Inschriften: Santa Maria dell’Anima
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)
Nr. 76† Santa Maria dell’Anima 1524
Beschreibung
Grabdenkmal für den Mainzer Dekan Johannes Büren, ehemals vor dem Eingang zum Chor1), heute verschollen. Zwischen Todesdatum und abschließendem Hexameter der „tabula marmorea“2) befand sich ein Wappen.
Nach Chacon.
D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO)a) / IO(ANNI) BVREN FRIZLARIENS(I) S(ANCTI) / IO(ANNIS) MOGVNT(INI) DECANO APO(STOLICAE) POEN(ITENTIARIAE) / PROC(VRATORI) FIDE MODESTIA AC DILIGENTIA IN AMICOS / EXIMIA QVOD SA(N)C(TVM) GERMANO(RVM) / HOSP(ITALE) VRBANV(M) HEREDIS / LOCO ESSE IVSSERIT / CVRATORES TESTAMENTI / PATRIAE PIETATI MONVM(ENTVM) / P(OSVERVNT) EXCESSIT A(NNO) D(OMINI) M D XXIIIIb) / XV KAL(ENDAS) DEC(EMBRIS) //CEDVNT VIRTVTI / TEMERANTES CVNCTA SORORES
Übersetzung:
Dem größten und besten Gott. – Für Johannes Büren aus Fritzlar, Dekan von St. Johannis zu Mainz, Prokurator der apostolischen Pönitentiarie, herausragend wegen seiner Treue, Bescheidenheit und ausgezeichneten Zuvorkommenheit seinen Freunden gegenüber. Weil er das heilige Hospital der Deutschen in der Stadt (Rom) als Erben eingesetzt hat, haben die Testamentsvollstrecker aufgrund seiner väterlichen Liebe dieses Denkmal errichten lassen. Er starb im Jahr des Herrn 1524 am 15 Tag vor den Kalenden des Dezember (17. November) – Der Tugend weichen die alles vergiftenden (todbringenden) Schwestern3).
Versmaß: Ein Hexameter.
Büren4). |
Textkritischer Apparat
- Zeilentrennung nach Gualdi.
- MDXIIII Schrader.
Anmerkungen
- Lib. Mort. fol. 12v; das Grab befand sich neben dem des 1507 verstorbenen Dr. Eberhard Kadmer, vgl. Nr. 60.
- So Chacon.
- Vermutlich sind damit die drei Parzen gemeint, die in der Antike als Schicksalsgöttinnen angesehen, in Mittelalter und früher Neuzeit dann eher als Personifikationen des Todes verstanden wurden; vgl. dazu Blisniewski, Parzen pass.
- Ein wellenförmiger Schrägbalken.
- Vgl. zum Folgenden Schuchard, Testamente 310ff. sowie die Nachweise bei Schmidlin, Anima, Register.
- Vgl. den Hinweis bei Lohmann, Franziskaner 47.
- ASMA Instr. Litt. B, Tom. I, fol. 339-342 (vgl. auch ASMA C Fasz. 4 Nr. 38) sowie die Edition des Testamentes bei Schuchard, Testamente 317-320. – Für die Errichtung seines Grabdenkmals sollten 25 Dukaten aufgewendet werden.
- Vgl. Lib. Confr. 254.
- Vgl. die vorhergehende Nr..
- Vgl. Nrn. 219f.
Nachweise
- Chacon, Romanas Epitafios fol. 217vf.
- Schrader, Mon. Italiae S. 147.
- Gualdi (B) fol. 367 (mit Nachzeichnung des Wappens).
- Forcella 3 Nr. 1079.
- NN., Inschriften fol. 321.
- Schmidlin, Anima 347 Anm. 2 (nur Hexameter).
Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 76† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0007605.
Kommentar
Der Mainzer Dekan, spätere Pönitentiarie-Prokurator und römische Hafenpräsident Johannes Büren5), seit 2. Februar 1496 Mitglied der Bruderschaft, gehörte zu dem kleinen Kreis deutschsprachiger Kurialer, die am 9. November 1509 über die Finanzierung der neuen Kirche berieten und selbst namhafte Summen beisteuerten; dabei kamen von Büren, der auch zu einem der Kollektoren bestimmt wurde, 25 Dukaten. Im Jahr 1516 diente er als Vermittler zwischen der Kurie und der Stadt Fritzlar, die in Rom um die Autorisation zur Reform ihres Franziskanerklosters nachsuchte6). In den zwanziger Jahren fungierte Büren als Anima-Provisor. Sein erhaltenes Testament vom 16. November 15247) regelt nicht nur Begräbnis und Jahrzeit in der Anima, sondern gibt auch über seine Stiftungen Auskunft. Die Anima erhielt unter anderem sein links neben dem Gasthof „Zur Glocke“ gelegenes, mit einem alten Turm verbundenes Haus am Campo de' Fiori. Zudem hinterließ er der Anima 250 Dukaten für die Ausarbeitung des Hauptportals der neuen Kirche8) sowie ein mit seinem Wappen und seinen Initialen versehenes Altartuch aus Damast9). Das Testament fertigte der Notar Eberhard Ferber aus, als Testamentsvollstrecker fungierten Bischof Johannes Copis10), Johann Albrecht von Brandenburg-Ansbach, Dr. Georg Busch, Generalprokurator des Deutschen Ordens in Rom, sowie die Kurialen Wolfgang Goler und Dietrich Spar.