Inschriften: Santa Maria dell’Anima

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)

Nr. 63 Santa Maria dell’Anima, Markgrafen-Kapelle 1515

Beschreibung

Bauinschrift als Jahreszahl im Scheitel der Markgrafen-Kapelle1). Von zwei Puttenhermen flankiertes Vollwappen, darunter in einer zweiten hochrechteckigen Kartusche Jahreszahl in erhaben ausgeführten römischen Ziffern in drei Zeilen. Je zwei weitere stuckierte Wappen finden sich einerseits über den Kapitellen der Frieszone des Gebälks unterhalb der Kalotte, andererseits auf den Marmorsockeln der Säulen neben der Altarmensa.

Schriftart(en): Kapitalis.

Santa Maria dell’Anima, Rom (Dr. Ingo Seufert) [1/1]

  1. M D / XII / IIIa)

Wappen:
(Kardinal) Albrecht von Brandenburg2).

Kommentar

Die durch die Verlängerung der neuen Kirche gewonnene Kapelle3) vorne im südlichen Seitenschiff wurde bereits am 23. November 1510 gemeinsam mit dem Chor und der gegenüber liegenden Pietà-Kapelle geweiht. Da ab 1514 die Finanzierung der Ausstattung durch den Mainzer Kurfürsten und Erzbischof (und 1518 zum Kardinal erhobenen) Albrecht von Brandenburg4) gesichert war, konnte mit dem Aufbau des Altars begonnen werden, vermutlich durch Bartolomeo Lante, der die Marmor- und Travertinverkleidung aller Kapellen der Anima ausführte: Die Jahreszahl 1515 dürfte den vorläufigen Abschluss dieser Arbeiten bezeichnen. Den Altartisch flankieren zwei auf Sockeln ruhende korinthische Säulen aus Buntmarmor mit Architrav und halbrundem Giebel. Aus unbekannten Gründen geriet die weitere Ausschmückung der Kapelle mit Fresken ins Stocken. Sie erhielt erst nach 1526 bzw. zwischen 1541 und 1550 durch den namhaften Florentiner Maler Francesco Salviati ihre heutige Form5).

Textkritischer Apparat

  1. 1514 Schulte.

Anmerkungen

  1. Gelegentlich auch Kreuz- oder Zenturio-Kapelle genannt.
  2. Es handelt sich im Gegensatz zu den vier anderen neunfeldigen Wappen um das 15feldige sogenannte Große Wappen mit Kardinalshut, vgl. dazu die genaue Blasonierung bei Hegener 158. Wie Hegener ebd. nachweist, dürfte es sich bei dem Wappen ursprünglich ebenfalls um das neunfeldige gehandelt haben, wie es vor Albrechts Ernennung zum Kardinal am 24. März 1518 gebräuchlich war, das dann nach 1529 übermalt und um sechs Felder und den Kardinalshut erweitert wurde.
  3. Vgl. zum Folgenden Lohninger, Anima 90ff., Buchowiecki 2, S. 427ff. und zuletzt Knopp/Hansmann 48ff.
  4. Albrecht wurde am 18. Januar 1514 in Abwesenheit gegen die Zahlung von 5 Dukaten in die Anima-Bruderschaft aufgenommen, vgl. Lib. Confr. 42f. Er stellte für den Schmuck der Kapelle insgesamt 1000 Goldgulden zur Verfügung, vgl. dazu die Hinweise bei Hegener 148 Anm. 50.
  5. Vgl. dazu Nova, pass. und jetzt ausführlich Hegener, pass. – Dargestellt sind im Altarbereich der kniende Albrecht von Brandenburg als lebensgroße Figur vor dem Altarbild mit der Beweinung Christi. Die flankierenden Bildnisse zeigen Portraits seiner damaligen Prokuratoren Quirinus Galler (†1543) und Johannes Lemeken (†1554, vgl. Nr. 112), die sich in der Kapelle begraben ließen. „... die gesamte Ausstattung zählt zum Qualitätvollsten, das im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts in Rom geschaffen wurde“, so Hegener 139.

Nachweise

  1. v. Graevenitz, Deutsche in Rom 127.
  2. Schmidlin, Anima 238.
  3. Schulte, Fugger 1 S. 205.
  4. Knopp/Hansmann, Anima 49.
  5. Nova, Salviati 357 Abb. 1.
  6. Hegener, Markgrafenkapelle 157 mit Abb. 10.

Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 63 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0006300.