Inschriften: Santa Maria dell’Anima

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)

Nr. 88† Santa Maria dell’Anima 1529

Beschreibung

Grabplatte des Rotanotars Dietrich von Einem d. Ä., ehemals im Boden der Kirche zwischen den beiden Pfeilern in der Nähe zum Eingang der (heutigen) Sakristei1), heute verschollen. Zwischen der zweiten und dritten Zeile von unten befand sich ein Wappen.

Nach Chacon.

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) / THEODERICOa) DE EYNEM S(ANCTORVM) SIMO/NIS ET IVDE GOSLARIEN(SIS) P(RAE)P(OSI)TO ET / HILDESEMEN(SIS) ECCLESIA(RVM) CANONICO / AC PA(LATII) AP(OSTOLICI) CAVSAR(VM) NOTARIO QVI OBIIT / AN(NO) S(ALVTIS) N(OSTRA)E M D XXIX DIE XX MAI // THEODERICVSb) ROTAE N(OTARIV)S NEPOS PATRVO / B(ONAE) M(EMORIAE)c) FACIVNDVM CVRAVIT

Übersetzung:

Dem besten und größten Gott. Für Dietrich von Einem, Propst der Kirche St. Simon und Judas in Goslar und Domherr von Hildesheim sowie Notar an der Rota2), welcher starb im Jahr unseres Heils 1529 am 20. Mai. – Sein Neffe Dietrich, Notar an der Rota, hat dies seinem Onkel zum guten Gedenken machen lassen.

Wappen:
Einem3).

Kommentar

Der vermutlich aus dem südlichen Niedersachsen4) stammende Dietrich von Einem5) wurde am 2. Februar 1491 in die Anima-Bruderschaft aufgenommen. Als Rotanotar mehr als zwanzigmal in Hildesheimer bzw. Gandersheimer Prozessen erwähnt6), verzichtete er 1501 auf eine ihm zustehende Gandersheimer Kanonikerpfründe und erhielt dafür im Jahr 1504 die Propstei an St. Simon und Judas in Goslar. Zudem war er Domdekan zu Osnabrück, Domvikar zu Lübeck, Domherr von Hildesheim und Pfarrer von St. Magni in Braunschweig. In Rom fungierte er 1499 nicht nur gemeinsam mit dem päpstlichen Zeremonienmeister Johannes Burckard als Testamentsvollstrecker für Bischof Duerkopp von Schleswig7), sondern gehörte auch dem Kreis engagierter Kurialer an, die im gleichen Jahr den Abriss und Neubau der Animakirche beschlossen hatten; dazu steuerte er selbst im Jahr 1509 200 Dukaten bei. 1524 und auch noch im Jahr 1527 amtierte er als Anima-Provisor und war für die Schlussrechnung und Bezahlung der Arbeiten von Bartolomeo Lante verantwortlich. 1526 ist er mit einem 10-Personen-Haushalt im Rione Parione nachweisbar. Während des Sacco di Roma gelang ihm die Rettung der „wertvollen Rechte, Privilegien, Urkunden, Verträge und Originale des Hospizes“8), indem er die Urkunden und Dokumente in eine eisenbeschlagene Truhe legte und diese in seinem Wohnhaus bis zum Abzug der marodierenden Truppen sicher verwahrte. Sein für das Grabdenkmal sorgender gleichnamiger Neffe wird erstmals 1512 als Notar an der Rota erwähnt9).

Textkritischer Apparat

  1. HEODERICO Gualdi; Forcella.
  2. HEODERICVS Gualdi; Forcella.
  3. Denkbar wäre auch die Auflösung B(ENE) M(ERENTI), dem Wohlverdienten.

Anmerkungen

  1. Lib. Mort. fol. 6v (unter dem irrtümlichen Todesdatum 1519).
  2. Wörtlich übersetzt: der Sachen (= Prozesse) des apostolischen Palastes.
  3. Blühender (Drei)Berg, darauf eine zweiblütige Blume.
  4. Trotz Namensgleichheit gibt es wohl keine Verbindung mit der bekannten, in Einbeck ansässigen Adelsfamilie von Einem, die ein völlig anderes Wappen führte (vgl. dazu DI 42, Stadt Einbeck, Register). Er entstammt offenbar dem Osterroder Zweig der niederadeligen Familie, vgl. dazu den Hinweis bei Schuchard/Schulz, Thomas Giese 154 Anm. 314.
  5. Vgl. zum Folgenden Lib. Confr. 100 sowie Götting, Bistum Hildesheim 1, 427.
  6. So Hilling, Rota 50.
  7. Vgl. dazu und zum Folgenden Schmidlin, Anima, Registereinträge.
  8. Vgl. dazu Spatzenegger, Archiv 113.
  9. Vgl. Hilling, Rota 124 Nr. 100.

Nachweise

  1. Chacon, Romanas Epitafios fol. 222v.
  2. Gualdi (B) fol. 364 (mit Nachzeichnung des Wappens).
  3. Forcella 3 Nr. 1089.

Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 88† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0008801.