Inschriften: Santa Maria dell’Anima

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)

Nr. 27† Santa Maria dell’Anima 1465

Beschreibung

Grabdenkmal des Kanonikers Ulrich Gossenbrot, ehemals in der Nähe der Statue der hl. Barbara1), heute verschollen.

Nach Galletti.

  1. AN(N)O A NATIVITATE D(OMI)NI MCCCCLXV DIE VENERIS XIII MENSIS IVLII VEN(ERABI)LISa) VIR D(OMI)N(V)S VDALRICVS GOSS[ENB]ROTb) DE AVGVSTA SA(N)CTOR(VM) STEPHANI BAMBERGEN(SIS) ET MAVRICII AVGVSTEN(SIS) ECCL(ES)IAR(VM) CANONIC(VS) OBIIT CVI(VS) A(N)I(M)A R(EQVIESC)ATc) IN PACEd)

Übersetzung:

Im Jahr seit der Geburt des Herrn 1465 am Freitag den 13. Juli starb der ehrwürdige Mann, Herr Ulrich Gossenbrot aus Augsburg, Kanoniker der Kirchen St. Stephan in Bamberg und St. Moritz in Augsburg. Dessen Seele ruhe in Frieden.

Kommentar

Der um 1437 als Sohn des Augsburger Bürgermeisters und Früh-Humanisten Sigismund Gossenbrot (Gossembrot, Grossebrot) und seiner Frau Ursula Arzt geborene Ulrich2) studierte Mitte der 1450er Jahren Kirchenrecht in Ferrara und Padua, erwarb dort das Lizentiat und machte sich durch (Privat-)Vorlesungen als Humanist einen Namen. Im Jahr 1463 trat er als Mitarbeiter in die Dienste von Johannes Roth, dem Sekretär Kaiser Friedrichs III. Am 24. November 1458 (u. a.) hatte er das Vorrecht auf ein Kanonikat mit Reservation einer Pfründe erlangt, das er auch an St. Stephan in Bamberg erhielt3). Der nach dem Totenbuch bereits am 4. Juni, nach anderen Quellen am 15. Juni verstorbene Humanist wird trotz seiner Hervorhebung als „venerabilis vir“ merkwürdigerweise weder im Bruderschaftsbuch noch in den Rechnungsbüchern der Anima erwähnt4) und scheint auch keine Funktion an der Kurie ausgeübt zu haben. Beides dürfte damit zusammenhängen, dass Gossenbrot in kaiserlichen Diensten während eines Rombesuchs überraschend verstorben ist.

Textkritischer Apparat

  1. LIS klein hochgestellt.
  2. Erg. nach Siewert, Bamberger Kollegiatstift 288; Lib. Mort. fol. 3 schreibt „Grossebrot“.
  3. AT klein hochgestellt.
  4. E klein hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Lib. Mort. fol. 3. – Sie befand sich ursprünglich in der Bäckerkapelle der gotischen Kirche, wurde mit dem Neubau der Kirche transloziert und an dem der St.-Barbara-Kapelle gegenüberliegenden Pfeiler angebracht; vgl. dazu Lohniger, Anima 29.
  2. Vgl. zu ihm Sottili, Ehemalige Studenten 52-56 und ausführlich ders., Studenti tedeschi 194ff., freundlicher Hinweis von Dr. Tobias Daniels, Schreiben vom11. September 2012, sowie die Nachweise in RG Online, RG VIII 05652, URL: http://rg-online.dhi-roma.it/RG/8/5652 (Datum 24.08.2012).
  3. Vgl. dazu Siewert, Bamberger Kollegiatstift 288.
  4. Freundliche Mitteilung von Dr. Christiane Schuchard vom 8. August 2012.

Nachweise

  1. Galletti Nr. 76.
  2. Forcella 3 Nr. 1045.

Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 27† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0002704.