Inschriften: Santa Maria dell’Anima

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)

Nr. 70† Santa Maria dell’Anima (1511) 1518

Beschreibung

Gemeinsames Grabdenkmal für den Dekan Conrad Glatz aus Bayreuth und den Pfarrer Stephan Wisinger aus Zell, ehemals im Boden vor der ehemaligen Sakristei in der Nähe der Pietà-Kapelle1), heute verschollen.

Nach Galletti.

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) / CONRADO GLATZa) DE BARREVTb) S(ANCTI) GAN/GOLFI BAMBERGAE DECANO ET CANONICO PRAEPOSITO COLVMBARIEN(SI) / AC STEPHANO WISINGER EX ZELLc) ECCLESIAR(VM) / IN AGEWANGd) ET ROTENKIRCHEN / PASTORI VIRIS VIRTVTE MORVM(QVE) INTE/GRITATE CLARISS(IMIS) QVI DECESSERVNT / ILLE TERTIO K(A)L(ENDAS) NOVEMB(RIS) MDXI / HIC VNDECIMO K(A)L(ENDAS) IANV(ARII) MDXVIII / GASPAR WIRTe) EPISCOPALIS CELLAE / CONSTANTIEN(SIS)f) PRAEPOSITVS AMICIS / BENEMERENTIBVS POSV(IT) /VIRTVTI STVDEAS BONA NEC DIFFERTO VIATORSIC TVA POST CINERES GLORIA MAIOR ERATg)

Übersetzung:

Dem besten größten Gott. - Dem Conrad Glatz aus Bayreuth, Dekan und Kanoniker von St. Gangolf in Bamberg, Propst in Kolmar, und auch dem Stephan Wisinger aus Zell, Pastor der Kirchen in Agewang und Rotenkirchen, den durch Tugend und Sittenreinheit überaus glänzenden Männern, welche verstorben sind, jener am 3. Tag vor den Kalenden des Novembers (30. Oktober) 1511, dieser am 11. Tag vor den Kalenden des Januars 1518 (22. Dezember 1518), seinen wohlverdienten Freunden hat Kaspar Wirt, Propst zu Bischofszell in der Diözese Konstanz (dieses Denkmal) gesetzt. – Wanderer, bemühe Dich um Tugend und schiebe Gutes nicht auf, dann erst wird deiner Asche größerer Ruhm folgen.

Versmaß: Ein Distichon.

Kommentar

Während Stephan Wisinger in den Quellen bislang nicht nachweisbar ist, gehörte Konrad Glatz (Glantz)2) der Anima-Bruderschaft an3). Der gut bezeugte, aus St. Gallen stammende und seit 1487 als Prokurator in Rom nachweisbare Testamentsvollstrecker Dr. Kaspar Wirt4) war reich bepfründet, darunter mit der Propstei des Chorherrenstiftes St. Pelagius zu Bischofszell (Kanton Thurgau) in der Schweiz. In Rom auch als apostolischer Sollizitator und Abbreviator tätig, gehörte er zu dem Kreis engagierter Kurialer, die den Neubau der Animakirche maßgeblich vorantrieben5). Von November 1506 bis Juli 1509 fungierte er als Hauptprovisor und Bauleiter und stellte 1509 100 Dukaten der Baukasse zur Verfügung. 1525 nochmals als Provisor nachweisbar, wurde er 1527 während des Sacco di Roma ausgeplündert, verlor dabei sein Vermögen und verstarb am 17. März 1530. Seine Grabinschrift ist nicht überliefert.

Textkritischer Apparat

  1. CLAETZ Schrader.
  2. Befund DEBARREUT; DE BARRENT Chacon; Forcella.
  3. Befund EXZEII.; EX ZELIUS Chacon.
  4. IN AGEVUANG Chacon.
  5. VUIRT Chacon.
  6. Fehlt DIOCESIS.
  7. Sic! für ERIT, so bereits Schrader.

Anmerkungen

  1. Lib. Mort. fol. 6.
  2. So Kist, Matrikel Nr. 2039.
  3. ASMA, Lib. Rec. 1 fol. 348r-v, freundlicher Hinweis Dr. Christiane Schuchard vom 8. August 2012.
  4. Vgl. zu ihm Meyer, Zürich 209ff.
  5. Vgl. dazu und zum Folgenden Schmidlin, Anima, Register.

Nachweise

  1. Rybisch, Monumenta Taf. 53 (nur Distichon).
  2. Chacon, Inscriptiones fol. 183.
  3. Schrader, Mon. Italiae 143.
  4. Chacon, S. Maria de Anima fol. 224 (nur Distichon).
  5. Galletti Nr. 94.
  6. Forcella 3 Nr. 1074.
  7. NN., Inschriften fol. 329.

Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 70† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0007001.