Inschriften: Santa Maria dell’Anima

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)

Nr. 80† Santa Maria dell’Anima 1526

Beschreibung

Grabdenkmal für den Propst Dr. Joachim Plate aus Kammin in Westpommern; ehemals vor der Pietà-Kapelle1), heute verschollen.

Nach NN.

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) / D(OMINO) IOACHIM PLATE CAMINEN(SIS) / SCOLASTICO ET COLBERGENS(SIS) ECCLE/SIARVM PRAEPOSITOa) INTERPRETI AC / PROTONOTARIOb) PRVDENTIA ET FIDE / PROBATISSIMO EO AGENTE AETATIS / SVAE ANNVM XLIIII CVM CHRISTIANISS(IMVM) / SPIRITVM DEPOSVISSET / DIE XIc) IVLII MDXXVI / D(OMINI) ZVTPHELDVS WARDENBERGH ET / IO(ANNES) BORGER SCRIPTORES AP(OSTO)LICI AC / DAVID BRVNSWICK ROTAE NOTARIVS / EXECVTORES ET AMICI FACIENDVM / CVRARVNTd)

Übersetzung:

Dem größten und besten Gott. – Für Herrn Joachim Plate aus Kammin, Scholaster und Propst der Kirchen zu Kolberg, interpres und Notar an der Rota, der sein Leben mit Umsicht und tiefstem Glauben 44 Jahre lang führte, gab seinen christlichsten Geist auf am 11. Juli 1526. Die Herren Zutfeld Wardenberg und Johannes Borger, apostolische Schreiber, sowie David Brunswick, Rota-Notar, alle (drei) Testamentvollstrecker und Freunde, haben (dieses Denkmal) machen lassen.

Kommentar

Dr. Joachim Plate, Domscholaster von Kammin und Propst zu Kolberg in der westpommernschen Diözese Kammin, lässt sich ab 1519 in dem hartnäckig geführten Streit um die Besetzung der Pfarrei St. Petri in Rostock2) mehrfach nachweisen. Dabei fungierte der als Testamentsvollstrecker genannte Mag. David Brunswick, Dekan von Kolberg, als dessen Bevollmächtigter. Dr. Zutfeld Wardenberg3) hingegen war zu dieser Zeit als Administrator des Stiftes Schwerin und Archidiakon zu Rostock für die Vergabe der Pfarrstelle zuständig. Wardenberg trat sein römisches Amt als apostolischer Skriptor am 29. Dezember 1522 an und hatte dafür 2800 Dukaten zu entrichten4). Offenbar um den Streit um die Besetzung direkt in Rom vor den kurialen Behörden zu regeln, reiste Plate nach Rom, wurde dort am 29. März von Wardenberg empfangen, verstarb aber kurze Zeit später und wurde auf Veranlassung seiner Freunde5) in der Anima begraben.

Textkritischer Apparat

  1. Bei Schrader folgt IVR., bei Galletti und Forcella I. V. wohl für IVR(IS) bzw. I(VRIS) V(TRIVSQVE).
  2. Sic! für ROTAE NOTARIO so Schrader, Galletti, Forcella. – Plate ist in der Tat in den Jahren 1511 bis 1514 als Rotanotar belegt, freundlicher Hinweis von Dr. Christiane Schuchard, Schreiben vom 8. August 2012.
  3. XII Schrader, Galletti, Forcella.
  4. Bei Schrader (und ihm folgend) Forcella folgen zwei Distichen, die allerdings nicht hierher, vielmehr zur Grabinschrift des Johannes Copis gehören (vgl. Nr. 120).

Anmerkungen

  1. Lib. Mort. fol. 12v.
  2. Vgl. dazu und zum Folgenden Lisch, Pfarre 89ff.
  3. Der aus Stralsund stammende, seit 1500 in Rom lebende Zutfeld Wardenberg gilt als einer der am reichsten bepfründeten norddeutschen Kleriker seiner Zeit. 1509 bis 1516 fungierte er als Kurienprokurator der Herzöge von Mecklenburg und ab1517 als Administrator des Bistums Schwerin. 1522 kehrte er nach Rom zurück und wurde 1527 während des Sacco di Roma erschlagen; vgl. zu ihm ausführlich Schuchard/Schulz, Thomas Giese 29-32.
  4. Vgl. Göller, Ämterkauf 989. – Er war der Nachfolger des ebenfalls in der Anima bestatteten Camillo Eliazario, vgl. Nr. 73.
  5. Der Rotanotar Johannes Borger verstarb 1539 und wurde ebenfalls in der Anima bestattet, vgl. Nr. 95.

Nachweise

  1. Schrader, Mon. Italiae 143.
  2. NN. Inschriften Anima fol. 34 Nr. 79.
  3. Galletti Nr. 99.
  4. Forcella 3 Nr. 1083.
  5. NN. Inschriften fol. 317.

Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 80† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0008009.