Inschriften: Santa Maria dell’Anima
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)
Nr. 73 Santa Maria dell’Anima, Innenhof 1523
Beschreibung
Epitaph für den Bologneser Patrizier Camillo Eliazario und seinen Sohn Paolo. Ursprünglich innen an der Wand rechts neben dem Hauptportal, wurde es vermutlich um 1750 an seinen heutigen Standort an die Nordwand des Innenhofs versetzt1) (Plan Nr. 104). Ädikula aus hellem Marmor. Über breitem Sockel hochrechteckige profilierte Tafel mit zwanzigzeiliger, schwarz gefasster Grabinschrift (B), flankiert von zwei Pilastern, geschmückt mit zwei überdimensionalen ovalen Wappenschilden. Über dem Gebälk ein (heute leerer) halbrunder Volutenaufsatz2), darüber ein Tondo mit der Porträtbüste des Verstorbenen.
Maße: H. ca. 320, B. 155, Bu. 3 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
• D(EO) • O(PTIMO) • M(AXIMO) • / CAMILLOa) ELIAZARIO PATRI/TIO BONONIEN(SI) AB SCRIB/ENDIS AP(OSTOLICIS) LITTERIS CEN/TVMVIRO MAGNIS ROMANORVM PONT(IFICVM)b) SACRIQ(VE) SENA/TVS NEGOTIIS PRAEFECTO / PAVLOQVEa) EIVS FILIO SVM/MAE SPEI PVERO ROMAE / NATO HVIC IN AGRO TIBV/RTINO ILLI IN NARNIENSI / DEFVNCTIS / W(ILHELMVS) CARDINALIS DERTVSEN/SIS EXECVTOR TESTAMEN/TI EIVS CURA TRANSLA/TIS IN VRBEM OSSIBVS / B(ONAE) M(EMORIAE)c) POS(VIT) / VIXIT PATER • AN(NOS) LIIII • / FILIVS • XI •
Übersetzung:
Dem besten und größten Gott. – Für Camillo Eliazario, Patrizier aus Bologna, apostolischer Skriptor, Centumvir und Präfekt in wichtigen Angelegenheiten der römischen Päpste und des heiligen Senats (des Kardinalskollegiums, Anm. d. Verf.), und für dessen Sohn Paolo, einem hoffnungsvollen Knaben, geboren in Rom. Dieser ist in Tivoli verstorben, jener in Narni. Wilhelm Enckenvoirt, Kardinal von Tortosa und sein Testamentsvollstrecker, hat ihre Gebeine sorgsam in die Stadt bringen und zum guten Gedächtnis (dieses Monument) errichten lassen. – Der Vater lebte 54 Jahre, der Sohn 11.
Eliazario3) | Eliazario. |
Textkritischer Apparat
- Anfangsbuchstabe erhöht.
- Befund PONTT mit erhöhtem zweitem T.
- Möglich wäre auch B(ENE) M(ERENTIBVS) (den Wohlverdienten).
Anmerkungen
- Grund war vermutlich die Translozierung des Epitaphs Andreas von Österreich (†1600) an diese Stelle; vgl. dazu Lohninger, Anima 112 und den Hinweis auf den ursprünglichen Standort in Lib. Mort. fol. 7.
- Die aus der 1. Hälfte des 17. Jh. stammende Nachzeichnung im Codex Albani (s. Abb.) zeigt noch an dieser Stelle die inzwischen verschollene Büste des Knaben.
- Unter Schildhaupt drei 3:2:1 gestellte Kugeln.
- Vgl. Göller, Ämterkauf 398. – Sein Nachfolger wurde Zutfeld Wardenberg (vgl. Nr. 80), der dafür 2800 Dukaten zu entrichten hatte.
- Lohninger, Anima 112.
- Göller, 79.
- Vgl. Nr. 98.
Nachweise
- Chacon, Romanas Epitafios fol. 223v.
- Codex Albani fol. 168 (nur Nachzeichnung mit Wappen, ohne Inschrift).
- Forster, Inschriften fol. 20.
- Forcella 3 Nr. 1153.
- NN., Inschriften fol. 292.
- Nikitsch, Papst Hadrian VI. 24 mit Abb. 5.
- Nikitsch, Netzwerke 292f. mit Abb. 5.
Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 73 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0007308.
Kommentar
Die gleichstrichig, ohne erkennbare Linksschrägenverstärkung ausgeführte Kapitalis zeigt an Besonderheiten L mit auffallend kurzem Balken und R mit stachelförmiger, raumgreifender Cauda.
Der einem Bologneser Patriziergeschlecht entstammende Camillo Eliazario wird in einem Register Papst Hadrians VI. am 29. Dezember 1522 als ehemaliger „scriptor litterarum“ genannt4). Er hinterließ der Anima ein Legat von 200 Dukaten5). Sein Sohn Paul, im gleichen Register als „scolaris Romanus“ bezeichnet, verstarb offenbar vor dem 29. Januar6). Wie im Falle des 1523 verstorbenen, ebenfalls aus Bologna gebürtigen Bartholomeo Saliceto7) verwundert der Umstand, dass sich ein nicht aus dem Heiligen Römischen Reich stammender Italiener in der Anima beisetzen ließ. Vermutlich lässt sich dies mit dem Einfluss seines Testamentsvollstreckers, des mit der Anima eng verbundenen Kardinal Enckenvoirt8) erklären. Das undatierte Grabdenkmal dürfte nach dem Tod des Sohnes im Jahr 1523 hergestellt worden sein.