Inschriften: Santa Maria dell’Anima

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)

Nr. 113† Santa Maria dell’Anima (1546) 1555

Beschreibung

Grabdenkmal für Paulus Todeschini aus Gent und seinen Vater Hadrianus, Hauptmann in der päpstlichen Garde, ehemals im Boden vor der Anna-Kapelle1), heute verschollen.

Nach Chacon.

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) / HADRIANO TODESCHINO / GANDAVIO SEPTEM SVMM(ORVM) / PONT(IFICORVM)a) PRAEF(ECTO) VIGILVM / STRENVISS(IMO) ET PAVLO F(ILIO) / SVMMAE EXPECTATIONIS / ADOLESCENTI ALEXAN/DER TODESCHINVS PATRI / OPTIMO MERITO FRATRIQ(VE)b) CARISSIMO P(ONERE) C(VRAVIT) / VIX(IT) HAD(RIANVS) AN(NIS) LXXV MEN(SIBVS) VI DIEB(VS) XV / OBIIT AN(NO) SAL(VTIS) M D XLVI XIII MAII PAVLVS VERO AN(NIS) XIIII ME(NSIBVS) VIII DIEB(VS) VII OBIIT M D LV XV DECEMB(RIS)

Übersetzung:

Dem besten und größten Gott (geweiht). – Hadrian Todeschini aus Gent, unter sieben Päpsten überaus tapferer Hauptmann der Wache, und seinem Sohn Paul, einem Jüngling voll höchster Erwartungen, dem hochverdienten Vater und dem teuersten Bruder, hat Alexander Todeschini (dieses Denkmal) setzen lassen. Hadrian lebte 75 Jahre, 6 Monate und 15 Tage, er starb im Jahr des Heils 1546 am 13. Mai2); Paul dagegen lebte 14 Jahre, 8 Monate und 7 Tage, er starb 1555 am 15. Dezember3).

Kommentar

Der laut Inschrift im Jahr 1471 geborene, aus Gent in Flandern stammende Hadrian Todeschini war nicht nur langjähriger Hauptmann in der päpstlichen Garde4), sondern auch Verfasser eines militärhistorischen Werkes „De castrorum metatione et machinis bellicis“5). Sollten die Informationen der Inschrift zutreffen, dann war Hadrian im Alter von 21 Jahren in die Dienste Papst Alexanders VI. getreten und hatte unter seinen Nachfolgern bis Paul III. gedient6). Der Stifter des Grabdenkmals, Alexander Todeschini, diente ebenfalls als Hauptmann in der päpstlichen Garde7); er verstarb am 4. Februar 1582 und wurde – wie sein Bruder Paul – in der väterlichen Gruft beigesetzt8).

Textkritischer Apparat

  1. Befund PONTT.
  2. PRAEREPTO Galletti.

Anmerkungen

  1. Lib. Mort. fol. 24v.
  2. Todestag laut Lib. Mort. fol. 15 war der 12. Mai.
  3. Todestag laut ebd. fol. 17v war der 11. Dezember.
  4. „Capitaneus guardiae pontificis“, so seine Bezeichnung ebd.
  5. So Foppens, Biblioteca Belgica S. 21 mit Bezug auf das 1628 erschienene Werk von Franziskus Sweertius „Athena Belgica“.Dort findet sich auch ein von Adrianus Scorelius Batavus (Adrian Schoorl) verfasstes, aus vier Distichen bestehendes Lob- und Trauergedicht auf den Verstorbenen.
  6. Laut Krieg, Schweizergarde befehligte Todeschinus unter Papst Paul III. von 1531 bis 1537 die unter dessen Vorgänger Clemens VII. eingesetzte deutsch-schweizerische Leibgarde.
  7. Im August des Jahres 1566 befehligte er einen Trupp von 25 Schweizergardisten, die Papst Pius V. als Leibwache des Befehlshabers des päpstlichen Heeres zur Abwehr der in die Marken eingefallenen Türken gesandt hatte, vgl. dazu ebd. 100.
  8. Lib. Mort. fol. 24v.

Nachweise

  1. Chacon, Inscriptiones fol. 224v.
  2. Galletti Nr. 200.
  3. Mon. Sepulcralia 20.
  4. Forcella 3 Nr. 1108.
  5. NN., Inschriften fol. 325.

Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 113† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0011307.