Inschriften: Santa Maria dell’Anima

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)

Nr. 117(†) Santa Maria dell’Anima 1558

Beschreibung

Grabplatte für den Rota-Auditor Dr. Alexander Junius aus Antwerpen. Ursprünglich im Chor neben dem Grabdenkmal für Papst Hadrian VI.1), wurde sie vermutlich im Jahr 1774 entfernt und durch eine neu angefertigte Grabplatte ersetzt, die sich heute im Fußboden des Mittelschiffs auf der linken Seite befindet2) (Plan Nr. 61).

Nach Chacon3).

Santa Maria dell’Anima, Rom (Dr. Ingo Seufert) [1/1]

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) / ALEXANDRO JVNIO ANTWERPIAE / QVOD OPPIDVM IN BELGISa) EST / NOBILISSIMV(M) HONESTISS(IMIS) / PARENTIBVS NATO / ROMAE OB VIRTVTEM AD HONORES / EVECTO ET AVDITORIS SACRI PALATII / MVNERE INTEGERRIME FVNCTO / HEREDES POS(VERVNT) / VIX(IT) A(NNOS) XXX M(ENSES) XI / OB(IIT) V K(A)L(ENDAS) OCTOB(RIS) / AN(NO) D(OMI)NI M D LVIIIROMA PEREGRINO MAGNOS MA(N)DARAT HONORESQVOS IMMATVRO FVNERE MORS RAPVITDISCE MEO EXEMPLO VIRTVTI PREMIA NV(M)QVA(M)DEESSE SED ET QVOVIS TEMPORE DISCE MORI

Übersetzung:

Dem besten und größten Gott (geweiht). – Für Alexander Junius, in Antwerpen, die die edelste Stadt in den (alten) Niederlanden ist4), geboren von hochedlen Eltern, der in Rom wegen seiner Tugend hervorgehoben wurde und sein Amt als Auditor des heiligen Palastes (= der Rota) aufs Redlichste ausgeübt hat, haben die Erben (dieses Denkmal) machen lassen. Er lebte dreißig Jahre und elf Monate, er starb an den 5. Kalenden des Oktobers (27. September) im Jahr des Herrn 1558. – Rom hatte dem Fremden große Ehren erwiesen, die der Tod dem vorzeitig Verstorbenen geraubt hat. Lerne aus meinem Beispiel, dass der Lohn der Tugend niemals fehle, aber lerne auch, dass man zu jeder Zeit sterben kann.

Versmaß: Zwei Distichen.

Wappen:
Junius5).

Kommentar

Der offenbar aus einer angesehenen Antwerpener Familie6) stammende Alexander Junius (de Jonghe, die Jonghen) trat am 26. November 1553 der Anima-Bruderschaft bei und stiftete aus diesem Anlaß einen Golddukaten7). Er war Doktor beider Rechte und übte als einer der zwölf Rota-Auditoren8) eines der hohen Ämter an der Kurie aus. Im Jahr vor seinem Tod fungierte er zudem als Provisor der Anima.

Textkritischer Apparat

  1. BELGICIS Galletti; Mon. Sepulcralia.

Anmerkungen

  1. Lib. Mort. fol. 18.
  2. Vgl. dazu Einleitung Kap. 6. – Es handelt sich um eine 198 x 87 cm messende Platte aus hellem Marmor, oben befindet sich das in Ritzzeichnung ausgeführte Wappen des Verstorbenen, darunter die neunzeilige Sterbeinschrift, gefolgt von einem vierzeiligen, in deutlich kleinerer Schrift ausgeführten Grabgedicht. – Dass es sich um eine Kopie handelt, lässt sich neben der zeitgenössischen Gestaltung des Wappens vor allem daran erkennen, dass die Inschrift J für I (bei IVNIO), vor allem aber konsequent die im 16. Jahrhundert noch völlig ungebräuchliche Schreibung des vokalischen U für V verwendet. Zudem entspricht der Zeilenfall nicht dem bei Galletti überlieferten. Ungeachtet der U/V-Vertauschung und unbeschadet einiger Abweichungen in der Anordnung des Textes kann aufgrund des Vergleiches mit der kopialen Überlieferung davon ausgegangen werden, dass die Kopie entsprechend dem Original gearbeitet wurde.
  3. Zeilentrennung nach Galletti.
  4. Das Land "Belgica" (und dessen Bewohner, die "Belgae") meint nicht das heutige Belgien, das es noch gar nicht gab, vielmehr die historische Situation der Siebzehn Habsburgischen Niederlande (Alte Niederlande); freundlicher Hinweis von Dr. Michiel Verweij, Schreiben vom 31. Oktober 2012.
  5. Unter Prälatenhut mit beiderseits zwei Quasten ein steigendes Einhorn. – Blasonierung nach Kopie; Gualdi überliefert lediglich ein leeres Wappen.
  6. Laut Schmidlin, Anima 365 war er einer der Söhne des Bürgermeisters von Antwerpen. – Gemeinsam mit seinem Bruder Johannes immatrikuliert er sich am 12. bzw. 13. April 1543 unter dem Namen Alexander Dionghen an der Universität Löwen, vgl. Matricule IV S. 261 Nr. 21.
  7. Lib. Confr. 142.
  8. Vgl. dazu Schuchard, Kurie 115f.

Nachweise

  1. Chacon, Romanas Epitafios 225v.
  2. Schrader, Mon. Italiae fol. 146v.
  3. Sweertius, Selectae 30f.
  4. Galletti Nr. 55.
  5. Gualdi fol. 361.
  6. Grabplatte (1774).
  7. Mon. Sepulcralia 23.
  8. Forster, Inschriften fol. 17.
  9. Forcella 3 Nr. 1113.

Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 117(†) (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0011703.