Inschriften: Santa Maria dell’Anima

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)

Nr. 112† Santa Maria dell’Anima (1552) 1554

Beschreibung

Gemeinsames Grabdenkmal für den Prokurator Dr. Johannes Lem(m)eken und seine Frau Lucretia, ehemals im Boden vor der Markgrafen-Kapelle1), heute verschollen.

Nach Schrader.

  1. [DEO OPTIMO MAXIMO]a) IOANNI LEMMEKENb) GERMANO IVRE CONSVLTOc) PRIMARIO ET LVCRETIAE CORBINAE ROMEARd) [PAREN(TIBVS)]e) OPTIM(IS) ET IO(ANNI) BAP(TISTAE) AC VICTORIAE FRAT(RIBVS) DVLCISS(IMIS) HAERED(ES) FECER(VNT) VIXIT PAT(ER) ANN(OS) LXX MAT(ER) XL OBIIT HAEC IX K(ALENDAS) OCTO(BRIS) / MDLII ILLE XII K(ALENDAS) IVN(II) / MDLIIII

Übersetzung:

Dem besten und größten Gott (geweiht). – Für Johannes Lemmeken, den Deutschen, den ausgezeichneten Rechtskonsulenten, und Lucretia Corbina, die Römerin, die besten Eltern, und für die liebevollsten Geschwister Johannes Baptist und Victoria, haben die Erben (dieses Denkmal) machen lassen. Der Vater lebte 70, die Mutter 40 Jahre, diese starb am 9. Tag vor den Kalenden des Oktober (23. September) 1552, jener am 12. Tag vor den Kalenden des Juni (21. Mai) 1554.

Kommentar

Der laut Inschrift im Jahr 1484 geborene Johannes Lemeken2) war Kleriker aus dem Bistum Ratzeburg (Krs. Herzogtum Lauenburg) und Rektor des außerhalb der Mauern Hamburgs gelegenen Leprosen-Hospitals St. Georg. Offensichtlich mit einer Römerin verheiratet, trat er am 4. April 1511 der Anima-Bruderschaft bei, nahm regelmäßig an deren Sitzungen teil und lässt sich erstmals 1531 neben Kardinal Wilhelm van Enckenvoirt auch in offizieller Funktion als Provisor der Anima nachweisen3). Als Nachfolger des 1543 verstorbenen Quirinus Galler, Prokurator des Kurfürsten Albrecht von Brandenburg, Kardinal und Erzbischof von Mainz, war er gemeinsam mit dem damaligen Anima-Provisor Dr. Joseph Cincius4) für die letztlich erfolgreich abgeschlossene Ausmalung der Markgrafen-Kapelle durch den berühmten Maler Francesco Salviati verantwortlich5). So dürfte weder die Wahl seines Begräbnisplatzes6) ein Zufall sein, noch dass die beiden Kardinal Albrecht flankierenden Porträts offenbar seine beiden römischen Prokuratoren zeigen, rechts Johannes Lemeken und links Quirinus Galler.7) Lemeken hinterließ nach seinem Tod bei der Bruderschaft Schulden in Höhe von 384 Scudi, von denen auf Bitten der Erben mit Hinweis auf ihre Armut und die Verdienste ihres Vaters 234 Scudi erlassen wurden8).

Textkritischer Apparat

  1. Erg. nach Galletti.
  2. LEMEKEN Galletti.
  3. I. V. CONS. Galletti.
  4. Sic! Vermutlich für ROMANAE; ROM. Galletti.
  5. Erg. nach Galletti.

Anmerkungen

  1. Lib. Mort. fol. 16v und 17.
  2. Vgl. zum Folgenden die Angaben im Lib. Confr. 124.
  3. Vgl. Nagl, Urkundliches Nr. 156 S. 33f.
  4. Vgl. zu ihm Nr. 109.
  5. Vgl. Nr. 63 sowie ausführlich Hegener, Markgrafenkapelle 164-167.
  6. Da seine zuvor verstorbene Frau Lucretia ebenfalls vor der Markgrafenkapelle beigesetzt wurde (vgl. Lib. Mort. fol. 16v), könnte man hier eine Familiengruft als Begräbnisplatz annehmen.
  7. Vgl. Hegener, Markgrafenkapelle Abb. 4 und 5. – Eine exzellente Umzeichnung des Porträts von Galler findet sich bei Letarouilly 3 Taf. 275.
  8. Vgl. den Hinweis bei Schmidlin, Anima 352 Anm. 6.

Nachweise

  1. Schrader, Mon. Italiae fol. 144v.
  2. Galletti, Inscr. Rom. 3, S. 84, Nr. 66.
  3. Forcella 3 Nr. 1106.
  4. NN., Inschriften fol. 296v-297.

Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 112† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0011208.