Inschriften: Santa Maria dell’Anima
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)
Nr. 94† Santa Maria dell’Anima 1538
Beschreibung
Grabdenkmal des Bäcker-Ehepaars Wendelin Walck und Sebastiana Queckel aus Wimpfen, ehemals vor der Anna-Kapelle neben dem letzten Pfeiler1), seit unbekannter Zeit verschollen.
Nach Galletti.
WENDELINO WALCK DE / WIMPINA ET SEBASTIANE / QVECKEL GERMANIS CONIVGIBVS CO(N)CORDISSIMIS / PISTORIBVS OBIEREa) ALTER / PRIDIE NONAS MARTII / MDXXXVI • ALTER VERO / XI KAL(ENDAS) MARTII MDXXXVIII / IOANNES ET LVCRETIA FILII / PIENTISS(IMI) • PARENTIBVS / OPTIME MERITIS MESTISSIMIb) / POSVERVNT
Übersetzung:
Für das sehr einträchtig (lebende) deutsche Bäckerehepaar Wendelin Walck und Sebastiana Queckel aus Wimpfen; der eine (Ehepartner) starb am Tag vor den Nonen des März (6. März) 1536, der andere aber elf Tage vor den Kalenden des März (19. Februar) 1538. Die hoch betrübten Kinder Johannes und Lucretia ließen in größter Frömmigkeit ihren äußerst verdienten Eltern (dieses Denkmal) setzen.
Textkritischer Apparat
- Nebenform zu OBIERVNT.
- Sic!
Anmerkungen
- Lib. Mort. fol. 14.
- Vgl. dazu und zum Folgenden Lohninger, Anima 28f. und zur deutschen Bäckerbruderschaft ausführlich Schulz/Schuchard, Handwerker51ff.
- Vgl. zur Lage Colonna, Repertorio 187.
- Vgl. dazu Schuchard, Anima-Bruderschaft und die deutschen Handwerker 16ff.
- Nach Eck stammt Wendelin Walck vermutlich aus dem ehemals zum Gebiet der Reichsstadt Wimpfen gehörenden Dorf Biberach, in dem um 1900 noch eine Familie mit diesem Namen lebte.
Nachweise
- Schrader, Mon. Italiae 143.
- Galletti Nr. 296.
- Forcella 1093.
- NN., Inschriften fol. 336.
- Eck, Grabdenkmäler 379.
Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 94† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0009400.
Kommentar
Bald nach dem Zusammenschluss der meist aus dem süddeutschen Raum stammenden deutschen Bäcker in Rom im Jahr 1425 in einer Bruderschaft2) wird ihre enge Verbindung zur Anima deutlich: Wohl um ihre schon bestehende Gruft aufzuwerten, finanzierten sie die 1431 geweihte Bäckerkapelle in der neuen (gotischen) Kirche und unterhielten das Ewige Licht vor dem Altar. Doch bereits 1487 verließen die Bäcker die Anima und erbauten sich zwischen Piazza Navona und Campo dei Fiori ihre eigene kleine Bruderschaftskirche St. Elisabetta mit Spital und Zunfthaus3). Unter anderem dürfte darin der Grund für die deutlich schwächere Präsenz von Bäckern (und anderen Handwerkern) in der Anima im 16. Jahrhundert zu suchen sein4). Das im Bruderschaftsbuch nicht nachweisbare Ehepaar Walck/Queckel aus Wimpfen am Neckar5) bildet davon eine bemerkenswerte Ausnahme und zeigt, dass auch zu dieser Zeit nicht nur Kleriker und Adelige, sondern auch Handwerker bzw. Unternehmer in der Anima begraben werden konnten.