelle2), heute verschollen.

Nach NN.

  1. DIVE VIRGINI MARIAEa)TE TVLIT OFFEMBVRG MICHA/EL DOCTISSIME MVLERb) TV PATRIAE SPLENDOR GEN/TIS HONOSQ(VE) TVAECAVSARVM QVAM FIDVS ERAS / CVRATOR IN VRBEPAVPERIS AC INOPIS TVTOR / VT ALTER YVOc)CANONICVS BRIXINIENSISd) / MERITISSIMVS EDISe)TE DEVS AETHEREIS / SEDIBVS ERGO LOCETEX TESTA(MENTO) FIDELES HOC / STATVERE AMICI / Mf) CCCC LXXIg) XV KAL(ENDAS) NOVEMBRIS

Übersetzung:

Der göttlichen Jungfrau Maria. – Dich brachte Offenburg hervor, hochgelehrter Michael Muler, du Glanz des Vaterlandes und Ehre deines Volkes, welch ein treuer Verwalter warst Du in der Stadt, ein Beschützer des Armen und Bedürftigen, wie ein zweiter Ivo3). Du warst ein hochverdienter Kanoniker der Kirche zu Brixen, möge dich also Gott in die ätherischen Gefilde heben. – Dem Testament gemäß haben dies die treuen Freunde 1471 setzen lassen am 15. Tag vor den Kalenden des November (18. Oktober).

Versmaß: Drei elegische Distichen.

Kommentar

Der wohl aus Offenburg (Ortenau-Kreis, Baden-Württemberg) stammende Michael Muler4) (auch Muller, Mülner, Moller) war u. a. Kanoniker in Brixen5) (Bressanone, Trentino, Italien) und Kantor in St. Thomas in Straßburg, sowie Rektor einer Pfarrkirche („Ursen“) im Bistum Salzburg. Ab 1452 amtierte er in Rom als Notar, wird 1453 als Magister Artium erwähnt, war 1463 als Prokurator für die Reichsstadt Lübeck6) tätig und wird 1465 als Kurienprokurator genannt. Muler war Mitglied der Anima-Bruderschaft und hinterließ dem Hospital zwei wertvolle Ringe7).

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt bei Schrader, Rikemann.
  2. MVLLER Rikemann, MALER Magalotti.
  3. Emendiert aus TVO, so auch Chacon, Galletti, Forcella; ERAS Schrader; EGO Rikemann.
  4. Der korrekte Hexameter fordert hier BRIXIMENSIS, so bei Galletti.
  5. VNVS Schrader; fehlt Rikemann; Galletti; Forcella.
  6. D Schrader.
  7. 1479 Galletti.

Anmerkungen

  1. Lib. Confr. 243.
  2. Lib. Mort. fol. 3v; so auch NN.
  3. Der hl. Ivo gilt in den Heiligenlegenden ausdrücklich als Anwalt der Armen.
  4. Vgl. zu ihm Sohn, Prokuratoren 390f. sowie die zahlreichen Nachweise in RG Online, RG VIII 04332, URL: http://rg-online.dhi-roma.it/RG/8/4332 und RG IX 04585, URL: http://rg-online.dhi-roma.it/RG/8/4585 (Datum 27.08. 2012).
  5. Entweder am Dom (Mariae Aufnahme in den Himmel und St. Kassian) oder am dortigen Kollegiatstift St. Maria.
  6. Vgl. Schwarz, Kurie 198 Anm. 108.
  7. Lib. Confr. 243.

Nachweise

  1. Chacon, Romanas Epitafios fol. 224v.
  2. Schrader, Mon. Italiae 1, S. 143v.
  3. Rikemann, Epitaphiorum 91.
  4. NN., Inschriften Anima fol. 42 Nr. 110.
  5. Magalotti V. c. 749.
  6. Galletti Nr. 81.
  7. Forcella 3 Nr. 1049.
  8. – NN., Inschriften fol. 308.

Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 34† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0003405.